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Der FC Bayern vor dem DFB-Pokalfinale

Vom Fremdkörper zum Leistungsträger: Die wundersame Wandlung des Jerome Boateng

  • Aktualisiert: 04.07.2020
  • 17:11 Uhr
  • ran.de / Kevin Obermaier
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© Getty / Twitter / Instagram @jeromeboateng
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Vor einem Jahr war er quasi schon bei einem anderen Verein, jetzt ist er für den FC Bayern fast unverzichtbar: Die Entwicklung von Jerome Boateng in den vergangenen zwölf Monaten ist - auch im schnelllebigen Geschäft Fußball - bemerkenswert. Wie hat der 31-Jährige das geschafft?

München - "Ich glaube, er wäre gut beraten, sich einen neuen Verein zu suchen. Er wirkt wie ein Fremdkörper."

Ein Satz, der FCB-Fans noch in den Ohren klingeln dürfte. Ausgesprochen wurde er von Uli Hoeneß im Mai 2019, kurz nach der 29. Meisterschaft. Adressat war Jerome Boateng.

Ein einsamer Jerome Boateng, der sichtlich keine Lust mehr auf den FC Bayern hatte, den Titel nicht einmal mehr mit der Mannschaft feiern wollte, lieber mit seinen Töchtern abseits saß, gedankenversunken, apathisch.

Das Verhältnis zwischen Boateng und dem FC Bayern war im Mai 2019 kaputt.

Aber offensichtlich nicht irreparabel.

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Boateng wieder mittendrin

Im Juni 2020 feierte der FC Bayern seine 30. Meisterschaft - und Boateng war mittendrin.

In gut zwölf Monaten hat sich der einstige Fremdkörper zum Leistungsträger entwickelt. Oder besser: zurückentwickelt. Er erinnert wieder an den Boateng des Triple-Jahres, der WM 2014.

Der 31-Jährige vollzog eine wundersame, märchenhafte Wandlung. Anders als in den schönsten Geschichten der Gebrüder Grimm war hier aber kein Zauber am Werk, sondern zwei andere Dinge.

Boateng-Renaissance dank Flick - und Boateng selbst

Zum einen: harte Arbeit. Nach seinem geplatzten Wechsel zu Paris Saint-Germain ging Boateng offenbar mit einer "Jetzt-erst-recht"-Einstellung in den Urlaub, schuftete in der glühenden Hitze von Mykonos an seiner Fitness. Die FCB-Fans sahen schon im August einen deutlich austrainierteren Boateng als noch im Mai.

Zum anderen: ein Trainer (der angesichts seiner Bilanz vielleicht doch als Zauberer bezeichnet werden sollte). Fitness hin oder her, wäre Niko Kovac Coach geblieben, Boatengs Saison wäre, wie die des FC Bayern, wohl anders gelaufen. Aber ab November hieß der FCB-Hauptübungsleiter nun einmal Hansi Flick. Und er war es, der aus Boateng wieder eine Wand machte, auf die sich die Vorderleute jederzeit verlassen konnten.

Flicks Geheimnis? "Die Spieler müssen wissen, dass sie enorme Qualität haben", sagte der 55-Jährige nach der gewonnenen Meisterschaft bei "Sky". Und zitierte auch gleich noch den großen Udo Lattek: "Ich mache die Spieler lieber einen Kopf größer als kleiner."

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Flick und das Selbstvertrauen

Vertrauen statt Verunglimpfung. Es war genau das, was der heftig kritisierte, aus der DFB-Elf verbannte, angezählte Boateng gebraucht hatte.

Glaubt auch Flick: "Das Selbstvertrauen ist bei jedem Spieler ein wichtiger Faktor. Jeder Arbeitnehmer braucht doch eine gewisse Wertschätzung und Vertrauen in seine Leistungsfähigkeit. Darauf achten wir im Trainerteam sehr. Wir machen den Spielern allerdings auch deutlich, was wir von ihnen erwarten. Wir fordern und fördern", so der FCB-Trainer gegenüber der "Frankfurter Rundschau".

Aber, um nochmal auf die harte Arbeit zurückzukommen: "Natürlich haben seine aktuell starken Leistungen auch viel mit seiner Fitness zu tun."

Bockstarker Zweikämpfer

Diese "starken Leistungen" lassen sich auch durch Statistiken beweisen: In der abgelaufenen Bundesliga-Saison gewann der 31-Jährige 61,3 Prozent seiner Zweikämpfe - der zweitbeste Wert im Team hinter Javi Martinez, der allerdings deutlich seltener zum Einsatz kam.

Außerdem fing Boateng 31 Bälle ab, hinter Pavard (52) und Thiago (45) die drittmeisten bei den Bayern (zum ran-Datencenter).

Neben seinen defensiven Fähigkeiten zeigte Boateng auch wieder öfter seine Stärke in der Spieleröffnung, schlug präzise Flugbälle und bereitete zwei Treffer vor, unter anderem jenes von Lewandowski in Bremen, das zur Schale führte.

Kein Wunder, dass in der ersten Elf kein Weg an Boateng vorbeiführte, bei diesen Zahlen.

In 31 Spielen unter Flick blieb der Weltmeister nur viermal ohne Einsatz, wenn er nicht ohnehin gesperrt oder krank war - 2018/19 unter Kovac waren es noch 17 Nicht-Berücksichtigungen. 14 Partien absolvierte Boateng unter Flick über die volle Distanz.

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Keine Rede mehr vom Fremdkörper

So wohl auch im Pokalfinale in Berlin gegen Leverkusen (am Samstag ab 19:30 Uhr im Liveticker auf ran.de), sofern ihn nicht eine Verletzung ausbremsen sollte (was dank besserer Fitness deutlich seltener passiert als früher).

Vor einigen Tagen äußerte sich Uli Hoeneß wieder. Auch über Boateng. Bei "Sport 1" sagte er, dass er eigentlich "nicht über einzelne Spieler sprechen" wolle, "das ist Sache der Vereinsführung und des Trainers."

Aber auch: "Ich freue mich sehr, dass die Mannschaft und natürlich auch Jerome so hervorragend spielt."

Vom "Fremdkörper" im Mai 2019 zu "hervorragend" 2020. Auch im schnelllebigen Geschäft Fußball, in dem sich schon in einem Wimpernschlag alles ändern kann, wahrlich: eine wundersame Wandlung.

Kevin Obermaier

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