• Darts
  • Tennis
  • Alle Sportarten

Anzeige
Anzeige

Kuhn exklusiv: "Touchdown das Highlight meiner Karriere"

  • Aktualisiert: 30.01.2015
  • 23:20 Uhr
  • ran.de
Article Image Media
© getty
Anzeige

Markus Kuhn ist der erste Deutsche, dem in der NFL ein Touchdown gelang. Im exklusiven Interview mit ran.de spricht der Giants-Star über seinen "Magic Moment" und erklärt, warum er fast 5000 Kalorien pro Tag benötigt.

Für Markus Kuhn erfüllte sich vor einigen Wochen ein Traum. Als erstem deutschen Football-Profi glückte dem gebürtigen Mannheimer in der NFL ein Touchdown. Mit ran.de spricht der New York Giants-Star über seinen außergewöhnlichen Erfolg und das Leben in den USA:

ran.de: Was bedeutet es Ihnen, mal wieder in der Heimat zu sein?

Markus Kuhn:Ich freue mich, wieder bei meiner Familie und meinen Freunden zu sein. Dort kann ich am besten entspannen und abschalten. Weit weg vom ganzen amerikanischen Football-Trubel. Ich bin mit knapp 21 Jahren nach Amerika ausgewandert und habe vieles zurückgelassen. Das war damals ein großer Schritt in meinem Leben.

ran.de: Sie haben den ersten deutschen Touchdown der Geschichte erzielt. Was geht in Ihnen vor, wenn Sie zurückblicken?

Kuhn: Dieser Moment war das Highlight meiner bisherigen Karriere. Es war total überraschend für mich. Der Ball lag plötzlich vor mir und ich habe den freien Raum gesehen, etwa 26 Yards. Da habe ich den Ball gepackt und bin einfach los gerannt. Ich konnte es selbst kaum fassen! Ein Traum ist in Erfüllung gegangen. Alle Teamkameraden haben sich gleich auf mich gestürzt und sich wirklich für mich gefreut. Den Ball durfte ich sogar mit nach Hause nehmen. 

ran.de: Hat es Ihnen auch mehr Reputation gebracht?

Kuhn: Ja, sehr sogar! Wissen Sie, seit 2009 hat in der NFL kein Defense-Line-Spieler mehr einen Touchdown erzielt. Und nach sieben Niederlagen in Folge der Giants waren diese Punkte besonders wichtig. Wir wurden von unserem Coach auf solche Situationen gut vorbereitet, falls es mal in der Offensive nicht so gut laufen sollte. Dann muss die Defensive eben aushelfen.

ran.de: Würden Sie sagen, Sie sind jetzt richtig angekommen in New York und der NFL?

Kuhn: Nein, so richtig angekommen bin ich noch nicht. Aber auf diese Erfolge kann ich jetzt aufbauen. Nach meinem Kreuzbandriss und der langen Verletzungspause bin ich natürlich überglücklich, wieder auf dem Platz stehen zu dürfen und Leistung zu zeigen.

ran.de: Sind Sie froh, von den Giants gedrafted worden zu sein?

Kuhn: Ja, auf jeden Fall. Ich bin sehr stolz darauf, in einem Team wie die Giants spielen zu können, die seit Jahren zur Spitze der NFL gehören. Leider haben sie es in den letzten drei Jahren nicht in die Playoffs geschafft. Vom Teamgeist und dem ganzen Umfeld sind die Giants etwas ganz besonderes.

ran.de: Bei den Giants spielen Sie momentan Defensive Tackle. Was sind ihre Aufgaben im Spiel.

Kuhn: Primär ist es meine Aufgabe zwei Blocker im Spiel anzunehmen, um den Linebackern, die hinter mir stehen, bessere Laufwege zu ermöglichen. Ich halte quast zwei Gegenspieler auf, damit der Linebacker den Tackle hinter mir machen kann. Wenn ich mich vom Mann löse, dann versuche ich selbst zu tacklen und einen sauberen Pass zu werfen.

ran.de: Wie sieht es mit einer Vertragsverlängerung aus? Sie sind immer noch in Ihrem ersten Vertrag und der endet nach der kommenden Saison ...

Kuhn: Die Vertragsregeln sind in den USA etwas komplizierter. Ich bin noch im ersten Vertrag, aber man könnte mich morgen anrufen und sagen: du brauchst nicht mehr zu kommen. Deshalb muss ich mich ständig beweisen und Leistung bringen. Dann schauen wir, was nach der Saison passiert.

ran.de: Was machen Sie, um Fitness und Gewicht zu halten?

Kuhn: Es gibt klare Vorschriften was mein Gewicht betrifft. Ich muss immer zwischen 140 und 142 Kilogramm schwer sein. Sobald ich drüber bin, gibt es eine Geldstrafe. Bisher hatte ich keine Gewichtsprobleme und musste auch keine Strafen zahlen. Die Kunst dabei ist, sein Limit zu beachten, gleichzeitig trotzdem in Hochform zu bleiben. Jetzt im Saison-Off sind die Vorschriften etwas lockerer. Allerdings muss man pünktlich zum Trainingsbeginn wieder perfekt vorbereitet sein. Wie üblich bei professionellen Sportlern.

ran.de: Nun haben Sie eine spezielle Art der Ernährung. Was ist das und woher kommt das?

Kuhn: Nun, ich esse grundsätzlich nur vegane Nahrungsmittel. Aber nicht in vollem Sinne, dass ich komplett auf Tier- und Milchprodukte verzichte. Ich esse auch viel Fisch, sonst kann ich mein Gewicht von 142 Kilogramm nicht halten. Aber das hat nicht viel mit dem Profisport zutun, denn ich habe schon immer auf meine Ernährung geachtet. Bei Schwellungen oder anderen Verletzungen achte ich auch besonders darauf, keine schwellungsfördernden Lebensmittel zu essen. Dazu muss man sagen, dass die Ernährung in den USA eher schlechter ist.

ran.de: Sie haben mal gesagt, Sie müssten 6000 Kalorien am Tag zu sich nehmen. Wie macht man das als Veganer?

Kuhn: Das funktioniert ganz gut. Es gibt einige vegane Proteinmittel, die rein pflanzlich sind. Dabei geht es weniger um das, was man ist, sondern eher darum, wie viel man isst. Die Masse ist entscheidend. Deswegen esse ich mehr als manche Teamkameraden. Das kann auch ab und zu auf die Nerven gehen. Wir geben uns auch innerhalb des Teams oft Ernährungstipps oder informieren uns bei unseren Ernährungsberatern.

ran.de: Es heißt oft, dass Footballer in den USA durch Sport-Stipendien bevorzugt werden. Welche Erfahrung hatten Sie damit? 

Kuhn: Es ist kein Geheimnis, dass gute Spieler oft durchgeschoben werden. Vor allem an großen Unis, die um Meisterschaften mitspielen. Bei mir war das anders, ich habe BWL studiert und genau dieselben Vorlesungen besucht, wie alle anderen auch. Der einzige Vorteil war, dass man kostenlose Nachhilfe als Footballer erhält. Bei schlechten Noten musste ich schon mal täglich zwei bis drei Stunden zur Nachhilfe.

ran.de: Wo sehen Sie die großen Unterschiede zwischen den Sportförderungen in Deutschland und der USA?

Kuhn: Ich muss sagen, dass ich das amerikanische System mit dem College und den Stipendien sehr gut finde. Dadurch erreicht man neben dem sportlichen Erfolg auch einen höheren Schulabschluss. In Deutschland könnte man dadurch als Sportler einfacher das Abitur schaffen, und müsste sich nicht mit 14 oder 15 Jahren für das Eine oder das Andere entscheiden. Einige Colleges in den USA haben sogar Stadien für 60.000 bis 100.000 Besucher. Dazu ist das ganze Umfeld extrem professionell. Aber in Deutschland dürfte das etwas schwieriger umsetzbar sein.


© 2024 Seven.One Entertainment Group