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Nach Champions-League-Aus gegen FC Bayern

FC Barcelona: Vor den Trümmern der eigenen Ära

  • Aktualisiert: 15.08.2020
  • 14:28 Uhr
  • ran.de/Martin Jahns
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© 2020 Pool
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Der FC Barcelona ist mit dem 2:8 gegen den FC Bayern vor der ganzen Welt demontiert worden. Lionel Messi allein kann den Klub nicht mehr tragen. Die Katalanen stehen vor einem Umbruch – auf allen Ebenen.

München - In der 83. Minute war es selbst für Lionel Messi zu viel. Gerade kassierte sein FC Barcelona das Gegentor zum zwischenzeitlichen 2:6 gegen den FC Bayern. Und Messi, dessen anfänglicher Spielwitz in den Minuten zuvor ohnehin schon Resignation gewichen ist, starrte mit hängenden Schultern und leerem Blick eine gefühlte Ewigkeit auf dem Boden. In diesem Moment konnte man ihn sehen: Den gewaltigen Rucksack, den der sechsmalige Weltfußballer auf den Schultern trägt. Die undankbare Pflicht, einen Klub von Erfolg zu Erfolg tragen zu müssen, der dafür längst nicht mehr gut genug aufgestellt ist.

Gegen Neapel im Achtelfinale reichte ein Messi allein noch. Ein FC Bayern in Topform führte nun jedoch der ganzen Welt vor Augen, dass der FC Barcelona 2020 nur noch ein Scheinriese ist. Am Ende stand es 2:8 aus Barca-Sicht. Es war die höchste Niederlage der Katalanen in der Europapokal-Geschichte, die höchste Pflichtspielpleite des Klubs seit 1951 und der dramatische Schlussakt der ersten titellosen Saison seit zwölf Jahren. Und: Die Demontage war ein Alarmsignal, Messi endlich zu entlasten – andernfalls droht Barca gar der Verlust seiner Vereinsikone.

Dass die Weichen spätestens jetzt auf Veränderung gestellt werden müssen, erkannte auch Messis langjähriger Weggefährte Gerard Pique nach dem Spiel. "In Europa können wir nicht mehr mithalten und in der Liga läuft es auch nicht mehr. Man kann das nicht verbergen", sagte er nach dem Spiel bei "Eleven Sports 1", um dann auch seine eigene Zukunft in Frage zu stellen: "Dieser Klub benötigt Veränderungen. Ich spreche nicht nur vom Trainer und von Spielern. Ich bin der Erste, der dafür Platz machen würde. Heute sind wir ganz unten angekommen."

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Ein Kader voller Baustellen

Tatsächlich schreit der Kader nach Veränderung: Pique und seine Nebenleute in der Viererkette waren gegen Bayerns Offensivwirbel überfordert. Nelson Semedo gab als Rechtsverteidiger eine bemitleidenswerte Figur gegen Alphonso Davies ab. Auch ein Clement Lenglet in der Innenverteidigung genügt höchsten Ansprüchen nicht.

Ebenso wenig wie das Mittelfeld, wo der Phantomschmerz nach den Abgängen von Xavi und Andres Iniesta noch immer nicht abklingt und wo mit Arturo Vidal ein Aussortierter des FC Bayern zur Stammkraft avanciert. Ganz vorne ist Messi seit dem Weggang von Neymar auf sich allein gestellt. Nebenmann Luis Suarez läuft seit Jahren seiner einstigen Form hinterher. Gegen Bayern spielte er gerade einmal 24 Pässe. Neun davon bei Anstößen.

Mit Ousmane Dembele und Antoine Griezmann saßen zudem zwei Spieler auf der Bank, die ihrer Ablöse von knapp 260 Millionen Euro bislang nicht gerecht wurden. Noch bitterer: Das dritte Millionengrab Philippe Coutinho schenkte Barca in den Schlussminuten noch zwei Stück ein. Barcas Bank indes ist für einen Topklub erschreckend dünn besetzt.

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Wer beerbt Quique Setien?

Und der Trainer? Nach acht Monaten beim FC Barcelona dürfte Quique Setien bereits während der Partie klar geworden sein, dass seine Zeit bei Barca abgelaufen ist.

"Ich finde, alles ist noch zu frisch, um darüber nachzudenken, ob ich weitermache oder nicht", erklärte der 61-Jährige nach dem Spiel. "Die Wahrheit ist, dass es nicht von mir abhängt. Es ist wichtig, über die Situation und die Bedeutung dieser demütigenden Niederlage für Barca nachzudenken."

Klub-Präsident Josep Bartomeu kündigte vielsagend anstehende Veränderungen an. "Es gibt einige Entscheidungen, die wir schon getroffen haben und andere, die wir in den kommenden Tagen treffen werden. Es wird in der nächsten Woche Mitteilungen geben. Aber wir müssen Entscheidungen treffen, nachdem sich die Dinge beruhigt haben."

In der spanischen Presse gilt Setiens Aus als besiegelt. Laut dem Radiosender "Cadena Ser" hat sich Bartomeu bereits in dieser Woche mit dem einstigen Tottenham-Trainer Mauricio Pochettino zum Abendessen getroffen. Der Argentinier gilt als aussichtsreichster Kandidat. Aber auch die Namen Ronald Koeman, Xavi und Patrick Kluivert werden in Spanien gehandelt – alle drei spielten einst selbst für die "Blaugrana".

Messis Zukunft hängt auch von Bartomeu ab

Aber auch Bartomeu selbst steht unter Druck. Im April traten sechs der 19 Vereinsdirektoren aus Protest gegen den Präsidenten zurück, dem Diffamierungskampagnen gegen ehemalige und aktuelle Gesichter des Vereins wie Lionel Messi und Pep Guardiola vorgeworfen wurden. Im Sommer 2021 steht die nächste Präsidentschaftswahl turnusgemäß an, doch die Rufe nach einer vorgezogenen Wahl angesichts der angespannten Lage werden lauter. Ex-Präsident Joan Laporta gilt als Gegenkandidat. Er nutzte die Schmach gegen Bayern, um auf Twitter gegen seinen Rivalen Bartomeu auszuteilen: "Seine Inkompetenz und die des Vorstands disqualifizieren ihn, weitere Entscheidungen für Barcas Zukunft zu treffen."

Auch für Messis Zukunft könnte der Ausgang dieses Machtkampfs wegweisend sein: Sein Verhältnis zu Bartomeu gilt als zerrüttet. Der Vertrag des Argentiniers läuft nur noch bis 2021. Eine weitere Bartomeu-Amtszeit könnte den Abschied des in Barcelona verehrten Messi bedeuten. Inter Mailands chinesische Besitzer flirteten zuletzt mit dem 33-Jährigen. Eine Luxuswohnung in Mailand besitzt der sechsmalige Weltfußballer bereits.

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