Vor der Champions-League-Titelverteidigung
Endlich befreit: Das neue Real Madrid funkelt auch ohne Ronaldo
- Aktualisiert: 19.09.2018
- 17:58 Uhr
- ran.de / Victoria Kunzmann
Bereit für den Angriff: Real Madrid startet die Mission Vierter Champions-League-Titel in Folge. Allerdings ohne Superstar Cristiano Ronaldo. Spieler und Experten sehen das sogar als Vorteil - und die "Königlichen" nun endlich als Team.
Madrid - Ein Juwel ist weggebrochen. Der Kronjuwel. Das Glitzern der Königlichen ist nur noch halb so stark ohne den fünfmaligen Weltfußballer Cristiano Ronaldo. Dachte man im Sommer, nach dem Abgang des Superstars von Real Madrid.
Ohne CR7 startet der Klub in die dritte Mission Titelverteidigung in der Champions League. Real möchte den vierten Titel in Folge, muss allerdings auf den Mann verzichten, der einen maßgeblichen - oft gar entscheidenden - Anteil an den bisherigen vier Titeln während seiner Zeit im Verein hatte.
Real in der Liga: Klare Siege und Platz zwei
Das erste Champions-League-Spiel ohne Ronaldo findet am Mittwoch (ab 21 Uhr im Liveticker auf ran.de) im Estadio Bernabeu gegen den AS Rom statt. Und es scheint, als würden die Madrilenen nun noch heller funkeln. Experten und Gegner warnen vor dem Titelverteidiger, Reals Spieler versprühen Selbstbewusstsein, insbesondere diejenigen, die zuletzt ein Schattendasein führten. Es scheint, als wäre Real ohne Ronaldo sogar ein Stück weit befreit - und eine größere Gefahr denn je.
Der Weggang des Portugiesen fällt bislang weder im Kader, noch in der Tabelle der Primera Division auf. Nach vier Spieltagen rangiert Real Madrid auf Platz zwei hinter dem FC Barcelona. Die Katalanen sicherten sich die volle Ausbeute, Real zehn von zwölf Punkten. Auch die Ergebnisse lassen nicht vermuten, dass das Team Schaden genommen hätte aus dem Abgang. 4:1 gegen Leganes, 4:1 gegen Girona, 2:0 gegen Getafe. Gegen Bilbao spielte das Team des neuen Trainers Julen Lopetegui 1:1.
Drei Stürmer statt ein Superstar
Für die Tore sind nun aber andere zuständig. Karim Benzema, der im Team mit Cristiano Ronaldo bereits als Mittelstürmer gesetzt war, schoss vier Tore in vier Spielen, dazu ein Tor im UEFA Supercup. Der Waliser Gareth Bale kommt in der noch jungen Saison 2018/19 bereits auf drei Tore und zwei Assists in vier Spielen. Marco Asensio kommt auf drei Assists aus vier Spielen.
Alle drei sind im Angriff unter Lopetegui bislang gesetzt. Mit ihnen wird der Trainer wohl auch gegen die Roma an den Start gehen. Die Rollenverteilung im Team ist nun anders; das Spiel dreht sich nicht mehr nur um einen Spieler.
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Gareth Bale strahlt wieder
Für Bale etwa, der 2013 als damaliger Rekordtransfer zu den Königlichen wechselte, war die Rolle unter Zinedine Zidane nicht immer zufriedenstellend. In den entscheidenden Champions-League-Spielen war Bale zwei Mal gar nicht auf dem Spielfeld, in den restlichen Spielen war er lediglich Einwechselspieler. Das soll nun anders laufen.
Der 29-Jährige gibt sich optimistisch - und scheint Kollege Ronaldo kaum zu vermissen. "Ohne solch einen großen Spieler in den eigenen Reihen zu haben, ist es offensichtlich ein bisschen anders", sagte er in der "Daily Mail". "Es ist vielleicht ein bisschen entspannter. Ich denke, nun ist man eher eine Mannschaft. Man arbeitet eher als eine Einheit."
Benzema freut sich auf neue Verantwortung
Auch Benzema spürt eine neue Wertschätzung. Der Franzose in der "Mundo Deportivo": "Ich trage jedes Jahr mehr Verantwortung. In diesem Jahr bin ich der dritte Kapitän und ich muss viele Dinge zeigen, die vielleicht vorher nicht so wichtig waren." Dazu zählen Teamführung und Motivation - beides Aufgaben, die Cristiano Ronaldo gerne übernommen hat.
Die Dokumentation "In the Heart of the Decimocertera" zeigt, wie CR7 seine Mannschaft vor dem entscheidenden Spiel gegen den FC Liverpool am 26. Mai heiß machte. "Es lohnt sich, heute Abend zu sterben, um Geschichte zu schreiben. Wir werden die Ersten mit drei Titeln sein: Spielt, gewinnt und schreibt Geschichte!", sagte der 33-Jährige vor der Partie.
Junge und Erfahrene in der Pflicht
Heiß machen, Selbstbewusstsein stärken, ein Team formen - Lopetegui nimmt Kapitän Sergio Ramos und die erfahrenen Spieler noch stärker in die Pflicht. Luka Modric und Toni Kroos spielen dabei eine ebenso große Rolle wie Benzema und Bale. Ansensio und Isco werden an die Verantwortung heranführt. Das Spielsystem unter Lopetegui ist ohne Ronaldo nicht grundlegend anders, als das von Zidane mit ihm. Der neue Trainer hat ihm lediglich den Feinschliff verpasst.
Ex-Spieler Bodo Illgner analysierte in der "Sport Bild": Das Spielsystem wird weiter verbessert, es gibt etwas mehr Ballbesitz, es wird mehr und früher gestört. Es findet also eine Weiterentwicklung und nicht nur das Verwalten des gewohnten Spielstils statt. Die jungen Spieler kommen noch mehr in Schwung und bekommen noch mehr Verantwortung."
Alves warnt vor noch stärkerem Real Madrid
Den Zusammenhalt spüren auch andere Teams. Der ehemalige Barcelona-Verteidiger Dani Alves, der unzählige Male gegen Real gespielt hat, und nun für Paris Saint-Germain auf dem Rasen steht, beobachtet den Zusammenhalt ebenfalls. "Im Gegensatz zu vielen anderen denke ich, dass Madrid ohne Cristiano noch mehr als Mannschaft auftreten wird", sagte er der "Marca". "Vorher war es zwar schwer, aber sehr fokussiert auf Cristiano." Und er schickt eine Warnung hinterher: "Jetzt sind sie gefährlicher".
Denn auch in der aktuellen Saison zählen die Königlichen zu den Favoriten auf den Sieg, den sie im neuen Stadion Wanda Metropolitano des Stadtrivalen Atletico Madrid feiern würden. Ohne Kronjuwel Ronaldo. Aber mit vielen kleineren Juwelen, die am Ende vielleicht noch heller funkeln.
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