• Darts
  • Tennis
  • Alle Sportarten

Anzeige
Anzeige

Tony Jantschke exklusiv: "Jeder Neuzugang kann Risiko wie auch Chance sein"

  • Aktualisiert: 09.07.2015
  • 11:39 Uhr
  • Interview: ran.de / Andreas Kötter
Article Image Media
© Getty Images
Anzeige

Bei Borussia Mönchengladbach weiß man, dass die Erwartungen an den Klub nach dem dritten Platz der vergangenen Saison kaum kleiner geworden sein dürften. Vor dem Telekom-Cup am Sonntag (live in SAT.1 und auf ran.de) spricht Defensiv-Allrounder Tony Jantschke im Exklusiv-Interview mit ran.de über den Umgang mit der Erwartungshaltung, die Veränderungen im Kader und seine eigene Position. 

ran.de: Herr Jantschke, die vergangene Saison war Borussias beste seit Jahrzehnten. Man hat sich für die Champions League qualifiziert, und auf jeder Position waren Borussen unter den Top Ten-Spielern der Liga; lässt man es nach einer so grandiosen Spielzeit in den Ferien etwas mehr schleifen?

Tony Jantschke: Nein. Eigentlich nicht. Letztlich geht es in jedem Urlaub in erster Linie darum, sich ein bißchen Privatsphäre zurückzuerobern und unabhängig von der vorherigen Platzierung diese Zeit zu genießen. Nichtsdestotrotz war es ein sehr schönes Gefühl, mit diesem Erfolg in die Ferien gehen zu können. Jetzt, in der Vorbereitung, aber ist es wie in jedem Jahr: Da spielt es überhaupt keine Rolle mehr, ob man in der vergangenen Saison Dritter war oder Achter. Platz drei zählt jetzt nicht mehr.

ran.de: Trotzdem bedeutet dieser dritte Platz eine gewisse Verpflichtung...

Jantschke: Das mögen Außenstehende so sehen. Wir betrachten das etwas anders. Wir haben immer gesagt - der Sportdirektor hat es in dieser Woche auch noch einmal betont - dass wir uns in der Einstelligkeit der Tabelle dauerhaft etablieren wollen. Von dieser Zielsetzung werden wir nicht abweichen und wollen uns Stück für Stück verbessern. Natürlich würde sich niemand wehren, wenn am Ende wieder ein Platz weit vorne herausspringen würde. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass jetzt die Champions League dazu kommt. Deshalb tun wir gut daran, mit aller Ruhe in die Saison zu gehen und nicht Ziele auszurufen, für die wir uns später rechtfertigen müssten, wenn wir sie vielleicht nicht erreichen konnten.

ran.de: Wie schätzen Sie die Erwartungshaltung der Borussen-Fans ein?

Jantschke: Ich denke, es ist menschlich, dass viele nach diesem dritten Platz erwarten, dass wir jetzt so weitermachen. Trotzdem sollte man versuchen realistisch zu bleiben. Ich möchte noch einmal daran erinnern, dass uns in der vergangenen Saison sehr geholfen hat, dass wir sowohl zu Beginn als auch zum Auftakt der Rückrunde jeweils einen sehr guten Start erwischt haben. Das ist in der Bundesliga für den weiteren Verlauf der Saison enorm wichtig.

ran.de: Sie haben die Dreifachbelastung bereits angesprochen; dass man damit umgehen kann, hat die vergangene Europa League-Saison gezeigt...

Jantschke:Ja. Das kann man durchaus sagen. Allerdings sollte man nicht vergessen, dass wir nach Europa-League-Spielen nicht so gut gepunktet haben wie an Bundesliga-Spieltagen, an denen zuvor keine internationalen Spiele anstanden. Klar, wir haben einen starken Kader, wir können rotieren. Nichtsdestotrotz ist das eine deutliche Doppel- beziehungsweise Dreifachbelastung, wenn man den DFB-Pokal dazu rechnet. Das lässt sich nicht wegdiskutieren. Wir haben es vergangene Saison gut hinbekommen. Aber ich denke, dass es auch noch besser geht.

ran.de: Haben Sie einen ganz persönlichen Champions League-Traum?

Jantschke: Nichts Bestimmtes. Wobei es sicherlich eine tolle Sache wäre, einmal im Santiago Bernabéu gegen Real Madrid spielen zu dürfen. Wir haben uns auf jeden Fall vorgenommen, die Champions League so zu genießen, wie es kommt, und wenn möglich den einen oder anderen Gegner auch ein wenig zu ärgern.

ran.de: Kruse, Kramer, Daems und Marx haben die Borussia verlassen. Stindl, Elvedi, Drmic und Sippel wurden bisher verpflichtet; ist der Kader stärker als in der vergangenen Saison?

Jantschke: Ich tue mir so früh in der Vorbereitung schwer damit zu bewerten, ob der Kader stärker, schwächer oder genauso gut ist wie zuletzt. Mit Kramer und Kruse haben wir zwei enorm wichtige Spieler verloren, dazu mit Daems und Marx zwei weitere, die eine große Rolle für das Mannschaftsgefüge gespielt haben, auch wenn sie kaum Einsätze hatten. Mit Stindl und Drmic, aber auch mit Sippel sind drei sehr erfahrene Spieler dazu gekommen, die ihre Klasse schon nachgewiesen haben. Jetzt müssen wir ganz nüchtern abwarten. Denn jeder Neuzugang kann ebenso Risiko sein wie auch eine große Chance.

ran.de: Der Kader ist jedenfalls so stark besetzt, dass es den einen oder anderen Unzufriedenen geben könnte...

Jantschke: Es steht außer Frage, dass unser Kader sowohl in der Spitze als auch in der Breite sehr gut besetzt ist. Unzufriedene Spieler wird es immer und überall geben, wenn man 24 oder 25 Leute im Kader hat. Aber das ist auch der Fall, wenn der Kader in der Breite nicht so stark aufgestellt ist. Dann sind vielleicht junge Nachwuchsspieler hintendran, die auf ihre Einsätze drängen. Ich bin aber fest davon überzeugt, dass wir das in dieser Saison ebenso gut in den Griff bekommen, wie in der vergangenen. Da ist uns das sensationell gut gelungen.

ran.de: In der genannten Top Ten wurden Sie auf der Außenbahn geführt, ebenso können Sie in der Innenverteidigung spielen, so dass Sie angesichts dieser Vielseitigkeit um Ihren Platz kaum bangen müssen; werden Sie weiterhin zwischen Außenbahn und Innenverteidigung hin und her wechseln?

Jantschke: Ich habe keine Ahnung. Es ist aber nicht unwahrscheinlich, dass ich hin und wieder wechseln, mal in der Innenverteidigung, mal auf Außen oder auch als Sechser auflaufen werde. Ich habe mehrfach unter Beweis gestellt, dass es eine meiner Stärke ist, dass ich das alles problemlos spielen kann. Mir persönlich ist es relativ egal, wo der Trainer mich einsetzt.

ran.de: Bundestrainer Joachim Löw hat Sie trotz Vielseitigkeit und Top-Leistungen immer noch nicht entdeckt; was fehlt Ihnen?

Jantschke: Ich habe keine Ahnung, kann aber immer nur wieder betonen, dass jeder Trainer die Dinge anders sieht, unterschiedliche Ideen und Vorstellungen hat und seinen Kader dementsprechend zusammenstellt. So ist Lucien Favre für mich ein Glücksfall, während ich zur Nationalmannschaft nicht eingeladen werde. Mit dieser Entscheidung kann ich aber leben. Trainer sind die Chefs, und demzufolge würde ich nie irgendwelche Entscheidungen des Bundestrainers oder anderer Trainer kritisieren. Dennoch werde ich weiter Gas geben und hoffen, dass es irgendwann vielleicht doch noch klappt. Und wenn nicht, dann nicht. Ich bin diesbezüglich relativ relaxed. Das Ganze ist für die Medien ein größeres Thema als für mich selbst.

ran.de: Am Sonntag findet im Borussia Park der Telekom-Cup (live in SAT.1 und auf ran.de) statt; welchen sportlichen Wert messen Sie dem bei?

Jantschke: Es geht in erster Linie darum, Spielpraxis gegen gute Gegner zu sammeln, die wir gut kennen. Nichtsdestotrotz muss man fairerweise sagen, dass die Nationalspieler noch fehlen werden, weil sie erst am Freitag oder Samstag zum Team stoßen und deshalb am Sonntag kaum schon zum Einsatz kommen werden. Bei den anderen Mannschaften wird das nicht anders sein. Für die Fans ist das zur Saisoneröffnung eine ganz besonders schöne Sache, während es für uns Spieler wie eine zusätzliche, interessante Trainingseinheit ist.

ran.de: Borussia spielt zunächst gegen den HSV, hinter dem eine miserable Saison liegt...

Jantschke: Mir steht es nicht zu über die vergangene Saison des Hamburger SV zu urteilen. Fakt ist, dass man die Klasse gehalten hat und dass jetzt alles wieder bei Null losgeht. Wir selbst kennen das sehr gut. Schließlich haben wir 2011 die Klasse ebenfalls erst in der Relegation halten können, sind in der kommenden Saison aber voll durchgestartet und Vierter geworden.

ran.de: Was erwarten Sie grundsätzlich von der neuen Saison?

Jantschke: Sicherlich wird der FC Bayern erneut die nominell beste Mannschaft stellen. Wenn sie wie in der vergangenen Saison die gesamte Hinrunde über nicht verlieren, dürfte es für die Konkurrenz schwer werden, sie von ganz oben wegzubekommen. Aber wie bereits gesagt, der Start ist ganz wichtig, auch für die Bayern. Warten wir es also einfach ab.

 


© 2024 Seven.One Entertainment Group