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Denkwürdige PK

ranSicht: Der FC Bayern zeigt, wie man ein klassisches Eigentor erzielt

  • Aktualisiert: 19.10.2018
  • 20:42 Uhr
  • ran.de/ Andreas Reiners
Article Image Media
© 2018 Getty Images
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Der FC Bayern hat sich mit einem Runumschlag gegen die Berichterstattung gewehrt. Leider ging die Wut-PK am Ziel vorbei. Ein Kommentar.

München – Als Karl-Heinz Rummenigge Artikel 1 des Grundgesetzes ("Die Würde des Menschen ist unantastbar") zitierte, konnte man sich bereits denken, dass die Pressekonferenz ungewöhnlich wird. Sie wurde es. Sie wurde sogar denkwürdig. Nur leider nicht im positiven Sinne.

Nach 30 Minuten war der erste Reflex, auf die Auflösung von Jan Böhmermann, der Titanic oder des Postillon zu warten. Ist das gerade tatsächlich passiert? War das Absicht? Kalkül? Oder die peinliche Karikatur der Muppet-Show? Waldorf und Statler in schlecht? Und welche Rolle spielt eigentlich Hasan Salihamidzic in der ganzen Parodie? Ein lustiger Sidekick? Wer noch einen Beweis benötigte, dass der Sportdirektor im wortwörtlichen Sinne wenig zu sagen hat - bitte sehr.

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Netzreaktionen nach Rundumschlag von Hoeneß und Rummenigge

Hoeneß und Rummenigge on fire: Die Netzreaktionen

Die Bayern-Bosse Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge holten zum Rundumschlag gegen Medien, Ex-Spieler und Co. aus. ran.de zeigt die Netzreaktionen auf die legendäre Pressekonferenz.

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  • 19.10.2018
  • 17:10 Uhr

Nein, an dem Auftritt der Bayern-Granden Rummenigge und Uli Hoeneß war leider ganz wenig lustig. "Abteilung Attacke" – das war einmal ein Hoeneß in Bestform, der ganz oft den Nerv der Zeit und der Menschen traf. Der ab und an um sich schlug, das dann aber für Unterhaltung sorgte, für ein Ballyhoo, das zu dem ganzen Spiel dazu gehörte. Harmlos.

Oft kluge Aussagen

Wenn der Bayern-Präsident früher als Manager verbal austeilte war klar: Da war jemand besorgt, sauer oder einfach nur angriffslustig. Giftpfeile waren dann auch schon mal als Respekt, als Anerkennung für den Adressaten zu verstehen. Hoeneß hatte dabei aber stets ein feines Gespür für seine Mitmenschen, für die Situation. Er sagte sehr oft ziemlich kluge Dinge. Und wenn dann mal verbal etwas zurückkam, steckte er auch mal ein.

Leider ist davon immer seltener etwas zu hören. Und zu sehen.

Es ist unerklärlich, wie man Respekt einfordern kann, während man praktisch im gleichen Atemzug den früheren Spieler Juan Bernat demontiert. Auch frühere Aussagen zum Beispiel zu Mesut Özil ("Scheißdreck zusammengespielt") oder Karim Bellarabi ("geisteskrankes Foul") sind nicht erst im aktuellen Zusammenhang äußerst fragwürdig. Mit Emotionen sind sie im Fall von Özil mit dem Abstand einiger Wochen sowieso nicht zu erklären.

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Gefährliche Doppelmoral

Der ganze Auftritt ist ein Paradebeispiel für eine gefährliche Doppelmoral, für schlechten Stil, für eine Arroganz, mit der der FC Bayern für sich mal eben andere Maßstäbe anlegt als für den Rest der (Medien)-Welt. Ein Klub entlarvt sich selbst.

"Mia san Mia" war mal der positiv belegte Ausdruck für das bayerische Selbstwertgefühl. Für eine gewisse sportliche Sonderstellung, die man sich erarbeitet hat. Ihr gegen uns, wir gegen alle, alles auf einer gesunden Wettbewerbsebene. Ein Klub, national respektiert und gefürchtet. Inzwischen ist diese Attitüde nur noch eine Plattitüde. Zwischen selbstbewusst und arrogant ist es immer noch ein schmaler Grat. Den hat der FC Bayern überschritten.

In einzelnen Fällen mag die Kritik ("widerlich, respektlos, unverschämt") an der medialen Berichterstattung berechtigt sein. Aber tatsächlich zu erwarten, man könne Medien und Journalisten steuern, beeinflussen und zur Not verklagen, um eine sachliche Kritik zu erzwingen, hat nichts mehr mit "Mia san Mia" zu tun.

Im Gegenteil: Diese Entwicklung ist in Zeiten von "Fake News" und "Lügenpresse" gefährlich, pauschale Rundumschläge und öffentliche namentliche Abqualifizierungen nicht förderlich. Der Großteil der Kritik läuft auch ins Leere, viele Dinge sind mit Fakten tatsächlich zu belegen. Wie die Tatsache, dass Manuel Neuer so wenig Bälle abwehrt wie noch nie in seiner Karriere. Oder dass Thomas Müller, Mats Hummels, Jerome Boateng und auch der Rest der Mannschaft eine Krise durchmacht.

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Am Ziel vorbei

Dünnhäutig nennt man das wohl. Ja, der FC Bayern generiert als größter Klub im Lande die meiste Aufmerksamkeit. Polarisiert, muss mehr Häme, Kritik und Spott einstecken als der Rest der Bundesliga. Doch zu einem größten Klub gehört auch Größe. Leider war davon auf der PK nur wenig zu sehen, stattdessen ging der Großteil am Ziel vorbei. Sollten Rummenigge und Hoeneß im Mourinho-Stil versucht haben, den Fokus vom kriselnden Team auf sich zu lenken, ist das kurzfristig gelungen. Der Druck vor dem Spiel am Samstag beim VfL Wolfsburg wird dadurch aber nicht kleiner. Im Gegenteil. Ein klassisches Eigentor.

Am Ziel vorbei war auch der Hinweis auf die eigenen Bayern-Kanäle. Die unterschwellige Drohung, die Medien einfach zu umgehen, um eigene PR rauszujagen.

Für Rummenigge empfiehlt es sich, ein bisschen weiter zu lesen als bis Artikel 1 des Grundgesetzes. Artikel 5 ist in diesem Zusammenhang interessant. Passt dann aber wohl nicht ins Bayern-Bild.

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