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Andreas Wolff exklusiv im ran-Interview

Andreas Wolff exklusiv: Handball-Held kontert Wagner bei Gehaltsfrage

  • Aktualisiert: 11.05.2016
  • 17:48 Uhr
  • ran.de / Dominik Hechler
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© imago/Revierfoto
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Im Interview mit ran.de spricht Andreas Wolff über die Gehaltsvorstellungen im Fußball und Handball. Er spricht über den Vergleich mit dem FC Bayern und verrät, warum er noch lange nicht der Manuel Neuer des Handballs ist.

München - Seit dem Gewinn des EM-Titels ist Andreas Wolff nicht nur den Handball-Fans ein Begriff. Der deutsche Nationaltorwart hat sowohl durch seine Reflexe, als auch durch seine Sympathie für die Fußballer des FC Bayern München von sich Reden gemacht.

Im Interview mit ran.de spricht Andreas Wolff über die Chancen der Handballer bei Olympia in Rio, seinen Lieblingsklub, den Vergleich mit Manuel Neuer und den "FC Bayern des Handballs".

ran.de: Herr Wolff, nach Ihren überragenden Leistungen und dem überraschenden EM-Erfolg der deutschen Handball-Nationalmannschaft im Januar haben Sie auf twitter sogar die Titanic gerettet, wurden als Superman abgebildet oder ehrfurchtsvoll "Der Hexer", "The Wall" oder "Big Bad Wolff" getauft. Wie gehen Sie selbst mit dem Hype um Ihre Person um?

Andreas Wolff: Es hat mich natürlich gefreut, dass meine und vor allem die Leistung der gesamten Mannschaft bei der EM in Polen von der Öffentlichkeit so anerkannt wurde. Und selbstverständlich habe ich auch all die Bilder von mir auf Twitter und Facebook gesehen (lacht). Schon Wahnsinn, was für Ideen da entwickelt wurden.

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Andreas Wolff (re.) im Gespräch mit ran-Redakteur Dominik Hechler (li.)
Andreas Wolff (re.) im Gespräch mit ran-Redakteur Dominik Hechler (li.)© ran.de

ran.de: Laufen Sie bei all der Aufmerksamkeit Gefahr, die Bodenhaftung zu verlieren?

Wolff: Das glaube ich bei mir nicht. Ich konzentriere mich immer voll und ganz auf meine sportlichen Aufgaben und weiß auch, dass ich noch sehr viel lernen kann und muss. Außerdem ist mir bewusst, dass das nur ein temporärer Hype ist. Der kann ganz schnell wieder vorbei sein. Ich sehe das alles eher als eine Art Bestätigung für die harte Trainingsarbeit, die sich dann im Spiel auszahlt.

ran.de: Der EM-Triumph liegt nun schon wieder einige Monate zurück. Müssen Sie sich in Gedanken daran immer noch ab und zu zwicken oder ist das Thema jetzt so langsam aber sicher durch?

Wolff: Da ich in den vergangenen Wochen schon sehr viel darüber reden musste, habe ich den gewonnen EM-Titel mittlerweile schon realisiert und weiß ganz genau, was in Polen passiert ist. Da braucht mich keiner mehr zwicken. Wir haben als Team über das gesamte Turnier eine super Leistung abgerufen und sind letztlich völlig verdient Europameister geworden. Ich habe schon während des Turniers gespürt, dass wir etwas reißen können. Alleine wie die Mannschaft jeden Tag im Training mitgezogen hat. Das war schon einzigartig. Deswegen war der Titelgewinn für mich jetzt auch nicht so überraschend wie vielleicht für manchen Außenstehenden. Und ich bin mir auch ganz sicher, dass wir mit dieser Top-Mannschaft die Leistungen der EM in Zukunft bestätigen können.

ran.de: Nach dem Titelgewinn durften Sie Ihre Expertise auch beim FC Bayern München an der Säbener Straße unter Beweis stellen. Sie durften Ihren Lieblingsklub besuchen und ein kleines Training mit dem deutschen Fußball-Nationaltorhüter Manuel Neuer absolvieren. Was können Sie von ihm lernen?

Wolff: Manuel strahlt eine enorme Ruhe aus, ist total fokussiert und trotzdem total bodenständig. Er schafft es einfach, sich in wichtigen Spielen nochmal ein Stückchen mehr zu pushen als andere.

ran.de: Und was kann Neuer von Ihnen lernen?

Wolff: Vielleicht die eine oder andere verrückte Aktion. (lacht)

ran.de: Würden Sie sich selbst als Manuel Neuer des Handballs bezeichnen?

Wolff: Also bis zum Manuel Neuer des Handballs fehlt mir noch ein ganzes Stück. Die einzige Parallele zwischen uns ist vielleicht, dass wir bei den letzten großen Turnieren den Titel gewonnen haben und zum besten Keeper des Turniers gewählt wurden. Das war's aber auch. Manuel ist der mit Abstand beste Torhüter der Welt. So weit bin ich noch lange nicht. Da muss man realistisch sein.

ran.de: Die Fußballer beschweren sich immer wieder über zu hohe Belastung. Wie sehen Sie diese Diskussion als Handballer? Denn in Ihrer Sportart ist die Taktung der Spiele ja noch enger.

Wolff: Ich glaube, die Fußballer machen das präventiv, um gar nicht erst in so eine Situation wie wir Handballer zu kommen. Denn der deutsche Handball hat, was die Anzahl der Spiele betrifft, schon ein großes Problem und ist meiner Meinung nach chronisch überlastet. Wir müssen teilweise in kürzester Zeit 40 bis 50 Spiele bestreiten - das macht weder der Kopf, noch der Körper auf Dauer mit. Und der Unterschied zu anderen europäischen Handball-Ligen ist, dass wir in der Bundesliga 34 attraktive Spieltage haben, an denen jeder jeden schlagen kann. Da müssen die Stars von der ersten bis zur letzten Minute auf der Platte stehen und Vollgas geben. Das ist bei Paris oder dem FC Barcelona ganz anders. Die sind in der Liga total unterfordert und können ihre Top-Leute für die Champions League schonen. Ist ja klar, dass die am Ende einer Saison noch ein bisschen frischer sind. Wobei Barcelona zuletzt gegen Kiel den Schalter von der Liga zur Königsklasse auch nicht umlegen konnte und rausgeflogen ist.

ran.de: Ist für Sie aufgrund der hohen Belastung im Handball auch Geld ein Thema? Sandro Wagner hat zuletzt ja behauptet, Profi-Fußballer würden zu wenig verdienen.

Wolff: Also ich bin sehr zufrieden mit meinem Gehalt, komme gut damit aus. Leute wie Sandro Wagner haben vielleicht nicht ganz den Blick dafür, wie es anderen Menschen geht. Wagner ist ein sehr guter Bundesliga-Spieler, der aufgrund seines Verdienstes nach seiner Karriere wohl nie mehr einen anderen Beruf wird ausüben müssen.

ran.de: Können Sie seine Meinung den nachvollziehen?

Wolff: Er hat sie im Nachgang ja immer mal wieder erläutert und steht bis heute dazu. Und das ist ja auch in Ordnung. Jeder darf sagen, was er möchte. Ich habe meinen absoluten Wunschberuf und da spielt für mich das Gehalt nur eine untergeordnete Rolle. So lange ich über die Runden komme, ist alles in Ordnung.

ran.de: Sie wechseln nach dieser Saison von der HSG Wetzlar zum "FC Bayern des Handballs" - dem THW Kiel. Der logische Schritt nach dem Gewinn der Europameisterschaft mit Deutschland?

Wolff: Ich habe schon vor meinem ersten Bundesliga-Spiel und noch vor meinem Wechsel zur HSG Wetzlar klar gesagt, dass es mein Traum ist, einmal für Kiel zu spielen. Ich will in meiner Karriere das Optimum für mich herausholen. Und in Kiel kann ich den nächsten Schritt gehen. Da herrscht eine andere Trainings- und Spielqualität. Außerdem kann ich jedes Jahr um Titel spielen und mich mit den Allerbesten der Welt messen.

ran.de: Doch bevor es für Sie in Kiel losgeht, reisen Sie mit der deutschen Nationalmannschaft noch zu den Olympischen Spielen nach Rio de Janeiro. Die Erwartungshaltung in Deutschland wird nach dem gewonnenen EM-Titel nun wahrscheinlich recht hoch sein.

Wolff: Der Druck wird groß sein. Ganz klar. Vor allem in Deutschland sind die Täler ja sehr tief und die Bäume sehr hoch. Damit muss man leben. In Rio werden sehr viele Top-Nationen mit ihren Stars vertreten sein. Aber ich bin frohen Mutes, dass wir ein Team haben werden, dass auch bei den Olympischen Spielen um den Titel mitspielen kann. Eine Medaille ist auf jeden Fall das Ziel. Und das wäre eine großartige Bestätigung unserer Leistung bei der EM in Polen.

Mit Andreas Wollf sprach Dominik Hechler


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