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Naldo: "Higuain wird ein hartes Stück Arbeit"

  • Aktualisiert: 16.04.2015
  • 17:32 Uhr
  • ran.de / Andreas Kötter
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Vor dem Europa-League-Kracher mit dem SSC Neapel (ab 20:30 Uhr live bei kabel eins und auf ran.de) spricht Wolfsburgs Abwehrchef Naldo über die Stärken der Italiener und die Gründe für die erfolgreiche Entwicklung beim VfL.

Wolfsburg - Der VfL Wolfsburg spielt nach dem Meisterjahr 2009 erneut eine herausragende Spielzeit und hat noch Chancen auf zwei Titel, den DFB-Pokal und den Gewinn der Europa League. Auf europäischem Parkett aber wartet nun im Viertelfinale mit dem SSC Neapel erst einmal ein ganz dicker Brocken. Im Exklusiv-Interview mit ran.de spricht VfL-Abwehrchef Naldo über die Stärken des italienischen Top-Klubs, über die Gründe für die außerordentlich erfolgreiche Entwicklung in Wolfsburg und darüber, was jetzt geschehen muss, um diese Entwicklung nachhaltig zu machen.

ran.de: Naldo, Vizemeister - daran zweifelt kaum einer mehr - damit die sichere Champions League-Teilnahme für die kommende Saison, das Halbfinale im DFB-Pokal erreicht und das in der Europa League im Blick: Der VfL steht vor der - neben 2009 - besten Saison seiner Geschichte...

Naldo: Das stimmt! Ich denke, dass wir uns im Laufe der vergangenen zwei Jahre hervorragend entwickelt haben. Jeder hat verstanden, dass wir jeden Tag aufs Neue hart arbeiten müssen, wenn wir unsere Ziele erreichen wollen. Diese Chance haben wir jetzt. Aber wir müssen uns dafür auch hundertprozentig konzentrieren.

ran.de: In der Europa League wartet am Donnerstag mit dem SSC Neapel zwar ein großer Name, mit großen Namen aus der Serie A aber hat der VfL zuletzt beste Erfahrungen gemacht...

Naldo: Sie spielen auf das Achtelfinale gegen Inter Mailand an. Ich erwarte gegen Neapel aber ganz andere Spiele als gegen Inter. Inter Mailand ist ohne Frage ein großer Klub, aktuell sind sie aber nicht in der Verfassung wie noch vor vier, fünf Jahren, als sie 2010 zum Beispiel die Champions League gewinnen konnten. Neapel dagegen hat in den vergangenen Jahren kontinuierlich Champions League gespielt und zudem am vergangenen Wochenende beim 3:0 gegen den AC Florenz, ebenfalls ein italienischer Top-Klub, eine hervorragende Leistung gezeigt.

ran.de: Dennoch fällt Neapels Bilanz der vergangenen Pflicht-Spiele eher durchschnittlich aus, u. a. ist man im Halbfinale des Landespokals ausgeschieden, so dass für "die Blauen" nur noch die Europa League als Titelhoffnung bleibt; macht das Neapel zum buchstäblich angeschlagenen und damit besonders gefährlichen Gegner.

Naldo: Exakt. Neapel hat nur noch diese eine Titel-Chance und wohl auch nur so noch eine Chance auf die Champions League-Teilnahme in der kommenden Saison, da man in der Liga wohl schon zu weit zurück liegt. Das macht Neapel für mich besonders gefährlich. Umso mehr wäre ein beruhigendes Ergebnis am Donnerstag wichtig, am besten ein Sieg ohne Gegentor. Allerdings haben wir schon gezeigt, dass wir auch auswärts gewinnen können, wie etwa beim 2:1 in Mailand.

ran.de: Wahrscheinlich bekommen Sie es in der Innenverteidigung mit Gonzalo Higuain zu tun; kennen Sie den Argentinier gut?

Naldo: Ich habe vor Jahren mit Werder Bremen in der Champions League gegen Real Madrid gespielt, damals stürmte Higuain für Real. Er ist ein Top-Stürmer, gegen den man 90 Minuten hoch konzentriert bleiben muss. Er ist sehr schnell und im Sechzehnmeterraum brandgefährlich. Das wird also ein hartes Stück Arbeit.

ran.de: Ist man als Brasilianer gegen einen Argentinier besonders motiviert, oder gilt das eher für Spiele mit dem Nationalteam?

Naldo: In der Tat spielt diese Rivalität bei Länderspielen gegen Argentinien eine weit wichtigere Rolle (lacht). Ohnehin wäre es falsch, wenn wir uns nur auf Higuain konzentrieren würden. Mit José Callejon, Dries Mertens oder Marek Hamsik verfügt Neapel auch über andere gefährliche Offensivkräfte. Da darf man niemanden aus den Augen lassen.

ran.de: In der Europa League wären es noch fünf Siege bis zu einem Titel, im DFB-Pokal nur drei; welcher Titel wäre für Sie der schönere?

Naldo: Am liebsten wären mir beide (lacht).

ran.de: Und wenn etwas mehr Bescheidenheit gefragt ist?

Naldo: Dann würde ich mich wohl für die Europa League entscheiden, denn diesen Titel habe ich im Gegensatz zum DFB-Pokal noch nicht gewonnen. Aber wie gesagt, wir wollen in allen Wettbewerben unsere Chance suchen und solange wie möglich dabei bleiben. Aber wir wissen auch, dass es nicht einfach wird, ganz bestimmt auch nicht in Bielefeld (im DFB-Pokal-Halbfinale muss der VfL Wolfsburg bei Arminia Bielefeld antreten; d. Red.) Arminia hat mit Hertha BSC, Werder Bremen und Borussia Mönchengladbach schließlich gleich drei Bundesligisten aus dem Wettbewerb geworfen. Wir sind also gewarnt. Aber wir müssen Schritt für Schritt vorgehen. Und der erste Schritt heißt am Donnerstag Neapel.

ran.de: Wo sehen Sie die Gründe dafür, dass der VfL weiter auf drei Hochzeiten tanzen kann?

Naldo: Ich glaube, dass jeder bei uns hungrig nach Siegen ist. Diese Mannschaft hat im Laufe der vergangenen zwei Jahre eine echte Siegermentalität entwickelt. Ebenso wichtig ist aber, dass bei uns keiner auf dem Ego-Trip ist. Jeder, egal ob er auf dem Rasen steht oder auf der Bank oder vielleicht sogar nur auf der Tribüne sitzt, freut sich aufrichtig über jeden einzelnen Treffer. Und nach dem Schlusspfiff finden sich alle in der Kabine ein und feiern gemeinsam. Jeder hat das Gefühl, dass er ein Teil des Ganzen ist. Das halte ich für sehr wichtig, schließlich wird im Laufe einer Saison jeder gebraucht. Und wenn es dann darauf ankommt, muss man mit ganzem Herzen bei der Sache sein.

ran.de: Joshua Guilavogui soll gesagt haben - und es klingt fast schon romantisch-nostalgisch - dass er beim VfL "mit Freunden spielen" würde...

Naldo: Ja, das hat er gesagt.

ran.de: "Elf Freunde", gibt es das im harten Business Profi-Fußball tatsächlich noch?

Naldo: Wir verstehen uns alle wirklich sehr, sehr gut. Und wenn einer mal nicht ganz zufrieden ist oder eine schlechte Phase hat, nehmen die anderen ihn sofort in ihre Mitte und kümmern sich um ihn. Dieser Zusammenhalt macht uns aus, und er macht uns ganz besonders stark.

ran.de: Guilavogui hat das in Hamburg gesagt, wo die VfL-Spieler hören mussten, wie sich HSV-Profis in der Nachbarkabine prügelten; kann so etwas passieren unter großem Druck, oder ist das gleichbedeutend mit dem Ende einer Mannschaft?

Naldo: Keine Frage, in einer schwierigen sportlichen Situation, wie es der Abstiegskampf ist, kann der Druck für eine Mannschaft und damit auch für jeden einzelnen Spieler sehr groß werden. Und als wir in Hamburg schon früh das 1:0 erzielen konnten, hat das die ohnehin schwierige Situation für die HSV-Spieler noch einmal verstärkt. Das große Problem aber ist, dass man aus dieser Situation nur gemeinsam herauskommt. Wenn man keine Einheit bildet, wird es sehr schwierig.

ran.de: Sie persönlich spielen erneut eine Top-Saison, in der Liga haben Sie bis auf ein Spiel alle Partien absolviert und zudem noch die Chance auf einen neuen persönlichen Torrekord...

Naldo: Das stimmt. Bis jetzt sind es sechs Treffer, und ich hoffe wirklich, dass mir zumindest noch einer gelingt. Noch bleiben ja ein paar Spiele. Ich bin zwar mittlerweile 32 Jahre alt, fühle mich aber fit wie ein 20-jähriger. Hier möchte ich unbedingt unsere medizinische Abteilung loben. Die Regenerationsarbeit nach den Spielen ist hervorragend, da steckt man dann auch eine Dreifachbelastung gut weg. So kann es von mir aus gerne weiter gehen, denn ein paar Jahre möchte ich noch spielen.

ran.de: In der kommenden Saison wird das auch Champions League sein; worauf muss man dann achten, dass man nicht wie 2009, nach dem Titelgewinn, zwischenzeitlich ins Mittelmaß abrutscht?

Naldo: Das ist ein sehr wichtiger Punkt. Natürlich spielen wir aktuell sehr gut. Jetzt geht es aber darum, solche Leistungen auch über einen größeren Zeitraum abrufen zu können. Und das wird eher schwieriger als leichter. Denn für jeden Gegner bedeutet das Spiel gegen den VfL Wolfsburg nun eine ganz besondere Herausforderung. Das mussten wir in den vergangenen Wochen bereits erleben, etwa bei der Niederlage in Augsburg oder beim Unentschieden in Mainz, als die Mainzer ihren Punktgewinn wie einen Sieg gefeiert haben. Damit umzugehen, das müssen wir lernen, damit so etwas wie 2009 nicht noch einmal passiert. Sorgen mache ich mir da aber keine. Diese Mannschaft wird es dazu nicht kommen lassen.


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