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Bundesliga

Borussia Mönchengladbach: Sportlicher Absturz und innerer Zerfall

  • Aktualisiert: 06.03.2022
  • 12:52 Uhr
  • ran.de / Andreas Reiners
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© IMAGO/Eibner
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Borussia Mönchengladbach setzt den Absturz in der Bundesliga fort. Eine schonungslose Kritik von Christoph Kramer offenbart Risse in der Mannschaft und eine offenbar toxische Mischung rund um den Klub.

Mönchengladbach – Es war der Gang nach Canossa. Vollkommen zu Recht allerdings.

Die Reaktionen waren deshalb auch zu erwarten. Frust. Wut. Pfiffe. Dazu auch Verbitterung, Fassungslosigkeit. Ein Blick in den Gladbacher Fanblock am Samstagabend reichte schon, um die Situation zu erfassen. 

Kombiniert mit dem 2:3 beim VfB Stuttgart und dem damit verbundenen 90-minütigen Auftritt ist klar, dass der Baum bei Borussia Mönchengladbach nicht nur brennt, er steht inzwischen lichterloh in Flammen. Man muss dazu wissen, dass der VfB vorher neun Spiele in Folge nicht gewonnen hatte, der letzte Sieg gelang am 11. Dezember. Und dann führten die Gladbacher auch noch 2:0.

Doch selbst das reicht nicht, um das Ding bei einem angeschlagenen Gegner nach Hause zu bringen. Gladbach hat nur noch fünf Punkte Vorsprung auf den Tabellenvorletzten. Und agiert in atemberaubender Gänze wie ein Absteiger.

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Christoph Kramer: "Ich kann den Frust verstehen"

"Ich kann den Frust verstehen. Du gehst hier 2:0 in Führung, machst zwei tolle Tore und dann denkt die ganze Kurve und auch wir in der Halbzeit: 'Boah, heute kann uns mal ein richtiger Schritt raus gelingen.' Ich kann den Frust verstehen, das muss so sein. Es gehört sich so, da dann auch hinzugehen", sagte Christoph Kramer. 

Wenn der Mittelfeldmann spricht, hören Gladbach-Fans gerne etwas genauer hin. Denn er ist dafür bekannt, mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg zu halten. Seine Ausführungen gossen weiteres Öl ins Feuer. 

"Ich weiß auch nicht, wer uns hilft. Vielleicht der liebe Gott", sagte Kramer. "Wir haben echt viele Baustellen und müssen an vielen Sachen ansetzen. Jeder, der jetzt sagt, die Leidenschaft fehlt, Grüppchenbildung, haste nicht gestehen – der hat Recht."

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Das saß. Das war aber nicht alles.

"Wir wollten heute tiefer stehen, weil wir viele Gegentore bekommen haben. Jetzt haben wir drei Gegentore bekommen, obwohl wir tief standen", so Kramer. Im Grunde funktioniert seit Wochen wenig bis gar nichts. "Mit hoch anlaufen tun wir uns schwer, mit tief verteidigen tun wir uns schwer, mit Vierer- oder Fünferkette - das ist alles egal. Es ist total schwer, dabei positiv zu bleiben. Jeder hat mit seiner Kritik Recht, weil es tausend Baustellen gibt. Wir müssen gucken, dass wir richtig, richtig anpacken." 

Das wollen sie in Gladbach seit Wochen, während sie ungläubig staunend vor einem sportlichen Scherbenhaufen stehen, der sich mit jeder Woche weiter auftürmt. 

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Sportlicher Scherbenhaufen

Es ist eine beeindruckende und beängstigende Zurschaustellung eines beispiellosen Absturzes – vor einem Jahr stand der Klub noch im Achtelfinale der Champions League. 

Der Kader hat sich seitdem nicht groß verändert. Doch man verfolgt im Moment die öffentliche Demonstration des inneren Zerfalls einer Bundesliga-Mannschaft. Denn selten hat ein Team die eigene Orientierungs-, Ahnungs- und Motivationslosigkeit so offen zur Schau gestellt wie die Gladbacher. 

Der teuerste Kader in der Geschichte des Vereins ist nur noch eine Karikatur der einst so hohen Ziele und Ansprüche. Die überwiegende Selbstüberschätzung geht einher mit taktischen und personellen Fehlern und dem generell falschen Ansatz im Abstiegskampf. Den haben offenbar die wenigsten realisiert, geschweige denn angenommen.

Wenn Kramer über Grüppchenbildung und 1000 Baustellen spricht, ist das ehrenwert, weil es nicht die üblichen Phrasen sind, die es sonst im Wochentakt gibt. Doch diese Probleme begleiten das Team schon länger, gelöst wurden sie nicht. All das zusammen ist eine toxische Mischung, die dem Klub schwer zu schaffen macht.

Auch den üblichen Reflex einer Trainerentlassung vermeiden sie bei der Borussia seit Wochen, obwohl die Kritik an Adi Hütter mit jeder Niederlage und jedem Defensiv-Offenbarungseid lauter wird, denn Lösungen findet der Österreicher auch keine.

Roland Virkus stärkt Adi Hütter den Rücken

Es gebe keinen Notfallplan auf der Trainerposition, sagte der neue Sportdirektor Roland Virkus im Aktuellen Sportstudio des ZDF: "In erster Linie müssen sich die Jungs an die eigene Nase fassen. Es ist immer einfach, den Trainer zu hinterfragen." Das Heimspiel gegen Hertha BSC am kommenden Samstag dürfte trotzdem eine Art Endspiel werden, wie für Herthas Tayfun Korkut übrigens auch.

Die große Frage ist: Wie zielführend ist es noch, eine offenbar nicht intakte Mannschaft in die Pflicht zu nehmen und sich vor den Trainer zu stellen, der die Risse anscheinend nicht kitten kann? 

Sky-Experte Lothar Matthäus hatte sich Stürmer Marcus Thuram herausgepickt. Der einstige Shootingstar ist tatsächlich nur noch ein Schatten früherer Tage und eines der eindringlicheren Sinnbilder des Gladbacher Absturzes.

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Umbruch ist geplant

"Fußball ist ein Mannschaftssport. Das beste Beispiel ist die Szene vor dem 3:2, als Thuram seinen Gegenspieler einfach weglaufen lässt und stehengeblieben ist", kritisierte Matthäus, der aber auch andere Spieler in die Pflicht nahm.

Sein Rat: "Man muss wieder mehr auf junge Spieler aus dem eigenen Fohlenstall setzen und nicht auf Spieler, die keinen Bock haben." 

Die Rückkehr zur Fohlenstall-Philosophie gehört zum angepeilten Umbruch im Sommer. Zu dem Plan gehört allerdings auch die Bundesliga - noch.

Andreas Reiners

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