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Kohlschreiber: "Ich hoffe, dass die Fans mir verzeihen"

  • Aktualisiert: 04.03.2015
  • 18:02 Uhr
  • ran.de / Matthias Stach
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© imago/GEPA pictures
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Vor dem Davis-Cup-Duell gegen Frankreich (ab Freitag live bei SAT.1 Gold und im Livestream auf ran.de und tennis.de) spricht Philipp Kohlschreiber exklusiv über die angeschlagene Beziehung zu den deutschen Tennis-Fans und die Siegchancen des DTB-Teams. 

ran.de: Philipp, wie geht es dir gesundheitlich, es war ja die vergangenen Wochen nicht optimal?

Philipp Kohlschreiber: Ich kämpfe mich zurück und bin noch nicht bei 100 Protent. Vergangene Woche lag ich wegen einer Erkältung mit Fieber flach, das zehrt noch an meiner Kraft. Ich bin aber in guten Händen, jeder kümmert sich hervorragend um mich und wir machen alles dafür, dass am Freitag die Latte bei mir recht weit oben liegt.

ran.de: Bekommt man das in so kurzer Zeit hin, wenn man den Trainingsverlust aufzuholen hat?

Kohlschreiber: Ich muss positiv an die Sache herangehen. Ich will unbedingt spielen, dem Team helfen. Aber ich muss natürlich schauen, wie viel ich helfen kann. Bis jetzt waren die Trainingsmatches noch nicht so wie man es sich vorstellt. Aber ich habe noch zwei Tage Training. Am Ende muss der Team-Kapitän das letzte Wort sprechen.

ran.de: Frankfurt ist sehr speziell würden wir sagen, was bedeutet der Ort für dich als Spieler?

Kohlschreiber: Gleiche Halle, gleicher Platz. Es werden auch viele Zuschauer kommen, die letztes Mal da waren. Für mich ein Ort, an dem ich viel Gutes erlebt habe und dann auch weniger schöne Momente, die sehr hart für mich waren und mir sehr nahe gegangen sind. Momente, in denen ich mich vielleicht rückwirkend anders hätte entscheiden müssen. Deshalb ist es für mich eine Art zurückzukommen und aufzuarbeiten. Ich tue alles in meiner Macht stehende, das jetzt ins Positive zu rücken. Ich hoffe, dass die Fans mir da auch verzeihen und mir dann einen fairen, positiven Umgang erlauben. Ich versuche, meinen Teil dazu beizutragen und nach vorne zu schauen.

ran.de: Was sagst du zu Gilles Simon, was macht den aus? Er gehört wohl zu den unterschätztesten Spielern auf der Tour ...

Kohlschreiber: Sehe ich genauso, man kann eigentlich nichts herausheben, wo man sagt, er hat die beste Vorhand, den besten Touch - das hat er alles nicht. Aber er ist einfach so ein gewiefter Spieler, der, ich will das nicht böse formulieren, aber den Gegner immer einlullt, um dann anzuziehen. Er ist natürlich unglaublich solide. Ein Fliegengewicht. Er bewegt sich wie kein anderer. Man hat das Gefühl, er kommt zu jedem Ball irgendwie noch hin. Und was man nicht unterschätzen darf: Er spielt mit so einer Art Tempo, mit der man sehr wenig anfangen kann. Er spielt oft sehr flach, sehr kurz. Also er versucht auch, dich immer in die Versuchung zu bringen irgendwie zu viel zu machen. Er lebt natürlich auch von den Fehlern des Gegners. Aber er hat jetzt leider in letzter Zeit sehr gut gespielt in den Hallenturnieren. Hat auch das letzte Turnier gewonnen. So einer ist sehr unangenehm, wenn er Selbstvertrauen hat.

ran.de: Ihr habt ein sehr großes Team. Auch ein neues Team hier drum herum. Niki Pilic zum Beispiel. Wie erlebst du ihn hier? Er ist ja fast schon eine Art Trainerlegende.

Kohlschreiber: Ja definitiv. Riesenrespekt. Viel Achtung. Niki hat sich bis jetzt auch ein bisschen zurückgehalten. 

ran.de: Der kommt noch.

Kohlschreiber: Der kommt noch, das ich glaube auch. Er baut so sein Anspannungslevel natürlich auch auf. Und er hat natürlich schon ein paar Geschichten erzählt, die total zum Schmunzeln sind. Und wie gesagt, er hat so viel erreicht, er hat richtig viel Erfahrung. Und ich denke, dass es mit der ganzen Vorgeschichte ein guter Schritt war, so viele neue Leute ins Boot zu holen, die eben nichts mit der jüngsten Vergangenheit zu tun haben. Und Niki ist einfach eine Koryphäe. Er hat so ein gutes Auge. Und mit seiner Ruhe strahlt er auch sehr viel Kraft aus.

ran.de: Michael Kohlmann hat was mit der Vergangenheit zu tun. Ist der eigentlich irgendwie anders jetzt als Teamchef? Oder bedeutet das für dich etwas anderes? Jetzt sitzt er ja neben dir auf der Bank. Sonst war er eigentlich immer auf dem Trainingsplatz und hat ab und zu mal was reingeworfen und sicherlich auch viel mit euch gesprochen.

Kohlschreiber: Er war schon damals genauso engagiert wie jetzt als Kapitän auf dem Platz. Er versucht den Dialog zu führen, seinen Eindruck zu schildern. Vielleicht auch mal die Tipps hilfreich anzubringen. Das war vorher schon so. Er war vorher schon hundertprozentig motiviert. Aber jetzt steht er wirklich im Fokus. Damals waren es eben die Ex-Coaches, die vorne die Interviews gegeben haben. Er war immer im Hintergrund etwas ruhiger. Ich denke, das hat ihm auch nichts ausgemacht. Aber er ist auch gut in die Sache reingewachsen. Er macht das jetzt mit der Souveränität eines Kapitäns.

ran.de: Wir sind Zwecks-Pessimisten und sagen, die Chancen stehen bei 20:80 für Frankreich. Philipp Kohlschreiber sagt uns jetzt, warum das völliger Blödsinn ist. 

Kohlschreiber: Es ist einfach Blödsinn, weil wir, wie ich gehört habe, vor ausverkauftem Haus spielen. Ich vertraue auch meinen Teammitgliedern. Ich sehe zwar ehrlich gesagt auch das französische Team leicht vorne in jedem Match. Aber es ist kein 20:80 für Frankreich. Ich tippe 40:60. Und die 40 Prozent sind ausreichend, um drei Punkte zu holen.


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