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"Mia san Uli"

FC Bayern München: Würdiger Abschied! Die Uli-Hoeneß-Festspiele in der Olympiahalle

  • Aktualisiert: 15.11.2019
  • 23:41 Uhr
  • ran.de / Dominik Hechler
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© 2019 Getty Images
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Der Abschied von Uli Hoeneß als Präsident des FC Bayern elektrisiert die Massen. Gut 13.000 Mitglieder strömen in die Münchner Olympiahalle, feiern dort gemeinsam mit dem Hauptdarsteller des Abends während der Jahreshauptversammlung des deutschen Rekordmeisters die "Uli-Hoeneß-Festspiele" und bereiten ihm so einen würdigen Abgang.

München - Als der Hauptdarsteller dieses denkwürdigen Abends in der mit rund 13.000 Menschen fast pickepackevollen Olympiahalle in München gegen 19:01 Uhr auf dem Podium nach vorne trat, brandete tosender Applaus auf.

Es folgten Standing Ovations und Sprechchöre. Man hätte fast denken können, auf einem Rockkonzert zu sein.

Doch der Hauptdarsteller hieß dieses Mal inmitten des Olympiaparks nicht Elton John, Lenny Kravitz oder Herbert Grönemeyer - er hieß Uli Hoeneß. Und die ihm zujubelnden Menschen hatten auch keine Tour-T-Shirts an, sondern Trikots und Schals des FC Bayern. Der deutsche Rekordmeister hatte zur Jahreshauptversammlung geladen.

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Hoeneß sagt endgültig "Servus"

Das alleine ist keine Sensation. Aber gleichzeitig sagte Hoeneß, das Hirn, Herz und der Verstand des FC Bayern der vergangenen 50 Jahre, "Servus".

Er mag nicht mehr, kandidierte an diesem Abend nicht mehr für das Amt des Präsidenten. Entsprechend groß war der Andrang. Schon am Nachmittag pilgerten hunderte Bayern-Mitglieder zur Münchner Olympiahalle - der Audi-Dome, sonstige Veranstaltungsstätte der Bayern-Jahreshauptversammlung - reichte für diesen Andrang nicht aus. Die Olympiahalle musste her.

Doch bevor Hoeneß überhaupt seine ersten Worte an die fast schon fiebrig wartenden Bayern-Mitglieder richten konnte, wartete noch eine ganz besondere Überraschung auf den 67-Jährigen.

Nach minutenlangen "Uli Hoeneß, Du bist der beste Mann"-Sprechchören, wurde die Halle verdunkelt, emotionale Musik eingespielt und dazu marschierten die Ex-Bayern-Stars Franck Ribery und Arjen Robben, sowie FC Bayern Basketball-Sportmanager Marko Pesic mit den Trophäen ein, die die Münchner aktuell ihr eigen nennen können: die deutsche Meisterschale, der deutsche Pokal und eben die deutsche Basketball-Meisterschale.

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Anfänglicher Kampf mit den Tränen

Immer wieder musste Hoeneß in den Anfangsminuten dieses langen Abends in der Olympiahalle mit den Tränen kämpfen, presste die Lippen aufeinander.

Als er sich wieder gefangen hatte, schob er zunächst einmal seine beiden Vize-Präsidenten vor - sie sollten bitte vor ihm sprechen. Doch dann war es endlich soweit - um genau 19:59 Uhr trat Hoeneß an das Rednerpult und legte los.

"Danke an die Mannschaft, dass sie am vergangenen Wochenende die Tür für eine fantastische Jahreshauptversammlung geöffnet haben. Unser Team hat Borussia Dortmund attackiert, dominiert und am Ende deklassiert - das hat mir gut gefallen. Wenn wir immer so spielen würden, wie gegen den BVB, gibt es wenige Teams auf der Welt, die uns schlagen können. Dass dann auch noch der FC Bayern Basketball am Tag darauf Alba Berlin geschlagen hat, war das Wochenende für die Familie Hoeneß gerettet", startete der 67-Jährige seine Rede, die er übrigens frei hielt.

Hoeneß hatte sich im Vorfeld keinerlei Notizen gemacht.

Kurze, knackige Rede von Hoeneß

Es folgte eine kurze, knackige Rede, die auch über den Tellerrand hinausblickte.

Zunächst einmal blickt Hoeneß auf seine Anfänge zurück: "Ich bin vor knapp 50 Jahren von Ulm aus nach München gefahren, habe dort erstmal eine rote Ampel überfahren und einen Crash gebaut. Hat also gut angefangen. Dann war direkt das erste Training mit Franz Beckenbauer, Gerd Müller und Sepp Maier, die gerade von der WM in Mexiko kamen. Ich wusste nicht, ob ich sie nun siezen oder duzen sollte. Sie haben mich dann an die Hand genommen und mich integriert. Ich habe als Spieler alles gewonnen, was es zu gewinnen gab. Leider musste ich meine Karriere schon mit 22 Jahren aufgrund einer Knieverletzung beenden."

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Dann wechselte Hoeneß in die Jetzt-Zeit, sprach über den zukünftigen Präsidenten Herbert Hainer sowie den designierten Nachfolger von Karl-Heinz-Rummenigge als Vorstandsvorsitzender, Oliver Kahn, und hatte sogar einen Ratschlag für sie parat.

"Ich beschäftige mich seit einem halben Jahr damit, wie es weitergehen soll. Ich kenne viele mittlelständische Unternehmen, bei denen die Nachfolge oftmals überhaupt nicht klappt. Und genau das wollte ich beim FC Bayern verhindern. Dass wir mit Herbert Hainer den ehemaligen Adidas-Chef als neuen Präsidenten gewinnen konnten und dass Oliver Kahn sich bereit erklärt hat, Karl-Heinz Rummenigge in zwei Jahren zu beerben, ist etwas ganz besonderes."

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"Die Feinde sind draußen, sie dürfen nicht drinnen sein"

Und weiter: "Die Anfänge werden für die Neuen nicht einfach sein, aber ihr müsst zusammen stehen. Die Feinde sind draußen, sie dürfen nicht drinnen sein. Dieser Verein soll immer den Menschen in den Mittelpunkt stellen. Es gibt keinen Titel dieser Welt, der es rechtfertigt, einen Menschen dafür an den Pranger zu stellen. Wenn man so stark ist, wie wir, dann werden wir immer wieder Erfolg haben. Der Mensch ist das Wichtigste. Der Verein muss sozial sein. Selbstbewusst. Nicht arrogant."

Zum Schluss wurde der 67-Jährige politisch, sprach sogar soziale Missstände an: "Wenn ich manchmal im Auto sitze und ich höre, dass Aue in Sandhausen ein Tor geschossen hat, frage ich mich, ob ich das wirklich wissen muss. Was ist wirklich wichtig? In München gibt es alte Menschen, die von ihrer Rente nicht in dieser Stadt leben können - das ist wichtig. Und deswegen möchte ich mich in Zukunft noch mehr und stärker sozial engagieren." Tosender Applaus.

"Das war's, ich habe fertig, danke"

Dann nahm Hoeneß Abschied: "Ich möchte mich zum Schluss bei allen für die letzten 50 Jahre bedanken, es war mir eine Ehre und eine wunderschöne Zeit. Das war's, ich habe fertig, danke." Standing Ovations in der Olympiahalle.

So einen enormen Zuspruch hat Hoeneß wohl schon lange nicht mehr erlebt. Es war ein Abend voller Friede, Freude und Eierkuchen. Selbst sein Konterpart beim FC Bayern, Karl-Heinz Rummenigge überraschte mit der Aussage: "Mia san Uli." 

Rummenigge verneigt sich vor Hoeneß

Vorher lobte Rummenigge den scheidenden Hoeneß noch über den grünen Klee: "Uli war in seinen Anfängen Klinken putzen für seinen FC Bayern, hat Geldquellen gesucht. Das ist heute ja gar nicht mehr vorstellbar. Du hast diesem Verein ein Gesicht gegeben. Diese Klub war und ist dir eine Familie. Das hat du immer gelebt. Die Spieler haben das gefühlt, gelebt und geliebt. Du bist immer da, hast immer ein offenes Ohr und hilfst, wenn Hilfe nötig ist."

Und der Vorstandsvorsitzende legte nach: "Du bist für deinen FC Bayern immer in den Kampf gezogen, ohne Rücksicht auf Verluste. Wer sich mit dir anlegte, wusste, worauf er sich einließ. Lieber Uli, ich kenne dich jetzt über 45 Jahre, wir haben als Spieler einige Schlachten geschlagen, es war ein Jammer, dass du deine Karriere so früh beenden musstest. Aber du wurdest dann im zarten Alter von 27 Jahren Manager des FC Bayern - dieses frühe Karriereende war somit ein Segen für unseren Verein. Jede Sekunde mit dir auf der Tribüne, war ein Genuss. Wenn es eng war, hast du mich immer gefragt, wie lange noch zu spielen ist. Ich kann allen sagen, dieser Mann kann sich freuen wie ein kleines Kind."

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"Verarschen kann ich mich selbst"

Nachdem Rummenigge Hoeneß auch noch als "seinen Lehrmeister" bezeichnete und sich während seiner Rede durchaus emotional zeigte, witzelte Hoeneß im Nachgang: "Lieber Karl-Heinz, ich wusste gar nicht, dass du so emotional sein kannst."

Darauf antwortete der Bayern-Vorstandsvorsitzende mit einem Lächeln im Gesicht: "Verarschen kann ich mich selbst."

Gelächter auf den Rängen der Olympiahalle.

Hoeneß' letzte Sätze an diesem Abend, bevor die Wahl seines Nachfolgers Herbert Hainer, anstand: "Gut, wir schleichen uns jetzt". Wieder folgten "Uli, Uli"-Sprechchöre. Der Angesungene winkte und setzte sich sichtlich erleichtert ins Publikum zu seiner Frau Susi.

Auch Hainers Eltern waren früher Metzger

Übrigens: Hainer erzählte den Bayern-Mitgliedern bei seiner Rede, dass "meine Eltern früher auch Metzger waren. Ich habe dort als Kind immer an der Kasse gesessen und wusste schnell, dass abends mehr Geld drin sein musste als morgens bereits drin lag".

Das erinnert schon stark an einen Mann, der sich vor 50 Jahren von Ulm aus auf machte, München zu erobern und dies auch geschafft hat. Jetzt hat er seinen Hut genommen.

Hainer tritt in große Fußstapfen.

Seine erste Amtshandlung war es, Hoeneß zum sechsten Ehrenpräsidenten des FC Bayern zu ernennen. Er hat gelernt und weiß, was sich gehört.

Aus der Olympiahalle München berichtet: Dominik Hechler

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