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Davis-Cup-Berater Niki Pilic exklusiv: "Kohlschreiber kann sein Image verbessern"

  • Aktualisiert: 06.03.2015
  • 11:54 Uhr
  • ran.de / tennis.de / Das Interview führte: Dominik Hechler
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© imago/Pixsell
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Niki Pilic ist einer der erfolgreichsten Tennis-Trainer seiner Generation. Mit Deutschland gewann er 1988, 1989 und 1993 als Teamchef den Davis Cup. Nun ist er als Berater an der Seite von Kapitän Michael Kohlmann ins DTB-Team zurückgekehrt. Im Exklusiv-Interview mit ran.de und tennis.de spricht Pilic über die Rolle von Philipp Kohlschreiber, den Aufbau von Teamgeist und seine Funktion im Team.  

ran.de/tennis.de: Herr Pilic, Sie kehren nach 18 Jahren nun in Frankfurt gegen Frankeich (vom 6. - 8. März live bei SAT.1 Gold und im Stream auf ran.de und tennis.de) ins deutsche Davis-Cup-Team zurück. Dieses Mal nicht als Kapitän, sondern als Berater. Mit welchen Gefühlen gehen Sie mit Ihrer Lebens- und Tenniserfahrung in diese Begegnung?

Niki Pilic: Ich habe vor allem einen großen Wunsch: Das deutsche Davis-Cup-Team muss sich in Frankfurt gegen die Franzosen in einer harmonischen Atmosphäre und mit einem starken Teamgeist präsentieren. Es ist wichtig, dass alle an einem Strang ziehen und dass alle deutschen Spieler verstehen, wie wichtig es ist und was es bedeutet, für sein eigenes Land zu spielen. Wir müssen uns den Zuschauern als eingeschworene Mannschaft zeigen und der Wille zum Sieg muss immer und in jedem Ballwechsel erkennbar sein. Frankreich ist gegen uns zwar klarer Favorit, aber Favoriten müssen ja nicht automatisch immer gewinnen.

ran.de/tennis.de: Sie haben als Davis-Cup-Kapitän mit Deutschland und Kroatien, sowie als Berater von Serbien insgesamt fünf Mal den Titel geholt. Was kann das jetzige deutsche Davis-Cup-Team von Ihnen und Ihren Erfolgen lernen?

Pilic: Ich habe in den letzten 50 Jahren sicherlich sehr viel Erfahrung gesammelt. Und die kann man sich im Sport nicht kaufen. Natürlich hatte ich damals mit Spielern wie Boris Becker, Michael Stich, Carl-Uwe Steeb, Eric Jelen oder Michael Westphal auch Glück. Sie haben verstanden, wie wichtig es ist, für Deutschland zu spielen. Und darum geht es mir. Die Leute müssen unbedingt verstehen, welchen hohen Stellenwert der Davis Cup hat und dass du nur mit starkem Willen zum Erfolg kommen kannst. Und genau das will ich jetzt auch dem aktuellen DTB-Team vermitteln.

ran.de/tennis.de: Wie wird genau Ihre Rolle im DTB-Team aussehen?

Pilic: Ich werde die komplette Davis-Cup-Woche bei der Mannschaft sein, das Training genau beobachten und mich sehr viel mit Kapitän Michael Kohlmann besprechen. Ich werde ihm dann meine Meinungen und Vorschläge sagen und er muss am Ende dann eine Entscheidung treffen. Michael ist ein sehr cleverer Typ, der mich auch schon seit Jahren kennt und viel von mir lernen will. Das wird mit Sicherheit eine gute Zusammenarbeit.

ran.de/tennis.de: Philipp Kohlschreiber hat bereits eine Woche vor der offiziellen Nominierung selbstständig erklärt, dass er gegen die Franzosen wieder für Deutschland spielen wird. Wie haben Sie diesen verbalen Alleingang aufgefasst?

Pilic: Ich muss zunächst einmal sagen, dass Philipp Kohlschreiber sehr wichtig für uns ist. Er ist unsere Nummer eins und er wird diese Mannschaft gegen Frankreich anführen. Ich will ihm mit dieser Rolle auch eine Wichtigkeit geben. Er ist jetzt derjenige, der voran gehen muss. Das werde ich ihm in einem Vier-Augen-Gespräch auch noch einmal unmissverständlich klar machen.

ran.de/tennis.de: Sie haben sich gemeinsam im Betreuerteam dazu entschieden, Kohlschreiber nach den Querelen im vergangenen Jahr wieder zurück ins deutsche Davis-Cup-Team zu holen. Warum?

Pilic: Ich kann die Vergangenheit nur sehr schwer beurteilen. Aber ich weiß, dass Kohlschreiber in der Vergangenheit immer wieder Probleme mit verschiedenen Leuten hatte. Dazu gehören auch die ehemaligen Davis-Cup-Kapitäne Patrik Kühnen und Carsten Arriens. Jedoch sage ich immer, dass an Querelen nicht immer nur eine Seite schuld ist. Und die Leute dürfen auch nicht vergessen, dass Kohlschreiber in den letzten Jahren sehr häufig und vor allem erfolgreich für Deutschland gespielt hat. Wir brauchen ihn also unbedingt. Und ich werde ihm in unserem Gespräch auch erklären, dass er mit einer starken Leistung für Deutschland sein Image verbessern kann.

ran.de/tennis.de: Neben Kohlschreiber wurden Benjamin Becker, Jan-Lennard Struff und Andre Begemann nominiert. Was hat genau für diese Spieler gesprochen?

Pilic:Kohlschreiber und auch Benjamin Becker kenne ich bereits seit Jahren sehr gut. Das ist auch sehr wichtig, weil diese beiden Spieler voran gehen müssen. Sie sind sehr wichtig für uns. Struff und Begemann kenne ich noch nicht persönlich, sondern bislang nur vom Tennisplatz. Das ist aber überhaupt kein Problem. Ich werde in der Davis-Cup-Woche viele Gespräche führen und die Jungs so kennenlernen.

ran.de/tennis.de: Das deutsche Herren-Tennis wartet nun seit einigen Jahren schon auf einen ganz großen Erfolg – im Davis Cup, aber auch bei den Grand-Slam-Turnieren. Wo liegen für Sie die größten Probleme bei den deutschen Herren? Und wie können sie gelöst werden?

Pilic: Natürlich sind wir im Moment nicht besonders gut. Aber nicht jede Generation kann solche Erfolge feiern wie es zu Zeiten von Becker, Stich und Steffi Graf der Fall war. Du kannst nicht einfach so eine Nummer drei der Weltrangliste produzieren. Das geht einfach nicht. Mit hartem Training kannst du einen Spieler vielleicht unter die Top-40 oder Top-30 bringen. Mehr aber auch nicht. Für die absolute Weltspitze braucht es neben harter Arbeit auch Talent und noch so einiges mehr. In vier, fünf Jahren kann es im deutschen Herren-Tennis aber auch schon wieder ganz anders aussehen.

ran.de/tennis.de: Ist es unfair, dass auch die jetzige Generation mit Kohlschreiber und Co. immer noch mit Boris Becker und seinen herausragenden Erfolgen in den neunziger Jahren verglichen wird?

Pilic: Es ist jedenfalls nicht gut ...

ran.de/tennis.de: Für viele Tennis-Experten ist der junge Alexander Zverev der große deutsche Hoffnungsträger. Wie sehen Sie seine Entwicklung?

Pilic: Ich kenne Alex Zverev und seine Eltern sehr gut, habe ihn mit 13, 14 Jahren auch ein wenig trainiert. Er hat meiner Meinung nach eine gute Zukunft vor sich, spielt mit gerade mal 18 Jahren schon richtig gutes Tennis. Wo das am Ende dann in der Weltrangliste enden wird, muss man abwarten.


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