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Max Kruse: "Ich weiß, was ich zu leisten im Stande bin"

  • Aktualisiert: 08.01.2015
  • 15:16 Uhr
  • ran.de/Andreas Kötter
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© imago/Schwörer Pressefoto
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Gladbach hat mit viel Selbstvertrauen das Training wieder aufgenommen: Im Exklusiv-Interview mit ran.de spricht Stürmer Max Kruse darüber, was die Borussia machen muss, damit die Rückrunde nicht schlechter ausfällt als die Hinserie. Er warnt vor den unterschiedlichen Fohlen-Gegnern Kickers Offenbach und FC Sevilla. 

ran.de: Herr Kruse, in den vergangenen Sommerferien haben Sie in Las Vegas am Pokertisch eine gute Figur gemacht: Gibt es aus der Winterpause ähnliche Erfolge zu berichten?

Kruse: Nein. Ich habe die gesamte Zeit bei meinem Sohn verbracht, der jetzt in Florida lebt.
 
ran.de: Spielt Fußball in einer solchen Pause für Sie eine Rolle?

Kruse: Natürlich versucht man abzuschalten. Völlig egal ist einem der Fußball aber selbstverständlich trotzdem nicht. Wenn man abends einmal nicht zu tun hat, klickt man durch die einschlägigen Websites, um sich zum Beispiel über etwaige Spielerwechsel oder sonstige Neuigkeiten aus der Bundesliga zu informieren.

ran.de: Zur Weihnachtspause gehört traditionell gutes Essen. Können Sie das unbeschwert genießen oder hat der Profi doch bereits wieder den obligatorischen Laktat-Test im Hinterkopf?

Kruse: Da es in der Saison ansonsten nicht allzu viel Zeit gibt, um wirklich einmal genießen zu können, nutzt man diese zwei Wochen schon, um körperlich und vor allem auch seelisch zu regenerieren. Nichtsdestotrotz muss man als Profi darauf achten, den Fitness-Stand zu halten. Dass man mal ein, zwei Kilo zunimmt, gehört einfach zur Weihnachtszeit. Das sei jedem auch gestattet. Im Übrigen ist jeder ein Stück weit für sich selbst verantwortlich und sollte wissen, wie man sich als Profi verhalten muss. Ich glaube aber, dass man in nur 14 Tagen kaum soviel verlieren kann, dass es danach einen Monat dauert, um wieder auf den üblichen Level zu kommen. Und wenn man die zwei Läufe macht, die vom Trainer vorgegeben waren, sollte man ohnehin keine Schwierigkeiten haben. Ich denke, dass ich in diesen 14 Tagen ganz ordentlich gearbeitet habe.

ran.de: Mit welchem Vorgefühl nehmen Sie die Rückrunde nun in Angriff, sowohl, was Ihre persönliche Leistung, als auch, was die der Mannschaft betrifft?

Kruse: Mit einem durchweg positiven Gefühl. Wir sind nach der Winterpause noch in allen drei Wettbewerben vertreten. Das war unser Ziel und dieses Ziel haben wir erreicht. Es tut gut zu sehen, dass wir erneut eine gute Hinrunde gespielt haben. Und ich denke, dass wir allen Grund haben, das kommende halbe Jahr sehr zuversichtlich angehen zu können.

ran.de: Mitte der Hinrunde hatten Sie selbst eine Phase, in der es nicht klappte mit Toren und Assists. Trotzdem hatte man nie den Eindruck, dass Sie an sich zweifeln würden ...

Kruse: Ich bin kein Typ, der sich in dieser Situation großartig Gedanken macht, über Tage oder vielleicht sogar über Wochen. Das bringt dir einfach nichts. Ich weiß, was ich zu leisten im Stande bin, habe aber ebenso begriffen, dass es nicht immer nur bergauf gehen kann. Deshalb gibt es in einer solchen Phase nur eins, ruhig und geduldig zu bleiben, und das Ganze möglichst nicht so nahe an sich heran lassen. Wenn man das beherzigt und weiter konzentriert arbeitet, wird sich der Erfolg wieder einstellen. Und so war es gegen Ende der Hinrunde ja auch.

ran.de: In den vergangenen vier Spielzeiten war Borussia in der Rückrunde stets weniger erfolgreich als in der Hinrunde. Kann daraus ein Komplex erwachsen oder ist das ein typisches Medienthema?

Kruse: Ich kann natürlich nur für mich selbst sprechen, und ich habe diesbezüglich ganz sicher keinen Komplex (lacht). Grundsätzlich glaube ich, dass man die Spielzeiten nicht miteinander vergleichen sollte. Es stimmt zwar, dass wir in der vergangenen Saison eine hervorragende, noch bessere Vorrunde gespielt als jetzt, dann in der Rückrunde allerdings etwas ins Stocken geraten sind. Trotzdem haben wir uns schließlich als Sechster für die Europa League qualifiziert.

ran.de: Spricht man im Mannschaftskreis über dieses Thema?

Kruse: Nein. Und ich glaube auch nicht daran, dass sich aus dieser Serie eine Gesetzmäßigkeit ergibt, oder dass das gar etwas mit unserer Art zu arbeiten zu tun haben könnte. Wir fokussieren uns darauf, es diesmal besser zu machen als im vergangenen Jahr. Wenn dann am Ende erneut 27 Punkte herausspringen sollten, kämen wir auf 54, hätten erneut eine super Saison gespielt und aller Voraussicht nach wieder einen europäischen Wettbewerb erreicht. Was darüber hinaus vielleicht möglich wäre, darüber sollten wir nun noch gar nicht spekulieren. Denn im Fußball geht alles sehr schnell. Eine oder zwei Verletzungen, und schon kann man zurückgeworfen werden. Zudem stehen hinter uns mit Schalke, Augsburg und Hoffenheim drei Vereine, die nur auf Fehler von uns warten.

ran.de: Glauben Sie, dass auch Borussia Dortmund noch zu diesen drei Klubs stoßen kann?

Kruse: Das ist schwer zu sagen. Grundsätzlich besitzt Borussia Dortmund die Qualität, in der Rückrunde noch eine Serie zu starten. Der BVB ist eins der wenigen Teams der Liga, das die Stärke hat, auch einmal zehn Spiele in Folge ungeschlagen zu bleiben. Sollten in diesen zehn Spielen sieben oder acht Siege herausspringen - wer weiß, was dann noch möglich ist. Andererseits weiß jeder, der schon einmal im Abstiegskampf gesteckt hat, wie schwer es ist, da wieder herauszufinden. Sollte Dortmund uns tatsächlich noch einholen, hätten wir wohl eine längst nicht so gute Rückrunde gespielt. Wir tun gut daran, uns auf jedes einzelne Spiel wieder neu zu fokussieren. Wenn wir erfolgreich sein wollen, müssen wir in jedem Spiel 110 Prozent abrufen. Der FC Bayern kann angesichts seiner Klasse vielleicht ein paar Prozent weniger verkraften. Wir aber müssen immer das Maximum geben.

ran.de: Zwischenfrage: Sind die Münchner bereits Meister?

Kruse: Ich glaube, darüber braucht man nicht mehr zu diskutieren. Wolfsburg spielt eine hervorragende Serie. Trotzdem hat man bereits elf Punkte Rückstand auf die Bayern. Das sagt doch alles.

ran.de: Das Maximum geben - in der Vorrunde ist das häufig gelungen. Gibt es dennoch ein, zwei Aspekte, die verbessert werden sollten?

Kruse: Wir sind noch lange nicht am Maximum und machen immer noch viel zu viele Fehler. Wenn ich mich richtig entsinne, mussten wir bis zum elften Spieltag nur fünf Gegentore hinnehmen. Dann aber sind wir etwas aus dem Tritt gekommen, so dass es in den verbleibenden sieben Spielen elf Gegentreffer waren. Die Stabilität, die wir in den ersten 18 Spielen hatten - nimmt man alle drei Wettbewerbe zusammen - ist uns danach leider ein wenig abhandengekommen.

ran.de: Nicht zuletzt wohl auch, weil Martin Stranzl verletzungsbedingt passen musste.

Kruse: Ohne Frage spielt Martin für uns eine wichtige Rolle. Aber auch Roel Brouwers hat seine Sache sehr gut gemacht. Ich glaube auch nicht, dass es nur an einer Person, die fehlt, liegt bzw. liegen darf, wenn wir in vier, fünf aufeinander folgenden Spielen mehr als einen Gegentreffer bekommen. Es geht jetzt darum, gemeinsam daran zu arbeiten, dass es uns in Zukunft nicht mehr so leicht aus der Bahn wirft, wenn wir vielleicht einmal in ein, zwei Spielen mehrere Gegentore bekommen. Das kann passieren. Aber man muss sich umgehend wieder so fokussieren, dass man schnell zu sich findet und wieder kompakt steht.

ran.de: Die Dreifach-Belastung war bisher kein Problem. In allen drei Wettbewerben liegt man auf Kurs und im DFB-Pokal muss man zum Viertligisten Kickers Offenbach. Denkt man schon mal daran, dass es dann nur noch zwei Spiele bis zum Finale wären?

Kruse: Viele sagen, dass wir mit Kickers Offenbach ein leichtes Los gezogen haben. Ich sage, dass die Kickers in den vergangenen Jahren immer wieder gezeigt haben, dass sie auch "die Großen" schlagen können, vor allem am heimischen Bieberer Berg. Aber es ist richtig, dass jeder davon träumt, einmal in einem Finale zu stehen. Und der DFB-Pokal bietet nun einmal den kürzesten Weg in ein Finale. Bloß wollen dorthin alle Mannschaften, die noch dabei sind. Meines Wissens gibt es im Achtelfinale nur eine Bundesliga-Paarung, aber siebenmal die Partie eines Erstligisten gegen eine unterklassige Mannschaft, so dass man zunächst einmal davon ausgehen könnte, dass im Viertelfinale acht Bundesligisten stehen werden. Und dann gehört auch ein wenig Losglück dazu, ein Heimspiel wäre schon ein kleiner Vorteil. Aber wie auch immer, es geht jetzt ohnehin erst einmal darum, in Offenbach zu bestehen.

ran.de: In der Europa League ist der Weg ins Finale schon deshalb steiniger, weil er länger ist. Und mit dem FC Sevilla wartet in der Zwischenrunde der Titelverteidiger ...

Kruse: Mit dem FC Sevilla haben wir das schwerste Los überhaupt gezogen.

ran.de: Der ehemalige Borusse und letztjährige Sevilla-Spieler Marko Marin glaubt, dass Sevilla wegen der Abgänge unter anderem von Ivan Rakitic nicht mehr die Stärke der vergangenen Saison hat.

Kruse: Die Abgänge sind Fakt. Und vielleicht ist Sevilla nicht mehr ganz so stark wie in der vergangenen Saison beim Titelgewinn. Dennoch zeigt Sevilla auch in dieser Spielzeit - ob nun in der Europa League oder in der Primera Division - dass man dieses Team nie unterschätzen sollte. Ich glaube an zwei sehr interessante Spiele, hoffentlich mit positivem Ausgang für uns.

ran.de: Ist es ein kleines Plus, dass man zuerst in Sevilla antritt?

Kruse: Man sagt immer, dass das ein kleiner Vorteil ist. Vielleicht sollten wir versuchen, das ein Stück weit in die Köpfe zu bekommen, um uns noch mehr zu pushen. Und es wäre wohl ganz gut, wenn wir dort das eine oder andere Tor erzielen könnten. Denn man weiß, dass auch Sevilla schon mal ein Auswärtsspiel gewonnen hat (lacht). Auf jeden Fall ist es definitiv schöner, wenn man die nächste Runde zuhause, vor eigenem Publikum, klarmachen kann.

ran.de: Apropos europäische Spitzenklubs: Nehmen Sie Notiz davon, dass es angeblich Interessenten aus der Premier League geben soll?

Kruse: Wie viele andere wahrscheinlich auch, habe ich so etwas gelesen. Ich beschäftige mich aber nicht damit. Das würde mich nur von meinem Weg abbringen und davon ablenken, mich mit ganzer Kraft auf die Rückrunde zu fokussieren. Mein Ziel ist es guten Fußball anzubieten. Denn wir haben einen tollen, ausgeglichenen Kader, in dem es eine ganze Reihe Spieler gibt, die ebenfalls meine Position bekleiden können. Ich möchte zeigen, dass ich weiterhin eine gute Alternative im Sturm bin.


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