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Formel 1 im Dilemma: Profit oder Nostalgie entscheiden über Hockenheim-Aus

  • Aktualisiert: 14.11.2016
  • 13:35 Uhr
  • SID
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© PIXATHLONPIXATHLONSID
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Bernie Ecclestone ist ein Global Player, er riskiert am liebsten, wo er garantierten Gewinn wittert.

São Paulo (SID) - Bernie Ecclestone ist ein Global Player, er riskiert am liebsten, wo er garantierten Gewinn wittert. In Deutschland und Brasilien ist das nicht mehr der Fall. Den beiden Traditions-Grand-Prix droht die Streichung aus dem Rennkalender. Die nächste Saison ohne Hockenheimring? Darauf würde der Chef-Vermarkter der Formel 1 sogar Geld wetten. Interlagos im kommenden Jahr? Den Einsatz wagt der britische Selfmade-Milliardär wiederum partout nicht.

Was der 86-Jährige am Rande des Renn-Wochenendes in Sao Paulo ungeschminkt bei "motorsport.com" zum Großen Preis von Deutschland verkündete, wird den mit Königsklassen-Triumphen verwöhnten Automobil-Fans hierzulande gar nicht gefallen. "Ich weiß nicht, wie wir dieses Rennen überhaupt retten können", sagte Ecclestone, dessen Allmacht mit dem designierten neuen Formel-1-Eigner Liberty Media aber schwindet.

Noch steht der Hockenheimring mit Datum 30. Juli 2017 als Gastgeber des Deutschland-Grand-Prix im vorläufigen Rennkalender, allerdings mit Sternchen und Anmerkung "noch zu bestätigen". Laut Ecclestone soll eine endgültige Entscheidung in Kürze bei der Generalversammlung des Automobil-Weltverbandes FIA in Wien (28. November bis 2. Dezember) fallen. Auch über Interlagos, während der ebenfalls gefährdete Große Preis von Kanada wohl seine Probleme aus der Welt geschafft hat. Ersatzorte gäbe es nicht.

Es geht ums liebe Geld. Hockenheimring-Geschäftsführer Georg Seiler hatte dem SID Ende September das Zögern beim Vertragsabschluss damit erklärt, dass "kein Minus" herauskommen dürfe. Ecclestone stellte jedoch nun klar: "Sie wollen zu den gleichen Konditionen wie in den letzten Jahren weitermachen. Diese sind aber nicht gut für uns. Wir haben versucht, sie am Leben zu halten, aber ihnen geht die Medizin aus."

Wie auch Sao Paulo. Allein für dieses Jahr wird für das Renn-Wochenende im Autódromo José Carlos Pace ein Defizit in Höhe von 30 Millionen US-Dollar erwartet, für 2017 erneut ein Minus, wenn auch kleiner. Zwei große Sponsoren (Petrobras, Shell) fehlen diesmal. Wie auch ständig mehr Fans auf den Tribünen und vor den TV-Schirmen. Und mit dem Abschied von Felipe Massa und dem Cockpit-Inkognito von Noch-Sauber-Pilot Felipe Nasr für das kommende Jahr wohl auch ein heimischer Vertreter auf der Piste.

Den finanziellen Verlust trägt immerhin vertragsgemäß die Formula One Management (FOM). "Vielleicht machen sie das Spielchen ein oder zwei Jahre mit", meint Interlagos-Chef Tamas Rohonyi gegenüber der Estado de S.Paulo.

Oder es folgt doch das sofortige Aus. "Der Vermarkter versucht, das Rennen laufen zu lassen und Profit zu machen. Oder er macht halt mal keinen Profit. Aber Verlust? Das geht gar nicht", stellte Ecclestone unmissverständlich klar.

Dafür hatte dann auch einer der "Spielfiguren" Verständnis. "Einerseits muss er die Firma größer machen, andererseits sieht er sich gezwungen, die wichtigen Rennen im Kalender lassen", sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff zu Ecclestones Dilemma. Schließlich seien Interlagos oder auch die Europa-Grand-Prix wie Hockenheim "Herz und Seele unseres Kalenders".

Für beide könnte es am Monatsende "Rien ne va plus" heißen. "Nichts geht mehr" war und ist auch anderswo zu hören. Aus Silverstone (auf Investorsuche), aus Melbourne (wegen verwendeter Steuergelder). Profit oder Nostalgie: Der Ausweg aus dem Dilemma ist kein leichter.


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