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Dynamo Dresden - Trainer Guerino Capretti und die fehlende Linie
- Aktualisiert: 17.05.2022
- 14:12 Uhr
- ran.de / Kai Esser
Seit Wochen bereits steht fest, dass Dynamo Dresden in die Relegation muss. Dynamo steht derzeit zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt mit dem Rücken zur Wand - auch weil Trainer Guerino Capretti eine klare Linie vermissen lässt, sowohl auf als auch neben dem Platz.
München/Dresden - Zu sagen, dass es schon schönere Tage an der Geschäftsstelle und am Trainingsplatz von Dynamo Dresden gab, wäre ein Understatement.
Die Stimmung an der Elbe ist am absoluten Tiefpunkt. Zur Unzeit, steht doch das immens wichtige Relegationsduell mit dem 1. FC Kaiserslautern an (Hinspiel am Freitag ab 19:30 Uhr LIVE in SAT.1 und auf ran.de).
Kein Sieg in der Rückrunde, dafür viele Durchhalteparolen
Das Spiel gegen den FC Erzgebirge Aue am 34. und letzten Spieltag sollte eigentlich ein Mutmacher für die Relegation sein und den Dynamos Selbstvertrauen einbringen, das bereits seit Monaten fehlt. Zumal die Auer bereits seit Wochen als Absteiger feststanden. Heraus kam jedoch das vollkommene Gegenteil, gegen die Veilchen war Dresden das unterlegene Team und verlor mit 0:1 eigentlich noch zu knapp.
"Die Leistung war inakzeptabel", musste Guerino Capretti auf der nachfolgenden Pressekonferenz feststellen. "Wir werden unsere Lehren daraus ziehen und ein anderes Gesicht zeigen", kündigte er weiter an.
Es ist jedoch stets fast die gleiche Leier, die der 40-Jährige abspielt und die Dynamo-Fans nach mittlerweile 17 Spielen ohne Sieg wohl nicht mehr hören können. Der letzte Erfolg datiert vom 12. Dezember 2021, ein 1:0 im Hinspiel gegen Aue. Ein halbes Jahr und eine ganze Rückrunde ist Dynamo nun also ohne dreifachen Punktgewinn, seit Anfang März ist Capretti für die nicht enden wollende Negativspirale verantwortlich.
Jedes andere Team in den ersten drei Ligen feierte zumindest einen Sieg im aktuellen Jahr, selbst Türkgücü München, das sich im April vom Spielbetrieb abmeldete. Das zeigt, in welchem Zustand die Dresdner aktuell sind. Der Trainereffekt - Capretti wurde nun vor zehn Spieltagen als Coach installiert - ist komplett verpufft.
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Fehlende Konstanz - auf und neben dem Platz
Während die Sieglos-Serie die einzige Konstante bei der SGD ist, schwanken sowohl die spielerischen Leistungen als auch die Einstellung der Mannschaft. War die Leistung der Schwarz-Gelben gegen Aue "eine Enttäuschung" und ließ alle Attribute vermissen, die im Abstiegskampf gefordert sind, klang Capretti in der Vorwoche noch deutlich optimistischer.
Nachdem Dresden in Karlsruhe beim 2:2 einen Rückstand wettmachte, hatte er gesagt: "Meine Mannschaft hat die Situation angenommen. Das Team hat den Willen und die Stärke." Nur eine Woche war von Kampfesmut, Entschlossenheit und Qualität schon wieder nichts mehr übrig.
Der Trainer erweckt jedoch auch in der Außendarstellung keinen überzeugenden Eindruck und offenbart keine klare Linie. Gab es noch überschwängliches Lob für den Auftritt in Karlsruhe oder kurz zuvor in Düsseldorf (ebenfalls 2:2 nach Rückstand), ließ er nach schwächeren Auftritte wie gegen Aue kaum ein gutes Haar an seiner Mannschaft. Schwer zu glauben, dass Capretti seinem Team damit einen Gefallen tut.
Keine Spur mehr vom erfrischenden Offensivfußball aus Verl
Es hilft nicht, wenn die Idee des Trainers höchstens in Ansätzen zu sehen ist. In der vergangenen Saison war der Sportclub Verl, Caprettis Ex-Verein, als Aufsteiger mit 66 Treffern die zweitbeste Offensive der 3. Liga. Noch vor Meister Dynamo Dresden (61). Mit zielstrebigem und schnellem Offensivfußball begeisterte der 40-Jährige mit seinem Team.
Der Transfer nach Sachsen hat allerdings bisher noch überhaupt nicht geklappt. Zehn Tore in zehn Spielen unter Capretti sind nicht gerade Indiz einer funktionierenden Spielidee.
Zudem scheinen die Experimente in der Grundausrichtung Dynamos ebenfalls nicht zu fruchten. Begann der Ex-Verl-Coach sein Engagement in Elbflorenz noch mit einer Viererkette, stellte er in den vergangenen vier Wochen auf Dreierkette um - beides erfolglos, zumindest wenn man sich die Punkte-Ausbeute anschaut.
Capretti hat Relegations-Erfahrung
Als nächstes muss Capretti sein Team auf den 1. FC Kaiserslautern vorbereiten - unter gewaltigem Erfolgsdruck. Deren Euphoriewelle schwappt nach einer Talfahrt, die den sicher geglaubten direkten Aufstieg kostete, auch nicht gerade über. Jedoch haben sie vor den Entscheidungsspielen den Trainer gewechselt, Dirk Schuster soll nun kurzfristig am Betzenberg das nötige Feuer entfachen.
"Ich brauche Spieler auf dem Platz, die wissen, worum es geht. Das muss ich von allen einfordern können", sagte Capretti kürzlich. Offenkundig setzt auch er darauf, dass die emotionale und kämpferische Komponente zur Wende führt. Von dem, was Capretti fußballerisch und taktisch sehen wollte, hat schließlich kaum etwas funktioniert.
Immerhin kann der Coach seinen Spielern von seiner erfolgreichen Relegations-Erfahrung berichten. Mit dem SC Verl gewann er 2020 die Regionalliga-Relegation gegen Lokomotive Leipzig (3:3 nach Hin- und Rückspiel). Die Ausgangsposition ist also vergleichbar, wenngleich sowohl Verl als auch Leipzig damals jeweils als Meister ihrer Staffel in die Relegation gegangen waren.
Neutrale Beobachter können auf ein ähnliches Spektakel wie in der vergangenen Saison hoffen - Dynamo gewann da in der 3. Liga mit 4:3 gegen den FCK. Es wäre zumindest das "andere Gesicht", das Capretti nach dem Aue-Spiel ankündigte.
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