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Das große "Ja, aber": Miller will wieder starten - oder nicht

  • Aktualisiert: 22.01.2017
  • 10:15 Uhr
  • SID
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© AFPSIDJURE MAKOVEC
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Bode Miller kommt gut zwei Stunden zu spät, was schon mal passieren kann, wenn es von Kalifornien nach Kitzbühel gehen soll.

Kitzbühel (SID) - Bode Miller kommt gut zwei Stunden zu spät, was schon mal passieren kann, wenn es von Kalifornien nach Kitzbühel gehen soll. Kaum ist der Amerikaner dann da, entschuldigt er sich erst mal höflich, er lacht, wirkt aufgekratzt und keineswegs wie die maulfaule, mürrische Kratzbürste, die er im Verlauf seiner bewegten Karriere als Ski-Rennläufer oft war. Miller setzt sich, blickt vergnügt in die Runde, er verspricht klare Antworten - und redet dann erst mal ohne Punkt und Komma drauf los.

Vor Miller, 39 Jahre alt, Olympiasieger 2010, vierfacher Weltmeister, vor allem auch: Publikumsliebling, seit zwei Jahren ohne Wettkampfpraxis, liegt quer auf dem Tisch ein Ski mit der Aufschrift "Bomber". Er hat in die kleine Firma aus dem Bundesstaat New York investiert, die diesen Ski baut. Seinen Ski, wie er mehrfach betont, den besten Ski, den er jemals gefahren hat. Klar!

Aber die entscheidende Frage bleibt im Grunde genommen unbeantwortet. Wobei ... "Ja. Absolut", entgegnet Miller als er gefragt wird, ob er denn wieder Rennen fahren werde. "Ja, das ist das Ziel", beteuert er, als er bestätigen soll, dass er wieder im Weltcup mitfährt. Dieses "Ja" entpuppt sich allerdings als ziemlich großes "Ja, aber".  Denn sein Ziel, sagt Miller einschränkend, müsse sich "mit einer Million anderen Zielen vereinbaren lassen".

Also, was nun?

Miller redet viel über seinen Ski. Er kritisiert die etablierte Skiindustrie, die ja nichts Neues entwickle, nur noch Massenware produziere, keine Qualität. "In den letzten acht Jahren meiner Karriere hatte ich keinen Ski, von dem ich sagen konnte, das ist der beste Ski auf dem Planeten", behauptet Miller. Sein "Bomber" ist, wie sollte es anders sein, ein Premiumprodukt. Andererseits: Er müsse erst mal schauen, ob sein Ski dann tauglich sei für den Weltcup.

Geht's ein bisschen genauer?

"Es ist aufregend, zumindest in Erwägung zu ziehen, mit Skiern meiner eigenen Firma zu fahren", sagt Miller. Und: "Es gibt viele Fragezeichen. Kann ich noch Weltcup-Rennen gewinnen? Kann ich sie auf Bomber gewinnen? Ich bin bereit rauszugehen und das rauszufinden." Aber ... ob es tatsächlich so weit komme, könne er nicht sagen. Eine Million Dinge halt. "Meine Frau ist der Boss." Miller hat mittlerweile vier Kinder. Sollte er tatsächlich wieder starten, dann nur in Abfahrt und Super-G - und "nur, wenn ich Rennen gewinnen kann".

Am Samstag wollte sich Miller mit Sasha Rearick treffen, dem Cheftrainer des US-Skiteams, um ein paar dieser eine Million Dinge zu klären. "Ich hoffe, dass er zurückkommt, und ich hoffe, dass wir dann eine komplette Vorbereitung hinbekommen. Das wird der Schlüssel sein", hat Rearick im Dezember zum Thema gesagt.  

Miller ist kein Rennen mehr gefahren, seit er sich beim WM-Super-G am 5. Februar 2015 bei einem Sturz eine Sehne in der rechte Wade durchtrennte. Danach wollte er von seiner wahren Liebe nichts mehr wissen, mittlerweile behauptet er, dass er sie nie verlassen habe. Die Liebe ist frisch entflammt. Doch ob das nochmal etwas wird?

Im November hat Miller in Colorado mit der US-Mannschaft trainiert, er war langsam, und es kamen Zweifel auf: an seiner körperlichen Verfassung - und an der Renntauglichkeit seiner Skier. Außerdem: Im Weltcup müsste er erst mal mit astronomisch hohen Startnummern fahren - und um sich vielleicht sogar noch für die Olympischen Spiele 2018 in Pyeongchang zu qualifizieren, müsste er besser sein als vier mannschaftsinterne Konkurrenten.

Ob das alles machbar ist? "Warum nicht?", sagt Rearick. "Es ist Bode Miller."


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