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San Francisco 49ers: Saisonvorbereitung aus der Hölle

  • Aktualisiert: 08.06.2015
  • 21:09 Uhr
  • ran.de / Rainer Nachtwey
Article Image Media
© getty/imago
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Es sollte die Saison der San Francisco 49ers werden. Doch ehe die Spielzeit beginnt, ereilt die Fans ein Schrecken nach dem anderen. Anthony Davis' Rücktritt bringt das Fass zum Überlaufen.

München/San Francisco - Nein, eine Überraschung sei es für ihn nicht gewesen, meinte Jim Tomsula. Der neue Head Coach der San Francisco 49ers versuchte, den Rücktritt von Right Tackle Anthony Davis so gut es eben ging herunterzuspielen.

Für die Fans des fünfmaligen Super-Bowl-Champions war es jedoch ein wahrer Schock: Nicht schon wieder einer.

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Abschied des 49ers-Gesichts

Denn Davis' Rücktritt ist bereits der vierte, den die 49ers seit März verkraften müssen. Vor dem Erstrunden-Pick von 2010 hatten bereits Justin Smith, Patrick Willis und Chris Borland ihr Karriere-Ende angekündigt.

Beim 35 Jahre alten Defensive End Smith hatten die Goldhosen schon damit gerechnet, das Aus des erst 24 Jahre alten letztjährigen Rookie-Linebacker Borland hatte für riesige Verwirrung gesorgt.

Aber der verletzungsbedingte Rücktritt des 30 Jahre alten Linebacker Willis, dem Anker der Defense und Gesicht der Franchise über die letzten acht Jahre, war ein wahrer Stich ins Herz der Fangemeinde.

Kopf und Körper müssen ausheilen

Nun also noch Davis. 25 Jahre erst alt. Die große Karriere noch vor sich. Vor zwei Jahren einen Sieben-Jahres-Vertrag über 39 Millionen Dollar unterschrieben.

Warum? Das ist die Frage, die sich die Fans stellen. Warum tritt ein Leistungsträger, eine Stütze der Mannschaft, im Alter von nur 25 Jahren zurück?

"Nachdem ich mir ein paar Jahre Gedanken gemacht habe, bin ich zur Entscheidung gelangt, dass es das Beste für mich ist, eine Auszeit von der NFL zu nehmen", begründet Davis seinen Schritt. "Es ist an der Zeit, meinem Kopf und meinem Körper die Chance zu geben, auszuheilen. Ich weiß, dass viele den Schritt nicht verstehen werden, aber das ist okay."

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Volle Krankenakte bei Davis

Während Davis nur von einer Auszeit spricht, gaben die 49ers eine Pressemitteilung heraus, wonach Davis den Klub informiert habe, dass er vorhat, seine Karriere ganz zu beenden.

Der Right Tackle hatte in der vergangenen Saison aufgrund von Schulter-, Oberschenkel-, Knie und Sprunggelenksverletzungen sowie einer Gehirnerschütterung nur sieben der 16 Spiele bestritten.

Ausrichter des Jubiläums-Super-Bowl

Damit ist Davis' Grund zwar bekannt, dennoch ist die Frage "Warum" noch nicht ganz beantwortet.

Vier Spieler, die bei dem gleichen Klub zurücktreten. Bei einem Klub, der der Ausrichter des anstehenden Super Bowls ist, und dabei nicht irgendeines Super Bowls, sondern des 50., der Jubiläumsausgabe.

Müsste das nicht Anreiz genug sein, noch ein Jahr an die Karriere dranzuhängen? Warum also der Rücktritt?

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Nur noch 15 von 53 Spielern aus dem Super Bowl

Vor zwei Jahren, am 3. Februar 2013 standen die 49ers noch im Super Bowl, unterlagen dort den Baltimore Ravens. Seither hat sich einiges bei der Truppe aus Frisco getan.

Von den Trainern aus jener Saison, 21 an der Zahl, stehen lediglich Tomsula und Geep Chryst noch unter Vertrag, aus dem 53-Mann-Final-Kader sind lediglich 15 Spieler verblieben.

Ende der Ära Harbaugh

Der größte Wechsel fand sicherlich auf der Head-Coach-Position statt, auf der Tomsula - vorher Defensive Line-Coach - Jim Harbaugh ablöste.

Der charismatische und aufbrausende Harbaugh war zu unterschiedlichen Ansichten gekommen als die Klub-Führung, was die "einvernehmliche Trennung" zur Folge hatte. Wobei der Coach anschließend diese nicht unbedingt als einvernehmlich darstellte.

Harbaugh galt als Players-Coach, bei den Spielern als äußerst fordernd, aber eben beliebt. Gerade auch bei den Fans. Denn er hatte der dahinsiechenden Franchise neues Leben, das Sieger-Gen eingeimpft und sie zu 41 Siegen bei nur 14 Niederlagen (inklusive Playoffs), drei NFC Championship Games und einer Super-Bowl-Teilnahme in den ersten drei Jahren geführt.

Tomsula sieht keinen Zusammenhang

Während Harbaugh allein aufgrund seiner Spieler-Karriere als NFL-Quarterback und College-Coach bei der renommierten Stanford University großes Ansehen hat, kann Tomsula größtenteils auf eine Laufbahn als Assistenztrainer zurückblicken. Seine einzige Cheftrainer-Stelle hatte er in der NFL Europe bei Rhein Fire 2006.

Der Zusammenhang zwischen dem Abschied Harbaughs nach der enttäuschenden letzten Spielzeit, als erstmals die K.o.-Runde verpasst wurde, und den Rücktritten der vier Spieler, die in Harbaughs System große Rollen spielten - wenn auch bei Borland nur eine Saison -, lässt sich nicht völlig von der Hand weisen.

Auch wenn Tomsula meinte: "Wir bringen diese Jungs zwar als Gruppe zusammen, aber dennoch sind es Einzelschicksale. Jeder der vier hat seine eigenen Gründe. Ich werde das nicht über einen Kamm scheren."

Eckpfeiler verlassen Klub

Für den neuen Coach wird es nun eine Mammutaufgabe, die Eckpfeiler der Mannschaft zu ersetzen.

Zumal auch über den Free-Agent-Markt sich Leistungsträger wie Frank Gore (Running Back/Indianapolis), Chris Culliver (Cornerback/Washington), Perrish Cox (Cornerback/Tennessee) und Mike Iupati (Guard/Arizona) verabschiedeten.

Insgesamt verließen 12 Spieler, die mindestens sechs Saisonspiele in der Start-Aufstellung standen, über 1.000 Regular-Season-Starts und 20 Pro-Bowl-Teilnahmen den Klub.

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Trainer und Spieler voller Hoffnung

Tomsula ist dennoch guter Hoffnung, den Fluch des Super-Bowl-Ausrichters - noch kein Team erreichte das Endspiel im eigenen Stadion - zu beenden.

"Wir waren darauf vorbereitet. Ich denke nicht, dass das ein großer Rückschlag für dieses Team ist. Zumindest würde ich dies so nicht nennen", sagte der Coach zu Davis' Rücktritt. "Wir sind mit den Jungs, die hier sind, sehr glücklich."

Und auch Neuzugang Dornell Dockett sprüht voller Aufbruchsstimmung. "Fragt mich nicht, wer alles zurückgetreten ist und was mit Football hier und dort passiert", twitterte der Justin Smith-Ersatz, "Wir werden trotzdem gewinnen! Seht einfach nur zu!"

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Saisonvorbereitung aus der Hölle

Die Fans allerdings befinden sich noch immer in Schockstarre und sind lange nicht so euphorisch wie Dockett.

"Jeden einzelnen Rücktritt können wir verschmerzen. Es ist schon krank, wenn Patrick Willis und Chris Borland zurücktreten können, und wir nennen die Inside Linebacker Postion immer noch unsere Stärke, weil wir NaVorro Bowman haben", schreibt Blogger James Brady auf "Ninersnation.com".

Aber in der Summe könnte der letzte Abschied zu viel gewesen sein. "Ich will, dass diese Saisonvorbereitung mit ihren Höllennachrichten endlich endet." 


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