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Erfolg ist kein Zufall

Islands EM-Helden: Kein Wunder, sondern alles geplant

  • Aktualisiert: 29.06.2016
  • 14:50 Uhr
  • ran.de / Andreas Reiners
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© imago/Sven Simon
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Sie schreiben im Moment die schönste Erfolgsgeschichte der EM. Doch Islands Wikinger sind schon länger nicht mehr der große Underdog. Vielmehr ist der Siegeszug das Ergebnis harter Arbeit, die vor rund 15 Jahren ihren Anfang nahm.

München -Kein Wunder. Zumindest aber eine Sensation.

Das 2:1 gegen England und der Einzug ins EM-Viertelfinale lassen ganz Island jubeln. Das Netz überschlägt sich. Gefühlt steht fast die ganze Welt Kopf - auf jeden Fall aber ganz Europa. Und ganz Europa, mit Ausnahme Englands, freut sich mit dem kleinsten Land, das jemals an einer EM teilnahm.

Fußballerisch ist es die Erfolgsgeschichte des Landes, das so viele Einwohner hat wie Bielefeld.

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Ein Helden-Epos a la Hollywood

Es ist die Story rührender Romantik, von den Davids gegen die Goliaths, vom allseits beliebten Außenseiter, der auszog, um den Großen und Etablierten das Fürchten zu lehren. Eine Art Action-Abenteuer mit Krimi-Elementen, wie ihn Hannes Halldorsson kaum besser hätte inszenieren können. Immerhin ist Islands Nationaltorhüter nebenbei noch Regisseur.

Dass Co-Trainer Heimir Hallgrimsson gelernter Zahnarzt ist, passt irgendwie ins Bild dieses unangepassten Underdogs, der in der Heimat dem TV-Sender bei der Live-Übertragung einen Marktanteil von 99 Prozent beschert. Der begleitet wird von einem ebenso skurrilen wie unterhaltsamen, kreischenden Kommentator und am kommenden Sonntag (ab 21.00 Uhr im Liveticker auf ran.de) gegen Gastgeber Frankreich das nächste kuriose Kapitel schreiben will.

Alles eine Sensationsson?

Doch wie viel Zufall steckt wirklich in den Auftritten der Halldorssons, Sigthorssons, Gunnarssons und Sigurdssons? Oder, um im Jubeljargon der vergangenen Tage, ja Wochen zu bleiben: Ist das alles tatsächlich so eine große Sensationsson?

Ein genauer Blick auf die Insel klärt auf: Nein, das ist es beileibe nicht. Es ist eine geplante und durchdachte Entwicklung. Und der Erfolg nur eine Folge der Maßnahmen.

Mit einer gehörigen Portion Kreativität und Flexibilität gepaart mit Pioniergeist kündigen die Isländer Taten nicht nur groß und vollmundig an, sondern packen sie auch an.

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Strukturen umgekrempelt

Seit der Jahrtausendwende setzen sie genau diese um. Sie hinterfragten die gesamte Struktur und krempelten diese um. Es entstanden riesige Fußball-Hallen durch Klubs und Kommunen, dazu unzählige Kunstrasenplätze. Es gibt kaum ein Dorf, das nicht über einen Fußballplatz verfügt, mag es noch so klein sein.

Der augenscheinliche Nachteil ist dabei der unschlagbare Vorteil: In dem kleinen Island gehen Vorschläge bei dem zähen Gang durch die Gremien nicht unter, die Isländer setzen sie einfach und schnell um.

"Im Vergleich zu anderen nordischen Ländern sind die Isländer etwas individueller. Wenn etwas funktionieren soll, nehmen sie es selbst in die Hand. Daher war es sehr einfach, mit diesen Jungs zu arbeiten", sagt Trainer Lars Lagerbäck.

Der Schwede ist eine weitere Komponente in Islands Plan: Er brachte Kompetenz und internationale Erfahrung nach Island.

Das Geld geht an die Basis

Das in Island üppig vorhandene Geld steckten die Funktionäre nicht in irgendwelche überzogenen Prestigeobjekte oder versandete im Bürokratiedickicht, sondern es ging an die Basis.

Bestens ausgebildete Trainer können Spieler in Hallen und auf den Plätzen das ganze Jahr über schulen. Rund 600 gibt es auf Island, ein Großteil im Besitz der A- oder B-Lizenz der Uefa. Selbst die Jüngsten drillt kein Spielervater, sondern ein Fachmann.

Dies verdeutlicht, dass Islands Nationalmannschaft nicht irgendwelche Zufallstreffer landet, dass nicht ein paar Feierabendfußballer komplett über ihren Verhältnissen kicken.

Der Kader besteht aus soliden Fußballern aus zahlreichen Erstliga-Klubs in Europa, die bei der EM zwar nicht durch technische Finessen und spielerische Leichtigkeit brillieren, dafür aber durch einen unschlagbaren Teamgeist, ein kluges, organsiertes und flexibles Spiel.

Und einen Plan. Gutes Beispiel sind die beiden Tore gegen Österreich und England nach Einwürfen.

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Zahlen verdeutlichen Erfolge

Die Auftritte in Frankreich sind das Ergebnis einer stetigen Entwicklung einer Fußball-Nation. Dies zeigen auch die Zahlen, die die Erfolge unterfüttern und greifbar machen.

2010 ging die deutsche U21 mit den späteren Weltmeistern Mats Hummels und Benedikt Höwedes gegen Islands Nachwuchs 1:4 unter. Die Quali für die WM 2014 verpassten die Isländer erst in den Playoffs. 2010 noch die Nummer 133 der Weltrangliste belegt der angebliche Underdog heute Rang 34 - auf Augenhöhe mit Polen, Tschechien, den USA oder Schweden.

Ein Plus bei dem Turnier: Kaum ein Gegner nahm Island bislang ernst, vielmehr unterschätzte er die Inselkicker.

Was hatte Cristiano Ronaldo nach dem 1:1 zum Auftakt nochmal gesagt? Genau: "Die haben gefeiert, als hätten sie die Champions League gewonnen. Das zeugt von schwacher Mentalität. Deswegen werden sie nichts erreichen."

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