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Symbol einer Krise: Warum findet Heiko Westermann keinen neuen Verein?

  • Aktualisiert: 30.07.2015
  • 19:13 Uhr
  • ran.de
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© imago
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Ein gestandener Abwehrspieler und einer der erfahrensten Profis der Bundesliga ist auf dem Markt. Zum Nulltarif. Und trotzdem hat Heiko Westermann noch keinen neuen Verein. Das hat verschiedene Gründe.

München - 31 Jahre, 318 Bundesligaspiele, 27 Länderspiele, arbeitslos. Heiko Westermanns Vertrag beim Hamburger SV wurde nach fünf Jahren nicht mehr verlängert. Ein gestandener Abwehrspieler und einer der erfahrensten Profis der Bundesliga ist auf dem Markt. Zum Nulltarif.

Und trotzdem gestaltet sich die Jobsuche schwierig. "Es gibt viele Kriterien, die passen müssen. Ich habe einiges abgesagt", sagte Westermann am Donnerstag in der "Bild".

Ein gutbezahlter Vorruhestand in Dubai oder Katar kommt offenbar nicht in Frage: "Ich muss dort auch mit meinen Kindern leben können. In der Wüste wäre das schwierig."

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Gerüchte aus der Bundesliga? Fehlanzeige!

Frühe Spekulationen um einen Wechsel nach Griechenland zu PAOK Saloniki, wo Ex-HSV-Sportchef Frank Arnesen die Feder führt, scheinen sich zerschlagen zu haben. Vage Gerüchte um Interessenten aus der Türkei haben sich bislang nicht konkretisiert.

Und Kandidaten aus der Bundesliga? Bisher Fehlanzeige. Im Klatsch-und-Tratsch-Gewerbe des Transfermarkts gibt es noch nicht einmal Gerede.

Das mag zum einen daran liegen, dass er sich als einer der Top-Verdiener beim HSV auf einem Gehaltniveau bewegte, das kleinere und selbst mittlere Klubs aus Deutschland abschreckt.

HW4: Sündenbock und Netz-Ikone

Zum anderen aber haftet an ihm der Makel des Scheiterns wie an keinem anderen. Als Sündenbock wurde er sogar zur unfreiwillige Netz-Ikone: Unter dem sarkastischen Label "HW4" sammelte sich in Hamburg und darüber hinaus Spott und Häme über seine gelegentlichen Patzer.

Bis ihm im vergangenen März der Kragen platzte: "Die Idioten, die meinen, den Fußball erfunden zu haben, können mich mal am Arsch lecken."

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Symbol der HSV-Krise

Tatsächlich verkörpert er das Hamburger Dilemma der letzten Jahre nur allzu gut. Westermann kam 2010 vom FC Schalke. Ausgestattet mit einer überragenden Physis, erstklassigem Zweikampfverhalten, guter Grundschnelligkeit und einer soliden taktischen und technischen Ausbildung galt er als einer der kommenden Abwehrspieler - auch in der Nationalmannschaft.

Im sportlichen Dauerhochwasser an der Elbe aber ging er fast unter. In seinen fünf Jahren beim HSV erlebte er zwölf (!) Trainer mit zum Teil sehr unterschiedlichen Spielphilosophien. Westermann selbst wechselte zwischen Innenverteidigung, den Außenbahnen und dem defensiven Mittelfeld hin- und her. Ein kontinuierlicher Fortschritt war so praktisch unmöglich.

Während sich der Fußball in Deutschland gerade rasant entwickelte, war er (wie der gesamte HSV) damit beschäftigt, den Kopf irgendwie über Wasser zu halten - und blieb auf der Stelle stehen.

Westermann: "Das Gefühl muss stimmen"

Zuletzt wirkte er beinahe wie ein Relikt aus vergangenen Tagen: Während er zu Beginn regelmäßig zu den besten Zweikämpfern der Liga zählte, sank seine Quote in den letzten beiden Jahren auf Mittelmaß, seine Passquote sogar signifikant unter den Durchschnitt eines Defensivspielers. Man hatte den Eindruck, das Spiel sei ihm schlicht zu schnell und intensiv geworden.

Was ihm die Fans dagegen hoch angerechnet haben, ist seine Einstellung: Westermann hat immer seine Knochen hingehalten. Sowohl auf dem Platz, wo er sich notfalls fitspritzen ließ und Kilometer fraß, um die Fehler seiner Vorderleute auszubügeln. Als auch neben dem Platz, wo er sich beharrlich zum Interview stellte, auch wenn es eigentlich nichts mehr zu sagen gab.

Auch das wird sich der 31-Jährige im Herbst seiner Karriere nicht mehr antun wollen. Dass Gesicht einer Krise zu sein, die er mitnichten alleine zu verantworten hat. Auch das schwingt mit, wenn Westermann über seinen potentiellen neuen Arbeitgeber sagt: "Das Gefühl muss stimmen. Das ist das Wichtigste."


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