• Darts
  • Tennis
  • Alle Sportarten

Anzeige
Anzeige

Gäb strikt gegen Aufnahme Schurs in die Hall of Fame

  • Aktualisiert: 25.04.2017
  • 10:00 Uhr
  • SID
Article Image Media
© AFPSIDPATRIK STOLLARZ
Anzeige

Hall-of-Fame-Mitbegründer Hans-Wilhelm Gäb hat sich gegen eine Aufnahme "Täve" Schurs in die Ruhmeshalle des deutschen Sports ausgesprochen.

Köln (SID) - Der ehemalige Sporthilfe-Chef und Hall-of-Fame-Mitbegründer Hans-Wilhelm Gäb hat sich strikt gegen eine Aufnahme des DDR-Radsportidols Gustav-Adolf "Täve" Schur in die Ruhmeshalle des deutschen Sports ausgesprochen. "Kein Mensch käme auf die Idee, einen im Sport erfolgreichen Nazi, wenn er auch heute noch die Untaten des Regimes verherrlichte, in die Hall of Fame aufzunehmen. Warum dann Schur, der mit 86 Jahren immer noch als Propagandist einer Diktatur auftritt, die erwiesenermaßen Tausende von Menschenleben auf dem Gewissen hat?", schrieb Gäb in einer Stellungnahme für den Sport-Informations-Dienst (SID).

Der 81-Jährige stellte sich damit gegen die Nominierung Schurs, die vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) ausgegangen war und auch die Tolerierung der Stiftung Deutsche Sporthilfe fand, die er einst anführte und deren Aufsichtsrats-Ehrenvorsitzender er ist. Die Hall of Fame sieht Gäb grundsätzlich allerdings weiterhin als sinnvolle Einrichtung an. 

"Mir und meinen Kollegen ging es 2008 darum, die Erinnerung an große Gestalten des deutschen Sports wachzuhalten ? von Rudolf Harbig über Max Schmeling und Gottfried von Cramm bis hin zu Fritz Walter, Rosi Mittermaier oder Steffi Graf", schrieb Gäb. Der ehemalige Tischtennis-Nationalspieler und -Funktionär räumte allerdings ein, dass man der Sporthilfe vorhalten könne, "dass wir vor zehn Jahren die Fülle der mit der Hall of Fame verbundenen Probleme nicht im vollen Umfang erkannt haben".

Schur, dessen erste Nominierung 2011 abgelehnt worden war, hatte in der Vorwoche inmitten der neuesten Aufnahme-Diskussion die Doping-Geschichte der DDR verharmlost. Den DDR-Sport als kriminell zu bezeichnen, sei "völliger Quatsch", sagte er der Zeitung Neues Deutschland. Große Entrüstung rief sein Satz hervor, dass es im Gegensatz zum westdeutschen Sport im Osten keine Dopingtoten gegeben hätte.

Vor allem Ines Geipel, die Vorsitzende des Doping-Opfer-Hilfevereins (DOH), oder Hall-of-Fame-Mitglied Henner Misersky, der als Langlauftrainer in der DDR Dopinggaben verweigert hat, hatten die Nominierung Schurs heftig kritisiert. Einige Mitglieder der Hall of Fame erklärten dagegen, für die Aufnahme Schurs gestimmt zu haben, darunter die zweimalige Hochsprung-Olympiasiegerin Ulrike Nasse-Meyfarth, München-Doppel-Olympiasiegerin Heide Ecker-Rosendahl und der ehemalige 200-m-Weltrekordler Manfred Germar.

Der heutige Vorstandsvorsitzende der Sporthilfe, Michael Ilgner, hatte zumindest die jüngsten Aussagen Schurs kritisiert, von Konsequenzen für die laufende Wahl aber abgesehen. Der DOSB, der Schur auf Initiative der ihm angeschlossenen Landessportbünde vorgeschlagen hatte, kritisierte Schurs Aussagen nicht und betonte, dass eine Hall of Fame "auch Widersprüchlichkeiten wie gesellschaftliche Brüche aushalten" müsse. 

Derzeit wählen 93 Juroren die neuen Mitglieder der Hall of Fame. Die Aufnahme erfolgt, wenn sich die einfache Mehrheit der Abstimmenden dafür ausspricht.


© 2024 Seven.One Entertainment Group