Bayern-Stürmer
Supercup-Gewinn des FC Bayern: Ode an Titelsammler Thomas Müller
- Aktualisiert: 01.10.2020
- 16:39 Uhr
- ran.de/Tim Brack
Kein deutscher Fußballer hat eine so große Titelsammlung wie Thomas Müller. Es ist überfällig, den Bayern-Stürmer für seine Verdienste zu würdigen. Eine Ode.
München - Wer braucht sie schon, die königliche Passmaschine Toni Kroos, den erhabenen Elder Statesman Bastian Schweinsteiger oder gar den Ehrgeiz erschaffenden Titan Oliver Kahn? Niemand!
Dem deutschen Fußball genügt eine einzige Identifikationsfigur: Thomas Müller. Mann des Volkes. Deutscher Rekord-Titelsammler. Pferdenarr.
Müller ist der Gegenentwurf zu Ronaldo
Mit dem Supercup-Triumph distanzierte Müller die Mitläufer auf die Plätze. 27 Titel hat (noch) kein deutscher Kicker gesammelt. Nörgler könnten sich nun echauffieren: Ist ja nur der Supercup, das ist gar keine vollwertige Auszeichnung. Von wegen! Ein Titel ist ein Titel ist ein Titel. Zumindest in der Welt von Thomas Müller.
Er würde selbst beim örtlichen Pokal in Asbach-Bäumenheim noch seine Kampfgefährten nach vorne peitschen. Dieser Müller, in einer Gruppe von Dorfkickern könnte er glatt untergehen; drahtige Gestalt, O-beinig, unkoordinierte Bewegungen. Auf den Ascheplatz passt er viel besser als in sterile Arenen. Im durchgestylten Profigeschäft kommt Müller stets underdressed daher, keine geschleckten Haare wie Cristiano Ronaldo, eher Werbefigur für den 15-Euro-Schnitt.
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Thomas Müller und die Ballannahme
Selbst Müllers Jubel schreit nach Kreisliga-Fußballer. Erfrischend unverstellt. Gelebte, ungefilterte Emotionen. Keine aufgesetzten Verneigungen vor dem Publikum, keine einstudierten Posen, keine Hommage an irgendwelche Videospiele. Einfach nur den drahtigen Arm in den Himmel gestreckt, ein Schrei dazu. Gut ist.
Nun ja, das mit der Ballannahme gelingt Müller auch nicht immer. Manchmal ist sie wirklich Kreisklasse. Aber wer ist schon perfekt? Müller macht aus Stolpern eine Tugend. Und der Wille, der war schon immer Weltklasse. Und erst dieses Gespür für den Raum. Hach!
Müller verdient seine eigene Kategorie
Sein Spielstil ist unorthodox, er braucht maximale Ordnung in seiner Mannschaft, um Chaos auf die gegnerischen Abwehrreihen niederregnen zu lassen. In die etablierten Kategorien, die der deutsche Fußball sich so schön zurecht gelegt hatte, wollte sich Müller nie zwängen lassen. Stoßstürmer, Regisseur, das alles ist der Bayern-Profi nicht. Für ihn musste erst ein Wort erschaffen werden: Raumdeuter! Bislang ist er der einzige im Weltfußball, der diesen Titel verdientermaßen führen darf.
Müller selbst ist rhetorisch auch nicht unbegabt, immer mit einem frechen Spruch auf den Lippen. Er bringt den Schelm in den Fußball. An seinen Spielwitz kommt sein Wortwitz aber nicht heran. Deswegen ist Müller auch sehr beliebt unter den Trainern des FC Bayern. Er ist die Prise Unberechenbarkeit. Seit der gottgleiche Louis van Gaal ihn zum Immer-Spieler geadelt hat, spielt Müller immer.
Der Titelsammler, den der deutsche Fußball verdient
Manche Trainer, die auf van Gaal folgten, wollten das nicht einsehen, aber deren Zeit in München endete immer vor der von Müller. Der Pferdenarr würde wohl sagen: Ein bayerischer Hengst braucht Ausritt und gehört nicht in den Stall.
In Müller hat der deutsche Fußball den größten Titelsammler, den er verdient. Nicht immer technisch perfekt, meistens unorthodox, aber voller Leidenschaft und unermüdlicher Laufbereitschaft. Und diese Qualitäten sind auch für jeden noch so kleinen Kreisliga-Kicker erstrebenswert.
Tim Brack
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