• Darts
  • Tennis
  • Alle Sportarten

Anzeige
Anzeige
Verlierer im Kampf um die EM 2024

Wieder keine EM: Türkei wittert "ein schmutziges Spiel"

  • Aktualisiert: 28.09.2018
  • 14:48 Uhr
  • SID
Article Image Media
© 2018 Getty Images
Anzeige

Zum vierten Mal ist die Türkei bei der EM-Bewerbung gescheitert. Die türkischen Medien reagierten mit harscher Kritik an der UEFA, während Bundestrainer Joachim Löw mit dem Verlierer mitfühlte. 

Berlin - Routiniert bügelte Recep Tayyip Erdogan alle kritischen Fragen über Menschenrechte, Wirtschaftskrise und inhaftierte Deutsche ab, doch die letzte Frage nach dem geplatzten EM-Traum vergaß der türkische Staatspräsident schlichtweg zu beantworten. Nach der halbstündigen Pressekonferenz in Berlin wurde Erdogan von Bundeskanzlerin Angela Merkel schnell vom Podium geführt, ohne dass sich einer von beiden zur Vergabe der EURO 2024 geäußert hatte. 

Anzeige
Die Welt zu Gast bei Freunden

Sommermärchen 2006: Diese Bilder wollen wir 2024 wiedersehen

Zwölf Jahre nach dem Sommermärchen möchte Deutschland wieder den Zuschlag für die Ausrichtung eines Fußball-Großereignisses bekommen. ran. de zeigt noch einmal emotionale Bilder von 2006 und 1988.

  • Galerie
  • 26.09.2018
  • 21:04 Uhr

Dabei ist das klare 4:12-Votum gegen die Türkei auch eine persönliche Niederlage für Erdogan, der der Europäischen Fußball-Union (UEFA) persönlich Steuerfreiheit und riesige Gewinne versprochen hatte. Der bekennende Fußballfan dürfte sich ähnlich fühlen wie seine 80 Millionen Landsleute: Die vierte (!) gescheiterte EM-Bewerbung nach 2008, 2012 und 2016 ausgerechnet gegen Deutschland löste in der Türkei Wut und Enttäuschung aus. 

Türkische Medien machen UEFA-Boss Ceferin zum Sündenbock

Bundestrainer Joachim Löw, der als Trainer am Bosporus gearbeitet und dort noch viele Freunde hat, fühlte mit dem unterlegenen Kandidaten mit. Er wolle der Türkei zur "sehr guten Bewerbung" gratulieren, sagte Löw, "wir sprechen über ein Land, das den Fußball liebt." In Zukunft sollte die Türkei "ein Turnier ausrichten". 

In der Stunde der Niederlage tat sich die türkische Öffentlichkeit aber schwer, die aus Deutschland gereichte Hand zu ergreifen. Eine ehrliche Aufarbeitung der auch im Evaluierungsbericht der UEFA festgehaltenen Schwächen (Menschenrechte, Wirtschaftskrise) fand auch nicht statt. Einige türkische Medien witterten gar eine Verschwörung, weil sich in den letzten Stunden vor der Wahl angeblich manche Exko-Mitglieder umentschieden hätten. 

"Ein schmutziges Spiel. Die Abstimmung wurde in einer Nacht gedreht", schrieb die Zeitung "Fotomac". Das Sportblatt "Fanatik" beschuldigte ganz offen UEFA-Präsident Alexander Ceferin, hinter den Kulissen Einfluss auf die Wahlmänner genommen zu haben: "Es war eine Deutschland-Operation von Ceferin." Für den ehemaligen Nationaltorwart Rüstü Recber ist der türkische Fußball zum Spielball der Politik geworden: "Wir haben gesehen, dass die Politik sich in den Sport einmischt und so Entscheidungen wie diese entstehen."

Externer Inhalt

Dieser Inhalt stammt von externen Anbietern wie Facebook, Instagram oder Youtube. Aktiviere bitte Personalisierte Anzeigen und Inhalte sowie Anbieter außerhalb des CMP Standards, um diese Inhalte anzuzeigen.

"Wir haben nicht verloren. Europa hat verloren"

Die regierungsnahen Zeitungen spielten auch die Özil-Karte aus. "Die UEFA sollte sich gegen Rassismus und Diskriminierung stellen, tat jedoch genau das Gegenteil, indem sie das Sportereignis an Deutschland vergeben hat, das unter dem Schatten des Rassismus steht", schrieb Yeni Safak. Das Blatt "Takvim" drückte die trotzige Stimmung in der Türkei am besten aus: "Wir haben nicht verloren. Europa hat verloren." 

Die DFB-Delegation wusste natürlich um die Brisanz des Wettstreits, die durch den Wirbel um das Foto von Erdogan mit Mesut Özil und Ilkay Gündogan nochmals deutlich zugenommen hatte. Auch deswegen hielt sich der deutsche EM-Botschafter Philipp Lahm im Moment des Triumphes mit dem Jubel zurück. "Wenn man gewinnt, das habe ich als Sportler immer festgestellt, gibt es auch irgendjemanden, der verliert", sagte der künftige OK-Chef des Turniers in sechs Jahren: "Und man muss auch den Verlierern immer wieder Respekt zollen."

Für den Respekt des Siegers kann sich die Türkei momentan nichts kaufen. Ob das Land einen fünften Anlauf auf die Austragung der Fußball-EM unternimmt, bleibt offen. 

Du willst die wichtigsten Fußball-News direkt auf dein Smartphone bekommen? Dann trage dich für unseren WhatsApp-Service ein unter http://tiny.cc/ran-whatsapp


© 2024 Seven.One Entertainment Group