Manchester United: Der Michael-Carrick-Effekt

Der Routinier aus der Ferguson-Ära

Es ist allerdings keiner der teuren Neuzugänge, der den Umschwung eingeleitet hat. Vielmehr ist der Aufschwung unmittelbar mit der Rückkehr eines altgedienten Spielers verknüpft: Michael Carrick.

Der 33-Jährige ist einer der Spieler, bei denen man erst merkt wie wichtig sie sind, wenn sie mal nicht spielen. Die ersten zehn Spiele konnte er wegen einer Verletzung nur von draußen zusehen, wie sich seine Kollegen mühten. Gegen Manchester City wurde er immerhin eingewechselt, doch konnte die Niederlage nicht mehr verhindern. Erst als er Anfang November gegen Crystal Palace wieder in die Startelf zurückkehrte, kam auch der Erfolg zurück. Manchester gewann die Partie mit 1:0 und holte auch in den nächsten fünf Spielen jeweils drei Punkte. Bei allen sechs siegreichen Spielen in Folge stand Carrick die vollen 90 Minuten auf dem Platz.

Alles nur Zufall? Nein, da sind sich die Experten und Mitspieler einig. So lobte Robin van Persie nach dem Sieg gegen Liverpool bei Sky Sport: "Ich denke heute hat Carrick den großen Unterschied ausgemacht. Er hat so eine unglaubliche Sicherheit und Ruhe wenn er am Ball ist."

Van Gaal baut auf Erfahrung

Mit Carrick ist die Mannschaft von Louis van Gaal von Platz sieben bis auf Platz drei in der Tabelle geklettert. Der Abstand auf die beiden Spitzenmannschaften Manchester City und Chelsea beträgt zwar noch fünf bzw. acht Punkte, doch immerhin ist United wieder oben mit dabei.

Carrick verleiht der Manchester-Defensive wieder die nötige Stabilität. Dies schafft er vor allem durch sein starkes Passspiel, mit dem er das Tempo des Spiels bestimmt und auch gleichzeitig die Stürmer einsetzt. Seit Carrick spielt, trifft auch Robin van Persie wieder häufiger. Dabei hieß es noch in der vergangenen Saison unter Ex-Coach David Moyes, Carrick hätte seine beste Zeit längst hinter sich.

Doch anders als sein Vorgänger baut van Gaal auf den Erfahrungsschatz der Hauptakteure aus der erfolgreichen Ferguson-Ära. Zusammen mit anderen verdienten Spielern wie Wayne Rooney soll Carrick die Aufholjagd organisieren. Es scheint, als hätte Louis van Gaal das fehlende Puzzleteil gefunden, um Manchester United wieder zu dem zu machen, was es unter Trainer-Legende Alexander Ferguson war.

"In meinen Augen ist er der beste Torhüter der Welt"

Allerdings hat bei der Siegesserie noch ein ganz anderer Mann seine Finger im Spiel: David de Gea. Zuletzt zeigte der 24-Jährige überragende Leistungen und rettete Manchester mehrmals den Sieg: Nur drei Gegentore in den letzten sechs Spielen sprechen eine klare Sprache. 

Auch ein Blick auf die Fangquote belegt den großen Anteil des Spaniers am Erfolg. In den ersten zehn Spielen wehrte de Gea knapp 62 Prozent aller Bälle ab, in den letzten sechs Spielen waren es fast 89 Prozent. Kein Wunder, dass Kapitän Wayne Rooney de Gea in den höchsten Tönen lobt: "In meinen Augen ist er der beste Torhüter der Welt. Die Leistungen, die er abgeliefert hat waren einfach fantastisch. Er fängt an zu zeigen, was für ein großartiger Torwart er ist."

Eigentlich wurde Manchester als ernsthafter Titelkandidat schon abgeschrieben - doch mit der Siegesserie ist das Selbstbewusstsein beim englischen Rekordmeister zurück. "Die Saison ist immer noch sehr jung und wir werden immer besser, die Resultate stimmen und wir haben nur noch acht Punkte Rückstand auf die Spitze", so Rooney.

Ist Manchester United wieder ein Titelkandidat?

Wird das also noch was mit der Meisterschaft? Zumindest hat Louis van Gaal seinen Spielern wieder das Sieger-Gen eingehaucht. Denn auch wenn der Niederländer mit den Leistungen seiner Spieler nicht immer zufrieden ist, so stimmten zuletzt immerhin die Ergebnisse.

Laut Rooney macht diese Qualität einen echten Champion aus: "Als wir vor zwei Jahren die Meisterschaft geholt haben, waren wir auch nicht immer in allen Spielen gut, aber wir haben sie meistens gewonnen."