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Trainer geht im Sommer

ranSicht: Hecking-Trennung als Neuausrichtung mit Weitsicht

  • Aktualisiert: 02.04.2019
  • 22:27 Uhr
  • ran.de / Andreas Reiners
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© imago images / Sven Simon
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Borussia Mönchengladbach trennt sich nach Saisonende von Trainer Dieter Hecking. Der Schritt ist richtig und wichtig. Ein Kommentar von ran.de-Mitarbeiter Andreas Reiners.

Mönchengladbach – Eigentlich ist Max Eberls Einstellung ja vorbildlich. Sie ehrt ihn. Denn sie ist eine Seltenheit, im Grunde schon eine Ausnahme im schnelllebigen und umtriebigen Fußball-Geschäft: Nibelungentreue.

Wo andere Vereine in einer Dekade Trainer in Kaderstärke verheizen, wollte der Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach immer den etwas anderen Weg gehen. Keine Schnellschüsse, keine Überreaktionen oder Kurzschlusshandlungen. Er hatte stattdessen hin und wieder den Hang, einen Hauch zu lange an seinen Übungsleitern festzuhalten. Klar: Er arbeitet ja auch bei einem Klub, der 1989, also 24 Jahre nach dem Aufstieg, erstmals einen Trainer entließ.

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Gladbach trennt sich nach dieser Saison von Dieter Hecking. Der Vertrag des 54-Jährigen wäre eigentlich noch bis Sommer 2020 gültig gewesen. ran.de zeigt euch die Verträge der 18 Bundesliga-Trainer.

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  • 04.04.2019
  • 23:30 Uhr

Nun trifft der Klub eine Entscheidung, bei der der Zeitpunkt zwar überrascht, die aber folgerichtig ist. Konsequent. Alternativlos. Und weitsichtig: Dieter Hecking wird im Sommer gehen, obwohl er seinen Vertrag erst im November bis 2020 verlängert hatte. Dass das Gespräch zwischen Sportdirektor und Trainer emotional und die Trennung eine der schwersten Entscheidungen für Eberl war, spricht für ihn. 

Neuer Tiefpunkt

Doch beim 1:3 in Düsseldorf hatte die jüngste Talfahrt unter Hecking einen neuen, alarmierenden Tiefpunkt erreicht. Die Mannschaft, die am 20. Spieltag noch Tabellenzweiter war und zehn Punkte Vorsprung auf Platz fünf hatte, droht zwei Monate später aus den Europapokal-Plätzen zu fallen. 

Hinzu kamen mehrere Indizien, dass eine Menge falsch läuft: Keine Weiterentwicklung, keine Körpersprache, kein Einsatz, kein Wille, kein Plan, keine Antworten, keine Lösungen, keine Verantwortung, stattdessen nur Ausreden und Phrasen, die keiner mehr hören kann. Es werden seit Wochen Erinnerungen wach an die sportlich mausgraue Vorsaison. 

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Wichtige Grundsatzfrage

Verbunden mit der entscheidenden Grundsatzfrage: Wo will der Verein hin? 

In der Einstelligkeit ist er seit Jahren angekommen, allerdings gleichzeitig auch in einer Stagnation, sportlich wie spielerisch. 

Der Verein mag nicht zu Unrecht vor überzogenen Erwartungen mahnen. Und Europa sollte zwar immer das Ziel, aber keine Selbstverständlichkeit sein.

Das Potenzial nicht ausgeschöpft

Trotzdem steckte der Klub in der Ära Hecking in einer monotonen Mittelmäßigkeit fest, die das Gefühl hinterließ, dass man damit nicht etwas erreicht, sondern verpasst hatte. Dass man die fraglos vorhandenen Chancen nicht genutzt, das Potenzial der talentierten Truppe nicht ausgeschöpft hatte und hinter den eigenen Möglichkeiten geblieben war. Investitionen wie die für den Verein historischen 23 Millionen für Alassane Plea zeigen schließlich, dass die Ambitionen groß sind. 

Immer mal wieder gab es unter Hecking Schritte nach vorne, wie der Systemwechsel vom 4-4-2 zum 4-3-3 vor Saisonbeginn, dann aber gleich mehrere zurück: Trotz der starken Hinrunde und dem verheißungsvollen Auftakt in die Rückrunde verfiel die Truppe in einen diesmal nicht mit Verletzten oder einer hohen Belastung zu erklärenden Trott, in eine kollektive Krise. Er verlieh dem Klub eine gewisse Stabilität, aber keine Konstanz auf dem hohen Niveau, das erreichbar war.

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Wie Eberl erklärte, habe die Entscheidung nichts mit der Aktualität, mit der sportlichen Krise zu tun, eine sofortige Entlassung hätte die eigene propagierte Anspruchszurückhaltung auch konterkariert. Eberl nennt es eine strategische Neuausrichtung, die nicht nur den Trainer betreffe. Dabei lässt er Raum für Spekulationen.

Ein sauberer Schnitt im Sommer für einen Neustart passt zu dem Selbstverständnis des Klubs, er ist inzwischen aber auch notwendig. Er kann auch ein Signal für die letzten sieben Spiele sein, als eine Art Startschuss Kräfte freisetzen, das Kollektiv einschwören.

Damit nicht wieder das Gefühl bleibt, etwas verpasst zu haben.

Andreas Reiners

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