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Premier League

Mesut Özil beim FC Arsenal - Plötzlich verzichtbar

  • Aktualisiert: 05.12.2018
  • 20:08 Uhr
  • ran.de / Tim Brack
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© Getty Images
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Beim FC Arsenal funktioniert der Umbruch überraschend schnell und gut. Trainer Unai Emery veränderte zuletzt sogar sein etabliertes System - in dem es keinen Platz mehr für Özil geben könnte. 

München/London - Vor wenigen Monaten noch gab es eine unverrückbare Wahrheit: Wenn Mesut Özil fit ist, dann spielt Mesut Özil - ob in der deutschen Nationalmannschaft oder bei seinem Klub FC Arsenal.

Der feinfüßige Regisseur hatte unter den Bundestrainern Joachim Löw und Arsenal-Coach Arsene Wenger immer einen besonderen Platz. Die beiden würden ihn vermutlich weiterhin aufstellen, doch Wenger verließ Arsenal nach 22 Jahren, und Özil die Nationalmannschaft.

Im vergangenen halben Jahr ist viel passiert. Es gab die ernüchternde deutsche WM, in der Özil auf wie neben dem Platz nicht die glücklichste Rolle abgab. Und der FC Arsenal erhielt einen neuen Teammanager, der den Klub neu ausrichten soll. Kein Wenger mehr, kein Löw im Leben von Özil. Nun ist Unai Emery der einzige, der über einen Einsatz des begnadeten Spielgestalters entscheidet.  

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Özils Zahlen überzeugen

Unter dem Spanier gilt eine neue Wahrheit: Wenn Mesut Özil fit ist, heißt das nicht unbedingt, dass er spielt. Die veränderte Realität zeigte sich erstmals in Bournemouth am 14. Spieltag der Premier League. Özil war offiziell einsatzbereit, fand sich beim 2:1-Sieg aber über 90 Minuten in der Rolle des Zuschauers wieder.

Arsenal-Trainer Emery erklärte später: "Wir haben uns überlegt, wie wir uns in diesem Spiel - einem sehr anstrengenden Spiel mit Körperlichkeit und Intensität - besser präsentieren können." Eine Aussage, die den Umkehrschluss zulässt, dass Özil nach Emerys Empfinden den körperlichen Herausforderungen nicht gewachsen ist.

Dass Özil allgemein zu schwach für die beinharte Premier League wäre, muss niemand glauben. Der offensive Mittelfeldspieler widerlegt das seit nunmehr fünf Jahren mit bisher 55 Vorbereitungen und 30 Toren. Doch Özils Spiel ist nicht auf Wucht ausgelegt, es gleicht vielmehr einem Fluss, der sich Lücken und Wege sucht, wenn er auf ein Hindernis trifft.

Sich den Gegnern zu entziehen und in dessen Abwehrreihen Schwachstellen zu erspähen, ist Özils Spezialität. Er ist spiel- und laufstark. Aber ein Zweikämpfer ist er eben nicht.

Emery mit neuem System

Der Baumeister Emery wünscht sich aber offenbar genau das für sein Mittelfeld: mehr Wucht, mehr Zweikampfstärke. Er veränderte deswegen die Statik seiner Mannschaft. Beim fulminanten 4:2 im Derby gegen den Erzrivalen Tottenham und in Bournemouth legte Emery die neue Blaupause für sein Projekt vor. Er rückte vom etablierten 4-2-3-1 ab und spielte mit einer Dreierkette im 3-4-2-1.

Die Anpassung gepaart mit einer insgesamt erhöhten Kampfbereitschaft verleihen Arsenal eine Härte und Kompaktheit im Mittelfeld, die dem Klub lange abgesprochen worden war.

Ein wichtiger Faktor für diese Idee ist der Uruguayer Lucas Torreira, der gegen Tottenham ein Tor schoss und damit seine steigende Form bestätigte. Der WM-Fahrer entwickelt sich gerade zu der Art Spieler, der Özil davor war. Nicht auf derselben Position, aber mit einer vergleichbaren Wichtigkeit.

Wie wenig die Gunners in dieser Saison von Özil abhängig sind, zeigt auch eine wenig schmeichelnde Statistik. Wettbewerbsübergreifend gewann Arsenal 89 Prozent der Spiele ohne Özil, mit ihm nur 58 Prozent.

Streit zwischen Özil und Emery?

Auch beim Prestigesieg gegen Tottenham fehlte Özil - diesmal wegen gesundheitlicher Probleme. "Er hat Rückenschmerzen", erklärte Emery nach dem Duell die Abstinenz seines Regisseuers.

Nach dem besten Saisonauftritt seiner Mannschaft wehrte der Spanier Fragen zum verletzten Mittelfeldspieler ab: Er wisse nicht, wann Özil sich die Verletzung zugezogen haben und er wisse auch nicht, ob Özil das Spiel im Stadion verfolgt habe. Emery wollte lieber über die Spieler sprechen, die auf dem Platz gestanden hatten. Wie eben Torreira.

Die Episode weckte Erinnerungen an den dritten Spieltag, als Özil beim 3:1 gegen West Ham United krankheitsbedingt gefehlt hatte. Damals hatten die englischen Gazetten über einen Streit zwischen Özil und Emery berichtet. Der Trainer hatte widersprochen und beteuert, Özil sei krank gewesen.

Danach folgte eine Reaktion des Duos, die fast schon als trotzig bezeichnet werden kann: Emery gab Özil die Kapitänsbinde für vier Spiele. Der Regisseur bedankte sich mit guten Leistungen und schoss gegen Leicester sein 30. Premier-League-Treffer, der ihn zum alleinigen deutschen Rekord-Torschützen machte.

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Neuer "Spirit" bei Arsenal

Die Fragen kreisten zu diesem Zeitpunkt um einen möglichen Abschied von Aaron Ramsey. Er und Özil gelten im Mittelfeld als fast so unvereinbar wie einst Gerrard und Lampard. Jetzt könnten sich beide häufiger auf der Bank wiederfinden. Die englischen Medien spekulierten nun wiederum über einen Abschied von Özil. Das Boulevardblatt "Sun" will aus dem Umfeld des 30-Jährigen erfahren haben, dass er zwar bis zum Saisonende bleiben wird, im Sommer aber womöglich seine Optionen prüft. 

Vor dem Duell bei Manchester United (21 Uhr im Liveticker auf ran.de und in der App unter dem Reiter Live/Ergebnisse) stehen die Gunners bei 19 Pflichtspielen ohne Niederlage in Serie und belegen den vierten Tabellenplatz. "Mit uns ist zu rechnen in der Saison, das Ziel ist das Erreichen der Champions League", zeigte sich Torwart Bern Leno nach dem Sieg gegen Tottenham selbstbewusst.

Granit Xhaka, der die Kapitänsbinde von Özil übernommen hatte und an der Seite von Torreira aufgelaufen war, bestätigte der Mannschaft eine verbesserte Einstellung: "Der Spirit hat sich bei uns am meisten verändert."

Ob Özil wieder ein Rückgrat dieser Gemeinschaft werden kann, wird sich erst zeigen, wenn er seine Rückenprobleme überwunden hat. Am Montag trainierte er nur individuell. Auch die Reise nach Manchester kann er noch nicht mitmachen. Es ist eine schwierige Phase für Özil, in der er verzichtbar erscheint. Doch in einem halben Jahr, das weiß auch Mesut Özil, kann sich viel verändern.

Tim Brack

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