Umstrittene Entscheidungen des Top-Schiedsrichters
Borussia Dortmund vs. FC Bayern München: Kritik an Schiedsrichter Deniz Aytekin - Kahn legt nach
- Aktualisiert: 20.10.2022
- 15:59 Uhr
- ran.de/Stefan Kumberger
Julian Nagelsmann und die Bayern sehen die Leistung von Deniz Aytekin im Spiel des Rekordmeisters beim BVB kritisch. Mit Verspätung legt Oliver Kahn nach, doch der Top-Schiedsrichter wehrt sich.
Dortmund - Bereits vor dem Spiel stand Deniz Aytekin ein wenig im Fokus: Ein Mann aus dem Freistaat Bayern pfeift ein Spiel des Rekordmeisters - wirklich?
Doch wer er einen Konflikt herbeireden wollte, sah sich getäuscht. Während in den vergangenen Jahren oftmals die Dortmunder mit den Schiedsrichter-Entscheidungen haderten, waren es am Samstagabend die Münchner.
Grund: Das Foul von Jude Bellingham an Alphonso Davies. Der Außenverteidiger der Bayern wurde dabei im Gesicht getroffen und sank zu Boden. Der Kanadier musste ausgewechselt werden, doch Bellingham wurde nicht des Platzes verwiesen. Für die Bayern eine Fehlentscheidung.
Aytekin hatte im Nachgang die erste gelbe Karte für Jude Bellingham mehrfach als "Kann-Karte" bezeichnet, die er in seine Bewertung des Fouls des Engländers an Alphonso Davies mit einfließen habe lassen. Folge: Kein Platzverweis für Bellingham!
Solch eine Empathie wünscht sich Kahn jetzt offenbar auch für seine Bayern-Profis. Kingsley Coman hatte Aytekin später nämlich ohne Zögern vom Platz gestellt.
Via Twitter fragte Kahn: "Wo war denn die Empathie von Dennis Aytekin bei der gelb-roten Karte für Kingsley Coman?"
Der Bayern-Boss legt damit in der Diskussion nach, die Julian Nagelsmann noch am Samstagabend eröffnet hatte: "Vor vier Monaten hatten wir eine Schulung. Da haben sie uns erzählt, dass ein Tritt ins Gesicht glatt Rot ist", sagte der Bayern-Trainer bei "Sky". "Er tritt ihm einfach volle Kanne ins Gesicht."
Bei Davies, der noch während des Spiels zur Untersuchung ins Krankenhaus gebracht wurde, besteht der Verdacht auf Gehirnerschütterung.
"Das ist bei dem Tritt ins Gesicht nicht verwunderlich", wurde der Bayern-Trainer deutlich und versteckte seinen Ärger über den aus Nürnberg stammenden Aytekin dabei kaum.
Julian Nagelsmanns Urteil ist klar: Fehlentscheidung!
Doch später im Interview mit dem "ZDF-Sportstudio" ruderte Nagelsmann schon wieder ein wenig zurück: "Am Ende war es eine Fehlentscheidung, das passiert. Auch mir passieren Fehler, so auch Deniz Aytekin. Er ist sicher nicht der Grund, warum wir Unentschieden gespielt haben."
Relativierung hin oder her - Nagelsmanns Urteil bleibt bestehen: Fehlentscheidung!
Der Kritisierte selbst reagierte indes gelassen. Als Aytekin als einer der letzten Protagonisten das Stadion in Dortmund verließ, wirkte er entspannt. Auch bei ihm wich nur langsam das Adrenalin aus dem Körper - und das, obwohl zum Zeitpunkt, als ran ihn am Kabinenausgang traf, der Schlusspfiff bereits eineinhalb Stunden zurücklag.
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Deniz Aytekin: "Letzte Klarheit hat mir gefehlt"
Die Schlüsselszene zwischen Bellingham und Davies schilderte Aytekin auf ran-Nachfrage so: "Die erste Karte für Bellingham war eher eine 'Kann-Gelbe-Karte'. Dann kam diese unglückliche Szene, in der er Davies trifft. Allerdings kam der von hinten und senkt den Kopf nach unten. Irgendwie hat mir die letzte Überzeugung oder Klarheit gefehlt, so einen massiven Eingriff ins Spiel zu vollziehen", sagte Aytekin.
Dass Julian Nagelsmann die diversen Schulungen vor der Saison ansprach und so interpretierte, dass ein Kopftreffer sofort einen Platzverweis nach sich zieht, wollte Aytekin allerdings so nicht stehenlassen.
Deniz Aytekin: "Es gibt keinen Automatismus!"
"Es gibt keinen Automatismus. Die roten Karten, die dort [bei den Schulungen – Anm. d. Red.] gezeigt werden beinhalten Brutalität und hohe Intensität. Auch muss der Foulende den Gegenspieler sehen. In dem Fall kam er aber von hinten und hatte den Kopf unten. Es war keine Brutalität zu erkennen!", sagte der Schiedsrichter auf Nachfrage von ran.
Doch auch Aytekin sucht letzten Endes die Versöhnung mit dem Bayern-Trainer, der sich aufgrund des Platzverweises für Kingsley Coman ein zweites Mal ungerecht behandelt fühlte.
"Ich verstehe Julian Nagelsmann - einzeln betrachtet. Aber bei der gelb-roten Karte für Coman gab es dagegen leider keinen Spielraum. Das war der große Unterschied, man kann die beiden Szenen nicht vergleichen. Wichtig war, dass wir [das Schiedsrichtergespann – Anm. d. Red.] das Spiel nicht entschieden haben", so Aytekin weiter.
Das dürften so manche Hardcore-Fans der Bayern anders sehen…
Aus Dortmund berichtet Stefan Kumberger
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