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Granit Xhaka exklusiv: "Ich hatte noch nie Kontakt zu Bayern München"

  • Aktualisiert: 07.05.2015
  • 20:04 Uhr
  • ran.de / Interview: Andreas Kötter
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© Getty Imges
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Borussia Mönchengladbach spielt eine der besten Saisons in den letzten Jahrzehnten. Großen Anteil daran hat Granit Xhaka, der sich zum Leader entwickelt hat. Vor dem vielleicht entscheidenden Spiel um Platz drei gegen Bayer Leverkusen spricht Xhaka über Champions-League-Träume, die Weiterentwicklung der Mannschaft, mögliche Abgänge und Gerüchte um einen Wechsel zum FC Bayern.

ran.de: Herr Xhaka, am Samstag kommt es im Borussia Park zum Duell um den dritten Champions-League-Platz gegen Bayer Leverkusen (ab 15:00 Uhr im Liveticker auf ran.de). Für Borussia wäre die Champions-League-Teilnahme der größte Erfolg seit Jahrzehnten...

Granit Xhaka: Vor drei Jahren, als wir in der Qualifikation an Dynamo Kiew gescheitert sind, war es beinahe schon einmal soweit. Damals konnte bei uns jeder kurz dieses großartige, fast unbeschreibliche Gefühl genießen, das einen überkommt, wenn man einläuft und die Champions-League-Hymne erklingt. Das war und ist für mich Gänsehaut pur. Und das möchte ich immer wieder erleben.

ran.de: Mit dem FC Basel haben Sie diese Erfahrung bereits gemacht...

Xhaka: Das stimmt. Aber es ist etwas ganz anderes, ob man mit 17, als ganz junger Kerl, der seinen Platz noch nicht richtig gefunden hat, Champions League spielt, oder als 22-Jähriger, der viel klarer im Kopf geworden ist und sich seinen Platz schon ein ganzes Stück weit erkämpft hat.

ran.de: Noch Ende Januar haben Sie in einem Interview gesagt: "Niemand im Verein gibt das Ziel Champions League aus". Denken Sie mittlerweile anders?

Xhaka: Ja. Ich habe durchaus Verständnis dafür, dass man weder im Sommer noch in der Winterpause die Champions League als Ziel ausgeben wollte. Denn niemand bei uns hat vergessen, woher wir kommen, und dass dieser Verein noch vor wenigen Jahren sehr leiden musste. Wenn man aber drei Spieltage vor Schluss mit zwei Punkten Vorsprung auf dem dritten Tabellenplatz steht und sogar noch Zweiter werden kann, müssen nicht nur wir Spieler uns, sondern sollte sich jeder im Verein unbedingt zu diesem Ziel bekennen und alles dafür tun, dass wir es auch packen. Das wäre ein weiterer ganz großer Schritt nach vorne.

ran.de: Borussia hat in den vergangenen Jahren eine hervorragende Entwicklung genommen. Bis zu welchem Punkt halten Sie es für möglich, hier Ihre fußballerischen Träume verwirklichen zu können?

Xhaka: Man muss nur einmal darauf schauen, wie unsere Entwicklung in den vergangenen Jahren verlaufen ist. Borussia ist sportlich immer besser geworden und steht auch wirtschaftlich hervorragend da. Und betrachtet man nur die Rückrunde, sieht man, dass wir da sogar an der Spitze stehen, vor Bayern, Bayer und Wolfsburg! Das zeigt, über welche Qualität diese Mannschaft verfügt. Aber das ist noch nicht das Ende. Wir wollen uns natürlich immer noch weiter verbessern.

ran.de: Dass das gelingt, haben gerade Spiele wie das 1:1 in Hamburg, die 1:0-Siege gegen Wolfsburg und Köln oder das 2:1 in Berlin gezeigt, als man jeweils kurz vor Schluss oder sogar in der Nachspielzeit punkten konnte...

Xhaka: Und das war kein Zufall, sondern ist Ausdruck unserer bärenstarken Physis. Jedenfalls solange ich bei Borussia bin, war die Vorbereitung im vergangenen Winter die härteste, die ich erlebt habe. Jetzt können wir bis zur buchstäblich letzten Sekunde kämpfen. In der vergangenen Saison hätten wir aus diesen vier Spielen vielleicht noch keine zehn, sondern nur drei Punkte geholt. Dann hätten wir jetzt statt 60 lediglich 53 Zähler und wären "nur" Fünfter. Natürlich ist ein bisschen Glück dabei, wenn der Siegtreffer in der 91. Minute fällt, wie gegen Köln. Aber wie heißt es so schön: Glück muss man sich erarbeiten.

ran.de: Jetzt aber scheint Borussia nach Christoph Kramer mit Max Kruse eine zweite Korsettstange zu verlieren. Wird das aufzufangen sein?

Xhaka: Wenn das so kommen sollte, wäre bzw. ist das in der Tat ein Riesenverlust für uns. Diese beiden eins zu eins zu ersetzen, wird eine interessante Aufgabe für die Verantwortlichen. Abgesehen von möglichen Neuzugängen können wir es schaffen, indem man die Akzente vielleicht etwas verschiebt. Möglicherweise plant der Trainer ja auch, das System umzustellen. Mit Lars Stindl etwa kommt zwar kein ausgewiesener Sechser für Christoph, aber ein Mittelfeldspieler, der gerade in der Offensive sehr große Stärken hat und torgefährlich ist. Und mit "Howie" (Havard Nordtveit, Anmerk. d. Red.) und Mo Dahoud haben wir ohnehin zwei Sechser im Kader, die ihre Qualität längst unter Beweis gestellt haben.

ran.de: Kramer weg, Kruse weg, und kaum hatten Sie Anfang Februar Ihren Vertrag bei Borussia bis 2019 verlängert, mussten die Fans schon wieder zittern, weil über ein Interesse von Atletico Madrid spekuliert wurde...

Xhaka: Ja, ja (lacht)...

ran.de: Stürzt das einen jungen, hoch ambitionierten Spieler in Gewissensnöte?

Xhaka: Nein. Aber mich ehrt dieses Interesse. Für mich ist das ein Zeichen, dass meine guten Leistungen bei Borussia nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa wahrgenommen werden. Schon Borussias Angebot, den Vertrag zu verlängern, und das gleich bis 2019, hat mir noch größeres Selbstvertrauen gegeben. Dass unmittelbar danach irgendwelche Gerüchte aufkommen, konnten weder der Verein noch ich wissen und schon gar nicht beeinflussen. Mich persönlich hat jedenfalls nie jemand angesprochen.

ran.de: Jetzt aber will ausgerechnet eine kosovarische Zeitung aus Ihrem Umfeld erfahren haben, Sie seien für die kommende Saison bereits mit dem FC Bayern einig...

Xhaka: Ich habe keine Ahnung, wer diese Person aus meinem Umfeld sein soll. Die- oder derjenige scheint aber weit mehr zu wissen als ich selbst. Ich kann nur sagen, dass ich noch nie Kontakt zu Bayern München hatte und schon gar nicht einig mit dem FC Bayern bin. Diese Meldung ist völliger Quatsch. Denn ich bin hier sehr, sehr glücklich.

ran.de: Ist es für einen noch immer jungen Spieler ohnehin nicht grundsätzlich besser, bei Borussia der Leitwolf zu sein als woanders vielleicht nur ein weiteres Mitglied einer großen Herde?

Xhaka: Ich bin nicht der Typ, der von der ersten Stufe der Treppe aus gleich versucht die oberste Stufe zu erreichen. Klingt vielleicht arg simpel, aber mein Lebensmotto lautet: "Alles immer Schritt für Schritt". So habe ich es bisher immer gehalten. Und ich würde ganz sicher nicht zum FC Bayern oder zu welchem Klub auch immer wechseln, wenn ich wüsste, dass ich dort doch nur der vierte oder fünfte Mittelfeldspieler wäre. Sollte ich Borussia tatsächlich irgendwann einmal verlassen, dann nur, um für den etwaigen neuen Klub eine ähnlich wichtige Rolle zu spielen, wie sie mir hier zukommt. Für eine Mitläufer-Rolle bin ich nicht der Typ! Aber, noch einmal: Ich bin hier wirklich sehr glücklich.


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