EM 2021: 840.000 Corona-Fälle laut wissenschaftlicher Studie
- Aktualisiert: 18.01.2023
- 16:30 Uhr
- SID
Eine groß angelegte Untersuchung zeigt, dass die in elf Ländern ausgetragene EM zu rund 1000 Todesfällen geführt haben dürfte. Allerdings fanden die Infektionen nicht in den Stadien statt.
Die 2021 ausgetragene Fußball-Europameisterschaft ist laut einer Studie verantwortlich für etwa 840.000 Corona-Fälle in in zwölf der teilnehmenden Länder gewesen.
Daraus lässt sich laut der Untersuchung eine Zahl von rund 1000 Todesfällen ableiten.
In England, das bei dem Turnier bis ins Endspiel kam, stieg demnach die Anzahl der Ansteckungen besonders stark.
Der R-Wert habe sich dort an Spieltagen der Nationalmannschaft verdreifacht. In Schottland sei der Wert sogar um ein Vierfaches gestiegen.
Die Studie, an der unter anderem die Physikerin und Modelliererin Viola Priesemann vom Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation in Göttingen beteiligt war, wertete epidemiologische Daten wie die täglichen Fallzahlen und das Geschlecht der Infizierten aus.
Stadien selbst nicht als Infektionstreiber
Grund für die Infektionen seien jedoch nicht nur die teils vollen Stadien in den elf Gastgeber-Ländern, sondern vor allem Zusammenkünfte bei Public Viewings oder in Kneipen und Pubs gewesen.
"Die Stadien selbst sind als Infektionsort eher zu vernachlässigen im Verhältnis zu den Infektionen im ganzen Land", sagte Viola Priesemann laut "ARD".
Zu den Ansteckungen könnte auch der Rhythmus der Spiele beigetragen haben.
"Nach vier Tagen sind viele Menschen - wenn sie sich beim vergangenen Spiel angesteckt haben - zwar noch asymptomatisch, aber schon infektiös", erklärte Priesemann.
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Kein drastischer Anstieg in Deutschland
In Deutschland blieb ein drastischer Anstieg der Coronazahlen im Zusammenhang mit der EM aus.
Die Sieben-Tage-Inzidenz sank in der Zeit des Turniers bis Mitte Juli auf 7,1. Das bedeute laut Priesemann aber nicht, "dass bei der EM in Deutschland keine Infektionsketten losgetreten wurden".
Und weiter: "Daran kann man sehen, dass Infektionen keine Privatsache sind. Denn über solche Infektionsketten breitet sich das Virus auch in vulnerable Bevölkerungsgruppen aus."
Die paneuropäische Fußball-EM war 2020 aufgrund der Corona-Pandemie verlegt worden.
Nachdem durch den Einsatz von Schnelltests und Impfstoffen erhebliche Fortschritte in der Pandemiebekämpfung gemacht wurden, wurde das Turnier 2021 nachgeholt.