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Jagd-Ausflüge, Prostituierte, Stimmenkauf: WADA-Vorwürfe gegen IBU

  • Aktualisiert: 16.04.2018
  • 13:20 Uhr
  • SID
Article Image Media
© AFPSIDMARC BRAIBANT
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Die Vorwürfe der Welt-Anti-Doping-Agentur gegen den Biathlon-Weltverband IBU gehen weit über Vertuschung von Dopingproben hinaus.

Köln (SID) - Die Vorwürfe der Welt-Anti-Doping-Agentur gegen den Biathlon-Weltverband IBU gehen weit über Vertuschung von Dopingproben hinaus. Der WADA-Report, der der ARD-Dopingredaktion vorliegt, legt nahe, dass Russland mit Hilfe von Bestechung seit mehr als einem Jahrzehnt im Weltverband IBU quasi Narrenfreiheit genoss.

Der mittlerweile zurückgetretene IBU-Präsident Anders Besseberg soll sich mit bezahlten Jagdausflügen nach Russland und der Vermittlung von Prostituierten bestechen lassen haben. Besseberg soll als Gegenleistung unter anderem im Jahr 2016 proaktiv die Vergabe der WM 2021 an die russische Stadt Tjumen forciert haben, obwohl der Staatsdopingskandal gerade den Weltsport erschütterte.

Für den Stimmenkauf zugunsten Tjumens, so behauptet die WADA laut ARD, sollen bis zu 100.000 Euro an Mitglieder des IBU-Boards geflossen sein. Im Februar 2017 zog die IBU die WM-Zusage für Tjumen auf öffentlichen Druck wieder zurück.

Besseberg habe sich gegenüber Russland "unglaublich loyal und unterstützend" gezeigt, schreibt die WADA. Die deutsche IBU-Generalsekretärin Nicole Resch habe im Verband praktisch die alleinige Hoheit über das Doping-Verwaltungsprogramm gehabt und anderen IBU-Mitarbeitern den Zugang verwehrt.

Das alles soll unter anderem dazu beigetragen haben, dass in der vergangenen Saison im Welt- und IBU-Cup 17 von 22 russischen Athleten gedopt an den Start gegangen sind - und unbehelligt blieben. Seit 2011 soll die IBU, das war schon in der vergangenen Woche durchgesickert, 65 Dopingfälle russischer Biathleten vertuscht haben.

Besseberg hatte sich zuletzt gelassen zu den Vorwürfen geäußert und die WADA attackiert. "Ich habe gehört, die WADA hat die Untersuchungen initiiert. Ich denke, sie sind in einer deprimierenden Situation. Sie haben nur Rodtschenkow (Whistleblower Grigorij Rodtschenkow, d. Red.) als Zeugen und sonst nichts. Und es ist klar, dass ihm niemand glaubt", sagte Besseberg der norwegischen Tageszeitung Dagbladet: "Ich denke, sie (die WADA, d. Red.) bekommen ein bisschen Panik." Am Montag war er für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Ob sich die WADA bei ihren Vorwürfen tatsächlich ausschließlich auf Aussagen des in die USA geflohenen Russen Rodtschenkow stützt, ist ungewiss. Staatsanwaltschaften in Österreich, Norwegen und Deutschland stuften die Anschuldigungen allerdings als seriös genug ein, um Hausdurchsuchungen durchzuführen.

Die seit Ende 2017 laufenden Ermittlungen der österreichischen Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft in Wien wegen Doping- und Betrugsverdachts sowie Geschenkannahme gegen Besseberg und Resch sowie russische Sportler und Betreuer gehen weiter.


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