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ranSicht: Was vom Wochenende bleibt ...

  • Aktualisiert: 11.05.2015
  • 20:44 Uhr
  • ran.de/Tobias Drews
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© SAT.1 / Martin Saumweber
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Nach seiner Niederlage gegen Fedor Chudinov ist unklar, was nun mit Felix Sturm passiert. ran-Boxexperte Tobias Drews über den 36-Jährigen und die die Uneinigkeit der Punkterichter beim WM-Kampf.

München - Felix Sturm (36) hat es nicht geschafft. Als erster Deutscher wollte er zum fünften Mal einen WM-Titel erboxen, scheiterte aber nach Punkten an dem jungen Russen Fedor Chudinov (27), der erst seinen 13. Profikampf bestritt.

Diese Niederlage kam für Sturm überraschend, die Art und Weise wie sie zu Stande kam, verwunderte doch viele. Sturm präsentierte sich unbeweglich und ideenlos und konnte den Weg der einmal eingeschlagenen falschen Taktik im gesamten Kampfverlauf nicht mehr verlassen. Mal boxt Sturm absolute weltklasse - wie zuletzt gegen Robert Stieglitz, dann wieder viel zu weit von seinem eigentlichen Leistungsvermögen entfernt.

Sollte er seine Andeutung vom späten Samstag Abend wahr machen, stünde dem deutschen Boxen ein spürbarer Klimawandel bevor: kein Sturm mehr, wenn es denn zum Rücktritt des vierfachen Weltmeisters im Mittelgewicht kommen sollte.

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Uneinigkeit bei den Punktrichtern

Auf meinem Punktzettel stand am Ende ein 115:113 für Chudinov. Nachdem ich den Kampf erneut gesehen habe, ist meine Bewertung zu knapp ausgefallen.

Ich hatte auch die 12. Runde für Sturm gewertet – keine Ahnung, warum ich am Kampfabend diesen Eindruck hatte. Denn das war eine Chudinov-Runde, die ich also dem falschen Punktekonto gutgeschrieben habe. 

Die Punktrichter werteten:

118:110 Chudinov - hier gewann Sturm nur die Runden 3 und 7

116:112 Chudinov - hier gewann Sturm nur die Runden 2, 5, 6, 7

116:112 Sturm - hier gewann Sturm die Runden 1, 2, 3, 6, 7, 10, 11, 12

Dabei fällt auf: Die drei Punktrichter haben nur vier Runden übereinstimmend gepunktet, die Runde 7 für Sturm, die Runden 4, 8 und 9 für Chudinov. Ansonsten war bei der Bewertung der Runden jeweils ein Punktrichter anderer Meinung als seine Kollegen.

Feigenbutz scharrt schon mit den Hufen

Um Fehlurteilen vorzubeugen, wurde in den USA vor einiger Zeit mal mit dem sogenannten "Consensus Scoring" experimentiert. Das bedeutet, dass man für jede Runde eine Mehrheitsentscheidung der Punktrichter ermittelt, anstatt alle drei Punkturteile zu veröffentlichen. Wenn also alle drei oder zwei Punktrichter die Runde gleich beurteilen, ist dies die "offizielle" Bewertung.

Wenn man dieses System auf Sturm vs. Chudinov anwendet, ergibt sich eine finale Wertung von 116:112. In dieser Bewertung gewinnt Sturm die Runden 2, 3, 6 und 7. Deutlich zu wenig, um das Duell für sich zu entscheiden. Wie es mit Sturm weitergeht, bleibt abzuwarten. Er hat eine Auszeit angekündigt, will nach Mekka pilgern und dann über seine weiteren Schritte nachdenken.

Vielleicht gibt es für die deutschen Box-Zuschauer aber schon bald ein Wiedersehen mit Fedor Chudinov. Denn in der Rangliste der WBA findet sich auch der Karlsruher Vincent Feigenbutz in aussichtsreicher Platzierung. Und ansonsten hat die WBA ja nun auch noch einen Interims-Titel im Gewichtslimit des Supermittelgewichts, der seit Samstag vakant ist.


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