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Leipzig-Gegner Sorja Luhansk: Ein Klub jenseits der Normalität

  • Aktualisiert: 23.08.2018
  • 17:39 Uhr
  • ran.de / Daniel Braun
Article Image Media
© getty
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Mit Sorja Luhansk kämpft in den Playoffs zur Europa League ein Verein gegen RB Leipzig um den Einzug in die Gruppenphase, der das Wort Normalität aus seinem Alltag streichen musste. 

München - Wer das Wort Luhansk hört, denkt nicht an Sport, nicht an Fußball. Man denkt an Krieg, an zerstörte Häuser - denn Luhansk ist als Ort eines der Synonyme für den Konflikt in der Ostukraine. Die Volksrepublik Luhansk, die prorussische Separatisten 2014 ausriefen, trägt den Namen der Stadt, aus der RB Leipzigs Playoff-Gegner in der Europa-League-Qualifikation kommt. Ein Duell jenseits der Normalität.

Diese Normalität endete für Sorja Luhansk im Frühjahr 2014. Der Konflikt in der Ostukraine entwickelte sich zu einem Krieg. Fußball war in der Region nicht mehr möglich, schon gar kein Profifußball. Sorja, zu deutsch "Dämmerung", musste wegziehen. Weg vom Krieg, weg von den eigenen Fans. Am 27. April 2014 fand das letzte Heimspiel im Awangard-Stadion statt. Seitdem sind die Luhansker in der Diaspora.

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Kiew, Odessa, Lwiw, Saporischschja

Die Liga-Spiele trägt der Klub in Saporischschja aus, gut sechs Autostunden südwestlich von Luhansk am Dnepr gelegen. Dort wird auch das "Heimspiel" gegen Leipzig stattfinden. Doch gerade im Europapokal hat Sorja schon einige Stationen hinter sich. Mal mussten Spiele in der Hauptstadt Kiew ausgetragen werden, mal in Odessa. In der vergangenen Saison spielten die Ostukrainer unter anderem gegen Hertha BSC in Lwiw ganz im Westen der Ukraine. Mit der kuriosen Folge, dass die Berliner zu ihrem Auswärtsspiel rund 400 km weniger Anreiseweg hatten als Luhansk zu seinem Heimspiel.

Trotz der widrigen Umstände erlebt der Klub gerade eine sportliche Blütezeit. In den vergangene vier Spielzeiten belegte man immer mindestens Rang vier in der ukrainischen Liga, konnte sich so für den Europacup qualifizieren. In den letzten beiden Jahren wurde sogar die Gruppenphase erreicht und mit Siegen über Hertha und Athletic Bilbao ließ man Fußball-Europa aufhorchen. Umso beeindruckender sind diese Erfolge, wenn man sich die wirtschaftliche Situation des Klubs vor Augen führt.

Keine Zuschauer - keine Einnahmen

Weil die Mannschaft seit vier Jahren im Exil spielt, fehlt natürlich auch die Unterstützung des heimischen Publikums. Eintrittskarten werden kaum verkauft, entsprechend gibt es auch kaum Einnahmen. Die Gehälter für die Spieler können seit Jahren nicht pünktlich gezahlt werden. Wirtschaftlich überleben konnte der Verein nur durch Zuwendungen von Yevhen Heller, der seit 2009 Präsident ist. Den Unternehmer, der seit 2006 auch Abgeordneter im ukrainischen Parlament ist, kann man allerdings nicht mit klassischen Fußball-Oligarchen vergleichen. Er hält den Verein über Wasser - nicht mehr und nicht weniger.

Die Erfolge verdankt Luhansk vor allem auch seinem Coach Juri Wernidub. Der hat 2011 das Ruder übernommen und formt immer wieder ein leistungsfähiges Team. Egal, ob mal zehn Spieler auf einmal den Klub verlassen, wie 2017, oder die Identifikationsfigur Mykyta Kamenjuka, der einzige in Luhansk geborene Spieler, verletzungsbedingt die Schuhe an den Nagel hängen muss. Ein Weiterkommen jetzt gegen die millionenschweren Leipziger wäre gar nicht hoch genug einzuschätzen.

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Sowjetischer Meister

Doch es wäre nicht der größte Erfolg der Vereins-Geschichte. 1972 nämlich wurde Sorja Luhansk Sowjetischer Meister. Am 16. September 2017 fand zum 45. Jahrestag dieses Erfolgs ein Spiel gegen eine Auswahl ehemaliger UdSSR-Spieler statt. Jedoch in Luhansk, von einem neuen, von der Regierung der Volksrepublik gegründeten Klub namens Sorja. Denn die hält den ursprünglichen Klub für einen Verein von Verrätern - Sorja und seine Fans gelten als pro-ukrainisch. Viele Anhänger des Klubs musste wie der Verein selbst deshalb aus der Region fliehen.

So sind die Fans mittlerweile über die gesamte Ukraine verteilt. Die unterstützung ihres Sorja ist schwierig, aber nicht unmöglich. Beim Sieg vergangene Saison in Bilbao war nur ein Ultra mitgereist. Er hatte ein Banner dabei. Auf dem stand: "Wir sind überall mit euch". Ein Satz, der bei jeder Fangruppe der Welt zu lesen sein könnte. Für Sorja, diesem Klub jenseits alles Normalen, aber hat er eine besondere Bedeutung.

Daniel Braun

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