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Eberl: "Immer häufiger haarsträubende Fehler"

  • Aktualisiert: 24.10.2013
  • 10:55 Uhr
  • Max Eberl
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© Getty
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Borussia Mönchengladbachs Sportdirektor Max Eberl schreibt auf ran.de exklusiv über die Defensivprobleme im deutschen Fußball.

Wenn die deutsche Nationalmannschaft am kommenden WM-Qualifikations-Doppelspieltag zunächst auf Österreich und einige Tage später auf die Färöer-Inseln trifft, wären alles andere als Siege wohl eine große Enttäuschung für die Fans. Dennoch ist für Spannung gesorgt. Denn die Frage steht im Raum, ob es gelingt, die Flut der Gegentreffer zu stoppen, die man zuletzt hinnehmen musste. Wobei ich betonen möchte, dass dieses Defensiv-Problem längst nicht nur ein originäres Problem der Nationalmannschaft ist. Die Ursachen liegen viel tiefer.

Zu wenig deutsche Innenverteidiger

Sie werden deutlich, wenn man etwa einen Blick auf die Innenverteidiger der Liga wirft. Dann findet man zwar auch einige wenige deutsche Topspieler wie Hummels, Boateng, Mertesacker und Höwedes. Dem gegenüber steht mit Subotic und Sokratis in Dortmund, mit Dante, van Buyten  und Martinez in München, mit Papadopoulos und Santana auf Schalke oder mit Zambrano und Anderson in Frankfurt aber eine bei weitem größere Gruppe von Spielern, die nicht über einen deutschen Pass verfügen. Und in Leverkusen musste mit Wollscheid ein großes Talent zumindest vorerst dem Routinier Spahic weichen. Aber auch in Gladbach müssen wir uns an die eigene Nase packen: mit Stranzl, Dominguez und Brouwers sind auch unsere Stamm-Innenverteidiger Ausländer. Und kaum anders sieht es auch auf den Außenverteidigerpositionen aus. 

"Haarsträubende Fehler" 

Es steht außer Frage, dass es der deutsche Fußball in den vergangenen Jahren immer wieder geschafft hat, fantastische Offensivspieler zu entwickeln. Die Bundesliga ist technisch stark und damit sehr attraktiv. Spieler wie Götze, Reus, Özil oder Müller, um nur ein paar zu nennen,  werden auf der ganzen Welt gehandelt. Nicht mehr gehandelt aber werden die Eigenschaften, für die im deutschen Fußball früher Namen wie Kohler, Förster oder Buchwald standen. Denn auf der Strecke geblieben scheint die Kernaufgabe eines Abwehrspielers, das individuelle Defensivverhalten, so dass es nach meiner Einschätzung hinter Hummels, Boateng, Mertesacker oder Höwedes bereits sehr eng wird, wenn man nach geeigneten Kandidaten sucht. Die Folge: Wir erleben in der Liga ein Offensivspektakel nach dem anderen, sehen defensiv aber auch immer häufiger haarsträubende Fehler.

Es wäre allerdings falsch, das Problem ausschließlich bei den Verteidigern zu suchen. Vielmehr geht es um das Defensivverhalten per se. So sind zum Beispiel in der Nationalmannschaft beide "Sechser" sehr offensiv ausgerichtet. Das garantiert zwar den attraktiven Fußball der vergangenen Jahre, bloß: Titel garantiert es nicht. Nicht umsonst lautet aber eine Maxime im amerikanischen Mannschaftssport, dass die Offensive zwar Spiele, nur die Defensive aber auch Titel gewinnt.

"Der deutsche Fußball hat Nachholbedarf"

Niemand wünscht sich den Verteidiger zurück, der seinem Kontrahenten sprichwörtlich bis auf die Toilette folgt. Gerade Abwehrspieler haben heute längst große Bedeutung für den Spielaufbau und verfügen oft über die meisten Ballkontakte. Das ist sehr wichtig, aber es darf nicht zu Lasten ihrer Kernaufgabe gehen. Ein Abwehrspieler muss über die Fähigkeit verfügen, Zweikämpfe zu gewinnen und intelligent zu verteidigen. Er muss Situationen antizipieren und eine potenzielle Gefahr eine halbe Sekunde eher erkennen können. Nur so kann er diese Gefahr auch entschärfen. Genau hier aber hat der deutsche Fußball zurzeit Nachholbedarf, hier müssen wir ansetzen.


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