Fangen zu einfach: Handschuh-Verbot in der NFL?
- Aktualisiert: 31.08.2015
- 17:06 Uhr
- ran.de
Ist die NFL zu leicht geworden? Laut dem Vorsitzenden des League Competition Committee wird eingehend untersucht, ob das Tragen von Handschuhen das Spielgeschehen zu sehr beeinflusst.
München - Handschuhe gehören mittlerweile zur Standardausrüstung vieler NFL-Spieler. Egal ob Quarterback oder Wide Receiver, auf fast jeder Position erfreuen sich die Hilfsmittel großer Beliebtheit.
Damit könnte jedoch bald Schluss sein, denn wie der Vorsitzende des "League Competition Committee" Rich McKay verlauten ließ, könnte der Einsatz von Handschuhen bald genau unter die Lupe genommen werden.
Zu großer Vorteil?
Grund für die Untersuchungen: Mögliche Wettbewerbsverzerrung. McKay: "Es ist an der Zeit, rückblickend auf die Handschuhe zu schauen und zu sehen, was sich in den letzten zehn Jahren im Bezug auf die Sportwissenschaft verändert hat und ob sie nicht ein zu großer Vorteil geworden sind."
Neben McKay sind auch ehemalige Football-Spieler und -Trainer der Meinung, dass Handschuhe das Spiel zu sehr beeinflussen. Unter ihnen Tim Brown, Cris Collinsworth, John Madden und Rich Gannon. Sie äußerten sich bereits negativ über die Hilfsutensilien.
Beckhams Catch ohne Handschuhe? Unmöglich!
Für den ehemaligen Wide Receiver Brown besteht kein Zweifel an der Wettbewerbsverzerrung. Als Beispiel nannte er den "Catch of the Season" von Odell Beckham Jr: "Der Junge ist ein Wahnsinniger, keine Frage. Er hat große Hände und alles was man braucht, aber die Handschuhe sind heutzutage modifiziert und auch ein Grund, warum man solche Catches sieht. Du kannst einen solchen Ball nicht ohne Handschuhe fangen."
Gannon, ehemaliger Quarterback bei den Oakland Raiders, sieht den Beweis vor allem auf seiner Position: "Du weißt, das es stimmt, wenn Typen wie Tom Brady, Kurt Warner und Peyton Manning solche Handschuhe benutzen, um Bälle zu werfen. Du denkst dir 'Moment mal, diese Typen haben früher selbst bei schlechtem und kaltem Wetter keine Handschuhe benutzt.' Mittlerweile sind sie der Meinung, dass die Handschuhe besser als die menschliche Haut sind."
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"Man fängt den Ball mit den Augen"
Auf Gegenwind stoßen die Kritiker jedoch bei zwei aktuellen Profis. Die Tight Ends Zach Ertz (Philadelphia Eagles) und Coby Fleener (Indianapolis Colts) sind beide der Meinung, dass es Argumente Pro und Contra für das Tragen der Handschuhe gibt.
Fleener: "Die Möglichkeit den Ball zu fühlen, wenn er deine Hände erreicht, das wird mit Handschuhen viel schwieriger. Es gibt also auch Nachteile. Ich trage die Handschuhe eher um meine Hände zu schützen." Für Ertz spielen die Hände beim Fangen dagegen ohnehin nur eine untergeordnete Rolle: "Man fängt den Ball nicht mit den Händen, sondern mit den Augen."
Kleber statt Handschuhe
Bis Anfang der 80er Jahre verwendeten viele Spieler die Klebemasse "Stickum" um einen besseren Halt beim Fangen des Balles zu haben. Nachdem die Substanz 1981 verboten wurde, stiegen viele Spieler auf Handschuhe um. Doch die ersten Modelle hinterließen Rückstände am Ball, welcher dadurch leichter zu werfen und zu fangen war. Abermals sah sich die NFL gezwungen ihr Regelwerk zu ändern und verbot jegliche Substanzen und Materialien, welche Rückstände auf dem Ball hinterließen.
Ob die aktuell verwendeten Handschuhe wirklich einen Vorteil bringen, wird sich erst durch nähere Untersuchungen zeigen. Für Star-Quarterback Manning steht jedoch fest: "Jemand kann den Ball fangen oder er kann es nicht. Ob mit oder ohne Handschuhen. Die wahren Fänger können fangen, egal was passiert."