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Champions-League-Finale: Sami Khedira und Co.: Vom Sterbebett auf den Thron

  • Aktualisiert: 03.06.2014
  • 15:08 Uhr
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© getty
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Der Henkelpott bleibt auch in deutscher Hand: Sami Khedira gewinnt mit Real Madrid endlich "La Decima" - kann sich über den zehnten Titel aber zunächst gar nicht richtig freuen. Dennoch beruhigt er die deutschen Fans.

Lissabon -  Sami Khedira stand auf dem Rasen des Estadio da Luz inmitten der singenden und tanzenden Helden der "Decima" und schien doch gar nicht zu ihnen zu gehören.

Fast teilnahmslos verfolgte er, wie sich Weltfußballer Cristiano Ronaldo wie ein König huldigen ließ und die Stars von Real Madrid den lang ersehnten Henkelpott herzten und küssten. Khedira stand einfach nur da, eine deutsche Fahne achtlos in die kurze, weiße Hose gestopft, ohne große Regung, aber innerlich aufgewühlt.

"Ich glaube, es war nicht selbstverständlich, dass ich auf dem Platz stehen durfte. Deswegen musste ich das erst mal verarbeiten", sagte er über die stillen Minuten inmitten der tobenden Meute seiner Kollegen und deren Kinder nach dem Finalsieg von Lissabon.

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Khediras Mitschuld am Gegentreffer

188 Tage nach seinem Kreuzbandriss war das 4:1 (0:1, 1:1) n.V. seiner Mannschaft im Stadtderby gegen das tapfere Atletico für Khedira ein stiller Triumph - auch, weil er selbst den zehnten Titel fast vermasselt hätte. "Wir waren schon tot", sagte Khedira über das 0:1 durch Atleticos Diego Godin (36.), das er mit verschuldet hatte.

Real wirkte nach dem Rückstand lange geschockt. 60.976 Zuschauer im Stadion und hunderte Millionen an den Fernsehgeräten weltweit sahen nichts von der Brillanz, mit der es im Halbfinale Bayern München von Europas Fußball-Thron gefegt hatte.

Dass Real sich doch noch vom Sterbebett erhob und der Henkelpott (auch) in deutscher Hand blieb, hatten sie vor allem dem späten Ausgleich von Sergio Ramos (90.+3) zu verdanken. "Sergio hat uns wieder einmal gerettet", sagte Khedira.

Ramos gibt den Einpeitscher

Wie zweimal im Rückspiel gegen die Bayern traf Ramos erneut per Kopf. Kein Wunder, dass er danach den Party-Einpeitscher gab. Mit einer purpurroten Capote, dem Stierkämpfertuch, animierter er die Fans zu "Ole"-Rufen. Anschließend bespritzte er Trainer Carlo Ancelotti auf der Pressekonferenz mit Wasser, Khedira stand auch hier am Rand.

Und zu Hause in Madrid kletterte Ramos um sechs Uhr morgens auf den Cibeles-Brunnen und rief den "Madridistas" zu: "Wir haben den Indios gezeigt, wer in der Hauptstadt das Sagen hat!" Die Indios, das sind die traurigen Fans von Atletico, die wie 1974 gegen die Bayern ein Final-Trauma erlebten.

Sie mussten geschockt erdulden, wie die von Ramos' Tor wiederbelebten Nachbarn ihre Lieblinge durch weitere Treffer von Gareth Bale (110.), Marcelo (118.) und dem insgesamt enttäuschenden Ronaldo (120., Foulelfmeter) demütigten. Um 22.36 Uhr Ortszeit stemmte Kapitän Iker Casillas "La Orejona", den Pokal mit den großen Ohren, auf der Ehrentribüne in den Nachthimmel.

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Khedira: Still, aber stolz

Real-Fan König Juan Carlos I. jubelte mit, Khedira stand abseits und bekam den Pokal erst sehr viel später auf dem Rasen zu fassen. Ein kurzer Moment, dann entriss ihm Zinedine Zidane, der Held beim bislang letzten Coup 2002 (gegen Bayer Leverkusen), die Trophäe. "Nicht ganz so schwer", wie er es erwartet hatte, sei der Pokal gewesen, sagte Khedira schmunzelnd, "aber das ist die größte Trophäe im Klubfußball, ein unglaubliches Gefühl. Das erfüllt einen mit Stolz."

Der Ärger über das 0:1 war da längst verflogen. Khedira, verunsichert durch den nur zögerlich aus seinem Tor laufenden Casillas, hatte dabei das Kopfballduell gegen Torschütze Godin verloren. Casillas küsste später fortwährend "Retter" Ramos, Khedira meinte entschuldigend: "Es ging alles relativ schnell, das war ein unglückliches Tor."

Khedira beruhigt die deutschen Fans

Unglücklich war sein gesamter Auftritt. Mutig und selbstlos warf er sich in die Zweikämpfe, doch Konstruktives konnte er nicht beitragen. Ab Dienstag soll sich der 27-Jährige im Trainingslager der Nationalmannschaft in WM-Form bringen. "Wir haben noch zwei, drei Spiele und ich glaube, die werden mir auch reichen. Ich kann alle beruhigen", sagte er.

Während Khedira für einen Augenblick an die WM in Brasilien dachte, blickte Klub-Boss Florentino Perez bereits weiter in die Zukunft. "Wir sind unglaublich stolz. Aber wir denken schon jetzt an die Undecima und die Duodecima", sagte der unersättliche Präsident.


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