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Tobias Drews: Abraham vs. Stieglitz - es ist Zeit für ein Statement

  • Aktualisiert: 17.07.2015
  • 14:31 Uhr
  • ran.de / Tobias Drews
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© 2013 Getty Images
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Vor dem vierten Duell zwischen Arthur Abraham und Robert Stieglitz (live in SAT.1 und auf ran.de) analysiert ran-Kommentator Tobias Drews die Stärken der beiden Boxer und schätzt die Siegchancen der Kontrahenten ein. 

München - Um es gleich zu Beginn deutlich zu sagen: Ich freue mich auf das vierte Duell von Arthur Abraham und Robert Stieglitz (live in SAT.1 und auf ran.de). Und habe kopfschüttelnd viele der kritischen Kommentare zu diesem Duell gelesen. Dass es doch überflüssig sei und die Welt es nicht brauche. Quatsch!

Zum einen muss Abraham dieses Duell machen, denn der Weltverband WBO, dessen Titelträger er ist, führt Robert Stieglitz an der Ranglistenposition eins, es handelt sich um eine Pflichtverteidigung. Boxt Abraham nicht gegen Stieglitz, ist er seinen Titel los. Das alleine reicht schon als Argument aus, um diesen Kampf zu veranstalten.

Doch es gibt noch eine Reihe anderer Gründe: Die bisherigen Begegnungen von Abraham und Stieglitz im Ring waren spannend, elektrisierend und auch überraschend: dass der bislang einzige vorzeitige Erfolg in den vergangenen drei Duellen ausgerechnet von Stieglitz verbucht werden konnte, hätten wohl die wenigsten so erwartet. Zu klar die Kategorisierung der beiden: der fleißige Arbeiter, mit vielen Aktionen: Robert Stieglitz. Der Boxer mit dem sprichwörtlichen "Abrahammer": Arthur Abraham.

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Schlagstatistik spricht für Stieglitz

Warum sollte nun ausgerechnet das vierte Aufeinandertreffen langweilig werden? Und wäre es wirklich interessanter, sportlich wertvoller oder irgendwie besser, wenn Abraham sich im Ring mit den Herren Blake Caparello, Zac Dunn oder Yuzo Kiyota messen würde? Noch nie gehört? Genau so geht es wohl vielen, die Herrschaften sind aber ebenfalls in der WBO-Rangliste in der Top 15, hätten also vom Weltverband auch grünes Licht für einen Kampf um den Gürtel.

Dann doch aber lieber Stieglitz, der im letzten Duell der beiden in der Schlussrunde zu Boden musste und sehr knapp nach Punkten verlor. Zwei Punktrichter hatten Abraham in Front, einer votierte für Stieglitz. Der Magdeburger führt dennoch die (inoffizielle) Schlagstatistik an: 324-305 steht es nach den bisherigen Duellen nach Treffern (Quelle: Compubox). Wenn es sich bei den Kämpfen um eine Amateur-Weltmeisterschaft zu Zeiten der Punktemaschine gehandelt hätte, bei denen nur die Anzahl der Treffer gewertet wurde, hätte Stieglitz mindestens einen Sieg mehr auf der Habenseite. Aber bei den Profis geht es um mehr: die Schlaghärte findet Berücksichtigung, die Art der Kampfesführung ebenfalls und auch das Vermeiden eines Treffers (durch Abfangen auf der Deckung oder Meidbewegung) mit anschließender eigener Aktion wird anders bewertet als ein "einfacher" Treffer aus der Distanz. Man kann also durchaus eine Runde gewinnen, obwohl man weniger Treffer gelandet hat als der Gegner, wenn die Qualität der Schläge entsprechend ist.

Unterschiedliche Kämpfe

Überhaupt - Treffer und Schlagstatistik: In Duell 1 traf Stieglitz mehr als sein Gegner (148-138), aber die härten Treffer (45% Treffer mit der Schlaghand) brachten Abraham den Punktsieg.

Kampf 2: Feuerwerk von Robert Stieglitz: 70 Treffer aus 203 Schlägen gegen Abrahams 27 aus 107 Versuchen – Ende in Runde 4.

Kampf 3: Abraham bestimmte über weite Strecken das Tempo, hatte mehr Treffer (Gesamt 31% zu 22% Trefferquote). Besonders hoch war der Unterschied bei der Anzahl der Jabs, mit denen Abraham den Kampf bestimmen konnte.

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Es ist Zeit für ein Statement!

Abraham ist schwer zu stoppen, wenn er seinen Jab sauber und oft einsetzt. Gefährlich kann es für Stieglitz werden, wenn er mit der Defensivstrategie aus dem Sturm-Kampf antritt: Da gelang es Sturm, mehr als 50% seiner Schlaghände ins Ziel zu bringen. Das könnte gegen den präzise und hart schlagenden Abraham sehr schmerzhaft werden.

Für den Kampf am Wochenende gilt: Es ist Zeit für ein Statement! Beide Boxer nähern sich dem Karriereende und wollen die letzten Jahre mit Glanz und Gloria über die Ziellinie bringen. Ich erwarte einen packenden Kampf über die volle Distanz von zwölf Runden. Es werden enge Runden dabei sein, die man knapp dem einen oder anderen der Boxer gutschreiben kann. Für mich ist Weltmeister Abraham der Favorit in diesem Fight, aber ein Sieg von Stieglitz würde mich auch nicht sonderlich überraschen: die Chancen stehen 55:45 zugunsten von Abraham.

Nur eines wäre wirklich überraschend: wenn es nicht wieder ein packendes und mitreißendes Duell werden würde. Denn beide Boxer wissen: Es ist Zeit für ein Statement. Vielleicht sogar mit einem vorzeitigen Erfolg? Das wäre ein würdiger Abschluss einer besonderen boxerischen Rivalität.

Was sonst noch interessant ist: 

- Das vierte Duell zwischen Abraham und Stieglitz soll der Schlusspunkt der Ringrivalität sein. Bei anderen Kämpfern hat das deutlich länger gedauert. So standen Ted "Kid" Lewis und Jack Britton 20-mal zusammen im Ring, unter anderem um die Weltmeisterschaft im Weltergewicht (im Jahre 1917). Den Rekord jedoch halten zwei andere Londoner: Mike Sweeney und Danny Cripps trafen zwischen 1906 und 1921 sagenhafte 63-mal gegeneinander an.

- In den Ranglisten der vier großen Weltverbände finden sind eine Reihe Boxer aus Deutschland. Neben dem Weltmeister Arthur Abraham sind das: Robert Stieglitz (WBO#1), Felix Sturm (WBA#4), Vincent Feigenbutz (WBO#3, WBA#7), Tyron Zeuge (WBO#7, IBF#13) und Eduard Gutknecht (WBO#12).

- Im Kampfgericht in Halle/ Westfalen wird auch wieder eine Frau sitzen. Die erste Frau, die einen WM-Titelkampf gepunktet hat, war Eva Shain (USA). Sie wertete den WM Kampf im Schwergewicht zwischen Muhammad Ali und Earnie Shavers in New York am 29. September 1977.

- Den zweiten Hauptkampf am Samstag bestreitet Vincent Feigenbutz: Er kann der jüngste Weltmeister im Supermittelgewicht der Geschichte werden - wenn er nach dem Interims-Titel dann auch bei Gelegenheit um den richtigen WM-Titel boxt. Feigenbutz ist aktuell 19 Jahre alt. Bislang jüngster Weltmeister im Gewichtlimit bis 76,2 kg ist der US-Amerikaner Darrin van Horn, mit 22 Jahren, 8 Monaten und 11 Tagen. 


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