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Krise perlt an Blatter ab - kein UEFA-Boykott

  • Aktualisiert: 28.05.2015
  • 19:03 Uhr
  • SID
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© Getty
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Trotz des neuerlichen Skandals will sich FIFA-Präsident Joseph S. Blatter am Freitag erneut zum Chef des Weltverbandes wählen lassen. Das wird klappen - weil die Europäische Fußball-Union (UEFA) auf klare Signale verzichtet.

Zürich - Kein Blatter-Boykott, kein Blatter-Rücktritt - Blatter-Wiederwahl! Die Europäische Fußball-Union (UEFA) verzichtet trotz der skandalösen Vorgänge im Weltverband FIFA auf starke Signale gegen Präsident Joseph S. Blatter (79), der sich auf Teufel komm raus an der Macht festhält. Die Wahl des Schweizers im Zeichen der tiefsten Krise der 111-jährigen FIFA-Geschichte am Freitag ist so gut wie beschlossen.

"Wir sind mehrheitlich und eindeutig für den Wechsel an der FIFA-Spitze und werden dafür beim Kongress auch ein Stück weit kämpfen", sagte Wolfgang Niersbach, Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), am Donnerstag nach dem UEFA-Strategietreffen. Im Vorfeld schien von einem Boykott des Kongresses bis hin zu einer Abspaltung des mächtigen Kontinentalverbandes alles möglich. Passiert ist nichts, es blieb bei leeren Drohungen.

"Genug ist genug: Wir wollen diesen FIFA-Präsidenten nicht mehr haben", sagte UEFA-Chef Michel Platini, der Blatter zuvor zur Abdankung aufgefordert hatte und für den Fall von dessen Wiederwahl einen Austritt aus der FIFA nicht gänzlich ausschließen wollte: "Wir werden alle Möglichkeiten auf den Tisch legen." Immerhin forderte er die UEFA-Vertreter auf, das FIFA-Exekutivkomitee zu verlassen. Niersbach wird sich der Verantwortung in der Regierung des Weltfußballs aber wohl nicht entziehen ("Wem ist damit geholfen?").

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Blatter: "Können nicht jeden überwachen"

Nicht einmal ein geschlossenes Votum der 53 stimmberechtigten UEFA-Verbände für den einzigen Blatter-Herausforderer Prinz Ali bin Al Hussein (Jordanien/39) ist sicher. "Es ist mehrheitlich gesagt worden, dass wir für den Wechsel sind", sagte Niersbach: "Aber letztlich, da darf man nicht naiv sein, geht jeder alleine in die Kabine und macht sein Kreuzchen. Jeder ist mit seiner Wahl alleine. "

Auch in Europa hat Blatter eben noch Freunde, zum Teil sehr mächtige. "Das ist ganz klar ein Versuch, die Wiederwahl von Joseph Blatter als FIFA-Präsident zu verhindern", sagte Russlands Machthaber Wladimir Putin über die weltweit beachteten Ermittlungen der US-Behörden: "Es ist ein extrem schwerer Bruch der Prinzipien, wie internationale Organisationen arbeiten sollten."

Aus den anderen Konföderationen gab es ganz deutliche Signale. Die asiatischen (AFC) und afrikanischen (CAF) Könföderationen stehen auch nach dem denkwürdigen Mittwoch treu zu Blatter, der sich einer Schuld am Skandal nicht wirklich bewusst ist. "Ich weiß, viele halten mich für ultimativ verantwortlich für die Handlungen unserer globalen Fußball-Familie - egal, ob es um die WM-Gastgeber geht oder um Korruptionsskandale", sagte er während der Auftaktzeremonie des Kongresses: "Aber wir können nicht jeden überwachen. Wenn jemand etwas falsch machen will, kann er dabei unentdeckt bleiben."

Blatter schließt Rücktritt aus

Den Rücktritt hatte der FIFA-Boss zuvor kategorisch ausgeschlossen. "Er hat zugehört, aber gesagt, es wäre zu spät", berichtete Platini. Blatter will unbedingt seine fünfte Amtszeit. "Wir haben die Möglichkeit, einen neuen Weg einzuschlagen", sagte er: "Der Fußball verdient mehr. Wir müssen antworten."

Oft erwähnte der 79-Jährige das verlorengegangene "Vertrauen", das durch die Enthüllungen, die den 27. Mai 2015 historisch gemacht hatten, unbedingt zurückgeholt werden müsse. Das ist ein hehres Ziel.

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Sieben hochrangige FIFA-Funktionäre verhaftet

Im Zuge der US-Ermittlungen gegen insgesamt 14 Personen waren sieben hochrangige FIFA-Funktionäre von der Kantonspolizei verhaftet und abgeführt worden, darunter auch die beiden FIFA-Vizepräsidenten Jeffrey Webb (Kaimaninseln) und Eugenio Figueredo (Uruguay). Der frühere Vizepräsident Jack Warner hat sich in seiner Heimat Trinidad und Tobago der Polizei gestellt. Die Schweizer Bundesanwaltschaft ermittelt zudem wegen Unregelmäßigkeiten bei den WM-Vergaben an Russland (2018) und Katar (2022).

"Es sind traurige und schwierige Tage für die FIFA", sagte der deutsche Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Thomas Bach, und verwies auf die Null-Toleranz-Politik im Kampf gegen Korruption, die in der IOC-Agenda 2020 verankert ist: "Wir wissen aus Erfahrung, wie herausfordernd und schmerzhaft dieser Kampf sein kann."

Die FIFA hatte im Anschluss zwar ihr Bedauern kundgetan, aber sofort angekündigt, mit der Kongress-Tagesordnung wie geplant beginnen zu wollen. Die Aussage von Mediendirektor Walter De Gregorio aufgrund einer vermeintlichen Opferrolle des Weltverbands ("Das ist ein guter Tag für die FIFA") hatte die Vorgänge zusätzlich ad absurdum geführt.


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