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Premier League

Renato Sanches: Vom portugiesischen Wunder- zum Problemkind

  • Aktualisiert: 30.11.2017
  • 17:57 Uhr
  • ran.de/Manuel Rauscher
Article Image Media
© 2017 Getty Images
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Nach einer schwierigen Zeit beim FC Bayern droht Renato Sanches auch bei Swansea City zu scheitern. Was ist nur mit dem einstigen EM-Shootingstar passiert? ran.de begibt sich auf Spurensuche. 

München - Es läuft die 37. Minute im Spiel zwischen dem FC Chelsea und Swansea City. Renato Sanches treibt den Ball im Mittelfeld nach vorne, sucht den freien Mitspieler. Dann spielt er den Ball auf die linke Seite – wo sich meilenweit kein Mannschaftskollege befindet. Die Kugel trudelt ins Aus. Trainer Paul Clement ist entsetzt, vergräbt sein Gesicht hinter den Händen. Zur Halbzeit erlöst Clement den überfordert wirkenden Sanches nach einer katastrophalen Leistung und nimmt ihn vom Feld.

Doch nach der Partie kommt es für Sanches erst richtig dicke. Fußballjournalist Adam Bate schreibt, dass der Swansea-Profi gegen Chelsea "eine der schlechtesten Einzelleistungen gezeigt, die ich in dieser Saison gesehen habe". Und auch Trainer Paul Clement, der den jungen Profi zuvor noch verteidigt hatte, muss eingestehen, dass sein Schützling eine ganz schwache Hälfte abgeliefert hat. "Sanches zeigt momentan nicht, was er kann und er hat überhaupt kein Selbstvertrauen", so das ernüchternde Fazit des Coaches.

Eigentlich wechselte Sanches in die Premier League, um dort nach seiner schwierigen Zeit beim FC Bayern, neues Selbstvertrauen zu tanken. Doch dieser Plan scheint nach acht Liga-Spielen bereits gescheitert zu sein. Denn die Szene im Chelsea-Spiel steht stellvertretend für Sanches' bisherige Auftritte im Swansea-Trikot. Viel zu oft in dieser Saison unterliefen dem Portugiesen Ballverluste und haarsträubende Abspielfehler.

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Was ist seit der EM 2016 mit Sanches passiert?

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Mittlerweile hat Sanches acht Liga-Spiele für Swansea absolviert, nur zweimal stand er über neunzig Minuten auf dem Feld. Ein Tor erzielt oder vorbereitet hat er noch nicht. Nicht mal einen Torschuss hat er in den acht Partien abgegeben. Man müsse Geduld haben mit Sanches, forderte Clement nach dem durchwachsenen Debüt des Portugiesen im September, er werde besser werden. Doch bislang ist keine Leistungssteigerung bei Sanches zu erkennen.

Zugegeben, es ist für Sanches nicht leicht bei Swansea Impulse zu setzen. Die "Swans" sind keine Spitzenmannschaft und kämpfen gegen den Abstieg. Dennoch hatte man sich von dem Europameister bei Swansea deutlich mehr erwartet. Vermutlich fragen sie sich nicht nur in Swansea, was mit Sanches passiert ist, seitdem er bei der EM 2016 zum besten Nachwuchsspieler des Turniers gewählt wurde und mit Portugal als Leistungsträger den Titel holte.

Bei dem Turnier spielte Sanches groß auf und hatte mit seinen starken Auftritten großen Anteil an dem portugiesischen Triumph. Ab dem Achtelfinale gehörte er zur Startelf und erzielte im Viertelfinale einen wichtigen Treffer gegen Polen. 

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Guardiola prophezeite ihm eine große Zukunft

Zuvor erlebte Sanches einen geradezu kometenhaften Aufstieg. Im Oktober 2015 feierte er als 18-Jähriger sein Profidebüt für Benfica Lissabon und konnte sich in der Liga sowie der Champions League sofort als Stammspieler etablieren. Am Ende der Spielzeit hatte er 32 Einsätze auf dem Konto, davon 27 von Beginn an. Der Nachwuchsprofi - der mit seiner starken Physis und gewaltigen Schusskraft beeindruckte - erzielte in seinem ersten Halbjahr als Profi prompt zwei Tore und sammelte ein Assist.

Halb Europa war damals hinter dem Mittelfeldspieler her, der gerade mal eine halbe Profi-Saison bei Benfica Lissbaon gespielt hatte. Der FC Bayern erhielt schließlich den Zuschlag und verpflichtet das Riesen-Talent für 35 Millionen Euro. Viel Geld für einen 19-Jährigen.

Doch die Experten waren sich einig, dass dem deutschen Rekordmeister da ein echter Transfercoup gelungen sein muss. Schließlich sagte auch Weltklassetrainer Pep Guardiola: "Er ist bei Weitem einer der besten jungen Spieler in Europa. Er hat eine große Zukunft vor sich." Hat sich der Spanier vielleicht doch getäuscht?

Beim FC Bayern wirkte Sanches häufig verunsichert

Bei den Bayern hatte Sanches von Beginn an einen schweren Stand, die Konkurrenz im zentralen Mittelfeld war riesengroß. Mit Thiago, Xabi Alonso und Arturo Vidal tummelten sich etliche Weltklassespieler, Sanches kam nur 25 Mal zum Einsatz - zumeist nur für wenige Minuten.

16 Mal wurde er eingewechselt, sieben Mal ausgewechselt. Nur zwei Mal ließ Trainer Carlo Ancelotti den Mittelfeldprofi über 90 Minuten ran.   

Doch die wenigen Chancen, sein Talent unter Beweis zu stellen, nutzte er nicht. Dem Youngster war seine Unerfahrenheit anzumerken, er wirkte häufig verunsichert und offenbarte auch immer wieder taktische Schwächen. Zwar blitzen auch ab und zu seine starken technischen Fähigkeiten auf. Es blieb aber bei wenigen Momenten.

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Es gab Integrationsprobleme

Beim FC Bayern begannen sie zu zweifeln, ob der Transfer nicht doch ein riesengroßes Missverständnis war. "Er hat Probleme mit der Integration. Es liegt an der neuen Sprache, am neuen Land, am neuen Klub, der neuen Mannschaft", erklärte Ancelotti dem "Kicker" damals in der Winterpause die Startschwierigkeiten des Portugiesen.

Aber auch in der Rückrunde wirkte es so, als sei Sanches nie hundertprozentig in München angekommen. Die traurige Bilanz am Ende der Rückrunde: 903 Spielminuten, null Tore, null Assists. Kam der Wechsel nach München also zu früh?

Ex-Bundesliga-Profi Fernando Meira glaubt das nicht. "Der Wechsel zu Bayern München war kein Fehler, weil Renato sicher die Qualität hat, um beim FC Bayern zu spielen", sagte er bei "Sport1".

Wie geht es für Sanches weiter?

Dennoch waren sich die Bayern-Bosse am Ende der vergangenen Saison einig, dass es besser ist, wenn Sanches nicht noch eine zweite Saison bei den Münchnern bleibt. Für 8,5 Millionen Euro verliehen sie den Youngster zu Swansea.

Die Leihe des Portugiesen läuft noch bis zum Ende des Jahres. Swansea hat keine Kaufoption, Sanches wird also erstmal zum FC Bayern zurückkehren. Doch wie geht es dann weiter? Der Konkurrenzkampf beim FC Bayern wird nicht kleiner werden. Im Gegenteil, mit Sebastian Rudy und Corentin Tolisso tummeln sich zwei weitere Profis im zentralen Mittelfeld. Sanches' Vertrag beim FC Bayern München läuft noch bis zum Juni 2021.

Für Meira ist der Fall klar. Er rät ihm, dass er in seine Heimat zurückkehren solle. "In Portugal könnte er bei Benfica wieder glücklich sein. Den Klub kennt er sehr gut, dort wurde er Profi und ich denke, dass er da eine wichtige Rolle spielen kann." 

Mit 20 Jahren ist er immer noch sehr jung

Egal ob Wechsel oder nicht. Laut Meira muss sich Sanches vor allem in einem entscheidenden Punkt weiterentwickeln. "Wenn man in England oder Deutschland spielt, dann muss man ganz stark sein - nicht nur fußballerisch, sondern auch im Kopf. Und ich denke, er ist noch nicht bereit, in diesen Ländern zu spielen", glaubt der Portugiese.

Bei aller Kritik darf man tatsächlich nicht vergessen, dass Sanches immer noch sehr jung ist. Mit 20 Jahren hat er noch immer die Möglichkeit, seinen Fähigkeiten – die er unbestreitbar besitzt – auf den Platz zu bringen. Ob er dass beim FC Bayern München schaffen kann, scheint aktuell allerdings mehr als fraglich.

Manuel Rauscher

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