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Copa America - Finale

Peru-Kapitän Paolo Guerrero: Vom Skandal-Stürmer zum Nationalheld

  • Aktualisiert: 07.07.2019
  • 16:48 Uhr
  • ran.de/Carolin Blüchel
Article Image Media
© 2019 Getty Images
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In der Bundesliga bremste sich Paolo Guerrero durch Skandale häufig selbst aus. In seiner Heimat wird er als Held gefeiert. Bei der Copa America kann der Kapitän der peruanischen Nationalmannschaft jetzt zu einem der ganz Großen aufsteigen. 

München - 15 Jahre ist es her, da sagte Gerd Müller dem jungen Sturmtalent Paolo Guerrero eine schillernde Karriere voraus. "Er hat alles drauf, er kann ein Großer werden", so der "Bomber der Nation", der den 20-Jährigen damals in der zweiten Mannschaft des FC Bayern trainierte. In der Bundesliga sollte sich die Prophezeiung nicht ganz erfüllen. Auch wenn sich 47 Tore in 161 Ligaspielen beim FC Bayern und beim HSV durchaus sehen lassen können.

Aber wenn Kapitän Guerrero die peruanische Nationalmannschaft im Finale der Copa America zum Sieg gegen Top-Favorit Brasilien führt, dürften sie ihm in seiner Heimat ein Denkmal setzen. Für den ersten Triumph bei der Copa seit 44 Jahren. Perus Nationalheld könnte sich dann mit Fug und Recht als einer der ganz Großen bezeichnen.

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Immer wieder für einen Skandal gut

In der Bundesliga hatte Guerrero immer wieder abseits des Platzes für Schlagzeilen gesorgt. So verbinden Fußball-Fans hierzulande den Torjäger eher mit dem berühmt berüchtigten Flaschenwurf gegen einen Fan (2010) als mit seinen Toren.

Guerrero verkörperte den Bad Boy: ein unbeherrschter junger Mann, der schon mal einem Fan Prügel androht, der nach einem Brutalo-Foul gegen Sven Ulreich (2012) eine monatelange Sperre absitzen musste. Oder der den Trainingsauftakt verpasste, weil er aus Flugangst in Peru nicht in die Maschine steigen konnte. Eben einer, der sein großes Potenzial nie ganz ausschöpfte. 

Aufstieg zum Star in Südamerika

Seit er 2012 von Hamburg zu Corinthians Sao Paulo gewechselt war und das Kapitel Deutschland mit 28 beendete, verschwand er in Europa aus dem Blickfeld. In Südamerika aber eroberte er die Herzen eines ganzen Kontinents im Sturm. Hier wurde ihm sein überschäumendes Temperament als Leidenschaft ausgelegt. Getragen von der Zuneigung der Fans explodierten plötzlich auch seine Leistungen.

2012 und 2013 gewann er mit Corinthians jeweils die Klub-WM, 2015 folgte der Meistertitel in der brasilianischen Liga. Es folgten Stationen bei Flamengo Rio de Janeiro und aktuell SC International Porto Alegre. Für Furore sorgte Guerrero vor allem auch mit der Nationalmannschaft. Dort stellt er Größen wie beispielsweise Claudio Pizarro mühelos in den Schatten.

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Dopingsperre für WM unterbrochen

Zweimal, 2011 und 2015, führte er die "Rojiblanca" zu Platz drei bei der Copa. 2011 sogar als Torschützenkönig. Überhaupt traf in dem Wettbewerb kein aktiver Spieler häufiger als Guerrero - bislang 13 Mal. 2018 schaffte er mit Peru die erste WM-Qualifikation seit 36 Jahren, hätte sich aber fast selbst um die Lorbeeren gebracht.

Ein Aufschrei ging damals durchs Land, als Guerrero nach einem WM-Qualifikationsspiel gegen Argentinien im Oktober 2017 positiv auf Kokain getestet worden war. Die Dopingsperre von 14 Monaten hätte das Aus des Kapitäns für die Weltmeisterschaft 2018 in Russland bedeutet. In den nationalen Medien war von Verschwörung die Rede. Guerrero selbst schob den positiven Test auf ein vermutlich verunreinigtes Grippemedikament.

Nach langem Hin und Her und einem offenen Brief der Gruppengegner Perus (Frankreich, Dänemark und Australien) setzte der Internationale Sportgerichtshof (CAS) die Sperre des Stürmers für die Dauer des Turniers aus. Einmalig in der Fußball-Geschichte.

Letzte Chance, Geschichte zu schreiben

Offiziell ist der 35-Jährige erst seit April 2019 wieder spielberechtigt. Pünktlich, um bei der diesjährigen Copa einen neuen Hype zu entfachen. Nach durchwachsener Hinrunde mit einem 0:5-Debakel gegen Brasilien warf Peru im Viertelfinale zunächst Uruguay und im Halbfinale Titelverteidiger Chile aus dem Wettbewerb – jeweils mit Toren von Guerrero. "Ich bin sehr stolz auf meine Teamkameraden. Die Mannschaft schreibt gerade Geschichte", sagte der frühere Bundesliga-Profi nach dem Final-Einzug.

Im Endspiel gegen die Selecao gilt Peru erneut als krasser Außenseiter. Guerrero interessiert das nicht: "Wenn Brasilien sich für den Favoriten hält, bitte. Ich respektiere das Land und spiele gerne hier. Aber im Fußball gibt es keine Favoriten. Das haben wir zuletzt bewiesen", so der Stürmer laut "Goal". Und er weiß: Es ist wohl seine letzte Chance, die Müller-Prophezeiung von vor 15 Jahren endlich wahr werden zu lassen.

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