• Darts
  • Tennis
  • Alle Sportarten

Anzeige
Anzeige
Thomas Tuchel kann frühes Champions-League-Aus nicht verhindern

Paris Saint-Germain - ein Rätsel aus Psyche und verbranntem Geld

  • Aktualisiert: 07.03.2019
  • 12:45 Uhr
  • ran.de / Tim Brack
Article Image Media
© imago images / DeFodi
Anzeige

Paris Saint-Germain scheitert erneut früh in der Champions League. Anspruch und Wirklichkeit liegen beim aus Katar finanzierten Klub weit auseinander. Trainer Thomas Tuchel muss ein kniffliges Problem lösen. 

München/Paris - Ein Trauma zu verarbeiten, braucht seine Zeit. Das musste Paris Saint-Germain an einem niederschmetternden Abend im Prinzenparkstadion feststellen.

Im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League gab die Mannschaft von Thomas Tuchel ein 2:0 aus dem Hinspiel bei Manchester United noch aus den Händen. Das 1:3 im eigenen Stadion bedeutete das Aus.

Die Niederlage weckte Erinnerungen, die über zwei Jahre tief im Unterbewusstsein vergraben wurden. In der Saison 2016/17 war PSG nach einem 4:0 im Hinspiel gegen den FC Barcelona noch ausgeschieden. Das Rückspiel endete 1:6. Es war die bisher tiefste Wunde im Selbstverständnis des Pariser Klubs, der den Anspruch hat, die Champions League zu gewinnen.

Anzeige

"Ein Albtraum" für Kehrer und Buffon

"Noch schlimmer", titelte die französische Sportzeitung "L'Equipe" gar über das neuerliche Nervenversagen in einem dramatischen Spiel, in dem PSG das bessere Team gewesen war. "Ich hatte nie das Gefühl, dass Manchester United gewinnen würde", sagte Tuchel. "Aber sie haben es getan, also herzlichen Glückwunsch ... " 

Diesmal war es auch deswegen besonders bitter, weil eben nicht Barca für das Aus verantwortlich war, sondern eine B-Mannschaft von Manchester United. 

Bereits nach 110 Sekunden lag die Mannschaft von Thomas Tuchel zurück. Thilo Kehrer hatte mit einem erschreckenden Fehlpass Romelu Lukaku bedient. Rund 30 Minuten später stand es 1:2. Wieder hatte Lukaku getroffen, diesmal nach einem Patzer von Grande Signore Gianluigi Buffon, der einen harmlosen Distanzschuss hatte prallen lassen. "Der Albtraum von Kehrer und Buffon", schrieb "L'Equipe". Juan Bernat war für den zwischenzeitlichen Ausgleich verantwortlich.

Neymar wütet über die Schiedsrichter

Die größte Aufregung löste das dritte, entscheidende Tor für Manchester United aus. Nach einem Handspiel von PSG-Verteidiger Presnel Kimpembe hatte Schiedsrichter Damir Skomina (Slowenien) hatte zunächst nicht auf Strafstoß erkannt, änderte seine Meinung aber nach dem Videostudium. Marcus Rashford verwandelte in der vierten Minute der Nachspielzeit cool.

Neymar, der wegen einer Fußverletzung zuschauen musst, fluchte auf Instagram über die Unparteiischen. "Es ist eine Schande. Da sitzen vier Leute, die keine Ahnung vom Fußball haben, und schauen sich eine Zeitlupe vor dem Fernseher an. Das ist surreal. F***t Euch."

Externer Inhalt

Dieser Inhalt stammt von externen Anbietern wie Facebook, Instagram oder Youtube. Aktiviere bitte Personalisierte Anzeigen und Inhalte sowie Anbieter außerhalb des CMP Standards, um diese Inhalte anzuzeigen.
Neymar 940
News

Neymar schimpft über Video-Schiedsrichter: "F***t Euch!"

Der verletzte PSG-Superstar geht die Video-Schiedsrichter nach dem Scheitern an Manchester United schwer an und beleidigt sie. Thomas Tuchel nennt das Aus nach Videobeweis "entsetzlich und grausam".

  • 07.03.2019
  • 17:23 Uhr

Thomas Tuchel wahrte dagegen weitestgehend seine Contenance. Erst nahm er seinen aufgebrachten Stürmer in Schutz - "Manchmal sagt man Dinge, die man ein paar Stunden später wieder zurück nimmt" -, dann den Videobeweis - "Ich bin ein großer Unterstützer des Videobeweises und ich bleibe ein großer Unterstützer des Videobeweises".

Anspruch und Wirklichkeit bei PSG

Tuchel beklagte allerdings eine "unklare Regel" und haderte: "Ich hatte den Eindruck, dass der Schuss über das Tor gegangen wäre. Deshalb tut es brutal weh." Er ist nicht der erste PSG-Trainer, der eine schmerzvolle Niederlage in der Champions League erlitt. Vor ihm waren schon Unai Emeri, Carlo Ancelotti und Laurent Blanc früh in der Königsklasse gescheitert. 

Die Ansprüche bei Paris Saint-Germain und die Wirklichkeit liegen nun wieder weit auseinander. PSG, das darf nicht vergessen werden, ist noch ein relativ junger Verein. Erst 1970 wurde er gegründet, ein kurzer Höhenflug Mitte der 90er Jahre um George Weah und David Ginola, ehe er wieder in der Versenkung verschwand.

Das ernsthafte Streben danach, ein Weltklub zu werden, begann mit dem Einstieg der Investoren aus Katar. 

Seit der Übernahme 2011/12 flossen 1,149 Milliarden Euro in Transfers, fünf Trainer wurden verschlissen. Auf der Haben-Seite: vier Viertelfinals in der Champions League und zuletzt drei Achtelfinals. Die fünf nationalen Meisterschaften verblassen demgegenüber.

Anzeige
Anzeige

Tuchel als Psychologe gefragt

Das viele Geld aus Katar genügte bisher nicht, um dem Verein eine (internationale) Sieger-DNS einzupflanzen. Klubs, die natürlich gewachsen sind, wie Bayern München oder der FC Barcelona, sind den Parisern einen Schritt voraus, was Philosophie und ein unerschütterliches Selbstbewusstsein angeht. In Paris müssen sie die Täler erst noch durchwandern, die bei diesen Vereinen schon außerhalb des Blickfelds liegen.

Noch verliert PSG in den entscheidenden Situationen die Nerven. "Wird sich das irgendwann ändern?", fragte "France Football" und kam zu dem Schluss: "In jedem Fall scheint Tuchel den psychologischen Schlüssel in diesem Bereich nicht gefunden zu haben."

Der deutsche Trainer darf aber noch ein wenig länger am psychologischen Rätsel, das PSG heißt, knobeln und versuchen, die Denkmuster aufzubrechen. Präsident Nasser Al-Khelaifi stärkte ihm nach dem Aus den Rücken: "Ich vertraue ihm."

Worte, die nach einem solchen Trauma therapeutische Wirkung entfalten dürften.

Tim Brack

Du willst die wichtigsten Fußball-News direkt auf dein Smartphone bekommen? Dann trage dich für unseren WhatsApp-Service ein unter http://tiny.cc/ran-whatsapp


© 2024 Seven.One Entertainment Group