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Nächste Pokalsensation gegen 1860 München?

Lotte-Trainer Ismail Atalan: Von der Kreisliga A in das Profigeschäft

  • Aktualisiert: 08.02.2017
  • 13:46 Uhr
  • ran.de/Andreas Reiners
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© imago/osnapix
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Der Weg von Ismail Atalan in das Profigeschäft ist ungewöhnlich. Als Spieler wenig ambitioniert, schafft er innerhalb weniger Jahre den Sprung von der Kreisliga A zu den Profis. Mit den Sportfreunden Lotte ist er in dieser Saison der Pokalschreck. Das nächste Opfer soll am Mittwoch (ab 18.30 Uhr im Liveticker auf ran.de) Zweitligist 1860 München werden.

München/Lotte - Der Weg ins Profigeschäft beginnt für Ismail Atalan praktisch ganz unten. Dort, wo Romantiker noch den Fußball in seiner schönsten Art verorten. Weit weg von Millionen-Gehältern, Milliardenumsätzen und den perfekt frisierten Stars.

Atalan startet in der Kreisliga A, in den Niederungen des Amateurfußballs. Dort, wo zu einem guten Wochenendkick auch das Bier gehört, die Wurst vom Schwenkgrill. Erst Recht, wenn man Spielertrainer der Reserve des FC Gievenbeck ist. Und dabei wenig überraschend auch nur allerhöchstens regional einen Namen hat. Denn als Spieler kommt Atalan über die erweiterten Grenzen Münsters nicht hinaus.

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Das nächste Pokal-Kapitel?

Was den gebürtigen Kurden aber nicht daran hindert, innerhalb von nur sechs Jahren als Trainer im Profigeschäft Fuß zu fassen und Eindruck zu hinterlassen. Denn am Mittwoch (ab 18.30 Uhr im Liveticker auf ran.de) will der 36-Jährige mit dem Drittligisten Sportfreunde Lotte ein weiteres Kapitel als Pokalschreck schreiben.

Nachdem der Dorfklub zunächst Werder Bremen ausschaltete, musste in der zweiten Runde Bayer Leverkusen daran glauben. Nun stehen die Chancen auf den sensationellen Einzug in das Viertelfinale gegen den Zweitligisten 1860 München gar nicht schlecht. Und das ist ohne Frage ein Verdienst des Mannes, der inzwischen auch überregional einen Namen hat.

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Denn seine Trainerkarriere packte er anders an als seine Laufbahn als Spieler. Er hatte sich nicht im Griff, lebte nicht für den Sport, aß zu viel Fastfood und konnte im Grunde mit 23 Jahren schon nicht mehr spielen, wie er verriet.

Die Einstellung änderte sich, als er 2008 erstmals als Trainer vor seiner Mannschaft stand und gar nicht wusste, was er erzählen sollte. "Da habe ich mir gedacht: Wenn, dann richtig. Und wenn, dann muss ich in zwei Jahren in der Landesliga sein", sagte er den "Westfälischen Nachrichten". Das schaffte er 2010 mit Davaria Davensberg, 2012 zog er weiter zum Oberligisten Roland Beckum.

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Spitzeln bei Klopp

Während dieser Zeit machte es endgültig "Klick". Atalan absolvierte erste Trainer-Lizenzen, daneben brauchte er seinen Urlaub für selbst organisierte Besuche beim Training von Jürgen Klopp in Dortmund oder in Leverkusen auf. Bei seiner Hospitanz beim FC Schalke merkte er, "dass sie in der Bundesliga auch nur mit Wasser kochen, dass ich es nach oben schaffen kann".

Er schaffte es nach oben, setzte nach dem Anruf aus Lotte im November 2014 alles auf eine Karte und gab seinen Job als Versicherungs- und Bürokaufmann auf. Ein Risiko, aber auch ein Zeichen seines Selbstbewusstseins.

Der zweifache Familienvater führte die Sportfreunde in die 3. Liga, als Siebter hat der Klub aktuell eher die Aufstiegsplätze im Blick als die Abstiegsränge. Als Aufsteiger wohlgemerkt. "Wir haben diese Mentalität, dass wir jedes Spiel gewinnen können. Wir haben nur eine Chance über das Team. Das sagt wahrscheinlich jeder, der nicht die allergrößten Spieler hat, aber bei uns stimmt es wirklich", sagte er der "dpa".

Dass Atalan als Trainer einer Profimannschaft keine Erfahrung als Profi-Fußballer hat, war dabei nie ein Problem, auch wenn er anfangs kritisch gesehen wird. Und natürlich habe der Ex-Profi zunächst Vorteile, könne seine Erfahrungen vermitteln, bekomme mehr Respekt, sagt er. Das sei aber nach maximal vier Wochen verpufft, so Atalan: "Spieler und Trainer lernen sich besser kennen, die Mannschaft setzt die Spielidee des Trainers um - ganz egal, ob er früher Profi war oder nicht. Die Qualität einer Spielidee hängt nicht von einer früheren Profilaufbahn ab."

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Detailverliebter Fußball-"Professor"

Er selbst ist emotional, lebt seinen Spielern den Einsatz vor und gilt als Fußball-"Professor". Detailversessen, akribisch, nach Niederlagen gerne auch mal tagelang kaum ansprechbar. "Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass man als Trainer ein Spiel beeinflussen kann. Egal, wer der Gegner ist. Man kann einen Plan finden, der mit dem nötigen Glück die Chance erhöht, zu gewinnen", sagt Atalan.

Ob gegen 1860 die nächste Überraschung gelingt? "Dieses Mal wird es schwer sein, zu überraschen. 1860 München ist der Topfavorit. Wenn alles normal läuft, gewinnen sie. Aber manchmal sind die Sachen eben nicht normal", sagte er.

Wie auch ein Klassenverbleib mit Lotte nicht unbedingt normal wäre. "Wenn wir die Klasse halten, ist meine Mission in Lotte erfüllt", meinte Atalan, der parallel seit vergangenem Sommer auch seinen Fußballlehrer-Schein macht. Sein Vertrag in Lotte läuft übrigens am Ende der Saison aus. Seine Zukunftspläne lässt er bislang offen. Vielleicht führen sie ihn schon bald zu den Millionen-Gehältern, Milliardenumsätzen und den perfekt frisierten Stars.

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