• Darts
  • Tennis
  • Alle Sportarten

Anzeige
Anzeige

Carina Witthöft: "Ich bewundere Maria Scharapowas Einstellung"

  • Aktualisiert: 05.02.2015
  • 16:52 Uhr
  • ran.de / tennis.de / Dominik Hechler
Article Image Media
© Getty
Anzeige

Sie war mit dem Erreichen der dritten Runde die positive Überraschung aus deutscher Sicht bei den Australian Open in Melbourne: die 19-jährige DTB-Nachwuchshoffnung Carina Witthöft. Im exklusiven Interview mit ran.de und tennis.de spricht Witthöft über ihre Erlebnisse in Down Under, das deutsche Fed-Cup-Team und ihr großes Vorbild.

ran.de/tennis.de: Frau Witthöft, Sie haben bei den Australian Open mit überraschend starken Auftritten die dritte Runde erreicht und waren damit zusammen mit Julia Görges, die es letztlich bis ins Achtelfinale schaffte, beste Deutsche in Down Under. Mussten Sie sich während dieser erfolgreichen Tage selbst manchmal zwicken?

Carina Witthöft: Ganz so extrem war es sicherlich nicht. Aber natürlich kam es etwas überraschend, dass ich in Melbourne zwei Runden gewonnen habe. Ich habe mich riesig darüber gefreut und konnte es auch tatsächlich selbst glauben. (lacht)

ran.de/tennis.de: Wie erklären Sie sich selbst diese abgebrühten, enorm starken Leistungen gegen die gesetzte Carla Suarez Navarro und die unangenehm zu spielende Christina McHale?

Witthöft: Ich habe schon in der Woche vor dem Turnierstart in Melbourne richtig gut trainiert und mich entsprechend auch in den Trainingsmatches sehr gut gefühlt. Und ich wusste im Vorfeld auch, dass ich gegen Suarez Navarro und danach McHale mit vollem Risiko agieren muss, da es gegen solche Spielerinnen sonst schwierig werden würde. Ich bin dann auch mit viel Selbstvertrauen auf dem Platz, hatte keine Angst, vielleicht verlieren zu können. Es war also schon eine gewisse Überzeugung da.

ran.de/tennis.de: Welche Rolle spielt da noch die Euphorie aus der vergangenen Saison, in der sie durch vier Turniersiege auf der ITF-Challenger-Tour über 100 Plätze in der Weltrangliste gutmachen konnten?

Witthöft: Natürlich ist man für die neue Saison nochmal ein Stück motivierter, wenn man das letzte Jahr so gut abgeschlossen hat wie ich. Das ist dann schon was anderes, als wenn ich zum Jahresende vielleicht fünf Erstrunden-Niederlagen hätte hinnehmen müssen.

ran.de/tennis.de: Sie sind bei den Australian Open in der dritten Runde knapp an Irina-Camelia Begu gescheitert. Haben Sie sich nach dieser Niederlage mehr über die verpassten Chancen geärgert oder überwog die Freude, in Melbourne überhaupt so weit gekommen zu sein?

Witthöft: Also direkt nach dem Match war ich schon ein wenig enttäuscht und ein bisschen sauer auf mich, weil ich gegen Begu meine Möglichkeiten hatte. Aber einen Tag später hat dann schon die Freude überwogen.

ran.de/tennis.de: Hat Ihr Manager denn sein Versprechen bereits eingelöst? Es gab da doch eine kleine Wette …

Witthöft: (lacht) … ja, das stimmt. Wenn ich eine gesetzte Spielerin schlage, wurden mir Karten für ein Helene-Fischer-Konzert versprochen. Und das ist mir mit dem Sieg über Suarez Navarro ja auch gelungen. Ich habe die Tickets aber noch nicht bekommen, weil mein Manager in den Flitterwochen ist. Ich bin mir aber sicher, dass er sein Versprechen noch einlösen wird.

ran.de/tennis.de: Nach Ihren starken Leistungen wurde in Deutschland plötzlich intensiv über Sie berichtet. Haben Sie das in Australien mitbekommen?

Witthöft: Ja, ein bisschen bekommt man davon schon mit. Ich habe sehr viele Nachrichten aus Deutschland erhalten und meine Freunde haben mir dann auch Zeitungsartikel via Mail zukommen lassen. Aber eigentlich muss man versuchen, gar nicht so viel davon zu lesen, sondern solche Dinge eher auszublenden …

ran.de/tennis.de: Wie gehen Sie konkret mit diesem neuen Medieninteresse an Ihrer Person um?

Witthöft: Natürlich freue ich mich darüber, aber während des Turniers versuche ich einfach, so gut wie gar nichts davon zu lesen oder mich überhaupt damit auseinanderzusetzen.

ran.de/tennis.de: Das deutsche Fed-Cup-Team spielt am kommenden Wochenende gegen Australien. Unser ran-Tennisexperte Nicolas Kiefer hat in seiner Kolumne geschrieben, dass er Sie für die Partie gegen die "Aussies" nominiert hätte. Haben Sie sich aufgrund Ihrer starken Leistungen auch zumindest eine kleine Chance auf eine Nominierung ausgerechnet? 

Witthöft: (lacht) Hat er das echt geschrieben? Das ist ja cool! Aber ich selbst weiß ja, dass wir in Deutschland mit Angelique Kerber, Andrea Petkovic und Sabine Lisicki starke Spielerinnen haben, die mindestens unter den Top-30 stehen. Angie rangiert ja sogar unter den besten zehn Spielerinnen der Welt. Dass ich da dieses Mal nicht nominiert werde, war mir eigentlich klar. Außerdem weiß Barbara Rittner auch, dass ich in der kommenden Woche für das WTA-Turnier in Antwerpen gemeldet habe. Von daher ist es absolut verständlich, dass sie diese drei Spielerinnen, sowie Julia Görges nominiert hat. 

ran.de/tennis.de: Was können Sie von den deutlich besser platzierten Kerber und Co. noch lernen? 

Witthöft: Abgucken kann man sich von den Spielerinnen, die weit vor einem stehen und schon sehr viel mehr erreicht haben, immer sehr viel. Allerdings muss ich auch sagen, dass der Kontakt noch nicht wirklich regelmäßig ist und man sich bislang eher selten auf Turnieren trifft, um sich auszutauschen. Dennoch kann ich als junge Spielerin viel von ihnen lernen.

ran.de /tennis.de: Die deutsche Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner betreut Sie immer mal wieder auf diversen Turnieren. Welche Rolle spielt Rittner für Sie persönlich? 

Witthöft: Barbara spielt eine enorm wichtige Rolle. Ich frage sie immer wieder in bestimmten Situationen, wie ich mich verhalten soll. Da kann es um Turniere gehen, aber auch technisch-taktische Dinge. Barbara hat einfach immer super Tipps parat und deswegen bin ich auch froh darüber, dass wir ein so gutes Verhältnis haben und ich sie immer um Rat fragen kann. 

ran.de/tennis.de: Wo sehen Sie selbst Ihre Stärken und wo haben Sie vielleicht noch ein bisschen Nachholbedarf? 

Witthöft: Meine Stärken sind auf jeden Fall der Aufschlag und mein aggressives Spiel von der Grundlinie. Ich versuche immer schnell auf den Punkt zu gehen und bin somit nicht so sehr eine Defensivspielerin. Und Schwächen? Die behalte ich lieber für mich (lacht). Ansonsten arbeite ich aktuell nach wie vor intensiv an meiner Fitness. 

ran.de/tennis.de: Sie bezeichnen die Russin Maria Scharapowa als Ihr großes Vorbild. Warum? 

Witthöft: Aufgrund ihres aggressiven Spiels. Denn sie spielt so, wie ich es selbst versuche: Mit einem guten Aufschlag und danach dann versuchen, schnell den Punkt zu gewinnen. Und auch wegen ihrer Einstellung. Ich finde es beeindruckend, wie sie auf dem Platz steht, wie fokussiert sie ist und wie sie sich vor jedem Punkt ihre Zeit nimmt. 

ran.de/tennis.de: Haben Sie Scharapowa schon einmal getroffen und sich mit ihr unterhalten können? 

Witthöft: Nicht wirklich. Es gab jetzt nur bei den Australian Open im Stretching-Raum eine kurze Begegnung. Ich war nach meinem Match dort und Maria direkt vor ihrem Spiel. Und da habe ich Barbara Rittner gesagt, dass ich Marias Kleid so toll finde. Barbara hat sie dann auch direkt darauf angesprochen und ihr gesagt, dass wir alle ihr Outfit so schön finden. Sie hat dann total nett darauf geantwortet und musste dann aber zu ihrem Match. Sonst hat sich leider noch keine andere Möglichkeit ergeben. Man ist bei solchen Turnieren ja auch eher so ein bisschen für sich. 

ran.de/tennis.de: Sie stehen durch Ihren Erfolg bei den Australian Open nun zum zweiten Mal in Ihrer Karriere unter den Top-100 der Weltrangliste. Welche Ziele haben Sie sich für das Tennis-Jahr 2015 noch gesetzt? 

Witthöft: Ich bin mit meiner aktuellen Weltranglisten-Position sicherlich noch nicht zufrieden. Aber ich möchte mir für dieses Jahr auch kein bestimmtes Ranking als Ziel setzen. Für mich ist es erst einmal wichtig, dass ich mich und mein Spiel stetig weiterentwickle und in den kommenden Turnieren so weit wie möglich komme.


© 2024 Seven.One Entertainment Group