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0:6-Klatsche gegen Spanien

Debakel der Nationalmannschaft: Der Offenbarungseid

  • Aktualisiert: 18.11.2020
  • 08:44 Uhr
  • ran.de / Andreas Reiners
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© 2020 Getty Images
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Die deutsche Nationalmannschaft geht zum Abschluss der Nations League 0:6 in Spanien unter. Ein Weckruf im letzten Länderspiel 2020. Es darf aber bezweifelt werden, ob Bundestrainer Joachim Löw die richtigen Schlüsse daraus zieht.

München/Sevilla - Irgendwann hatte Joachim Löw keine Lust mehr. Keine Lösungen. Keinen Zugriff. Keine Antworten.

Der Bundestrainer setzte sich auf die Bank und litt still, immer mal wieder unterbrochen von gelegentlichen Wutausbrüchen oder verzweifeltem Lamentieren. Seine Mannschaft erreichte er da schon längst nicht mehr.

Ändern konnte er deshalb nichts mehr an der historischen 0:6-Niederlage in der Nations League gegen Spanien.

Klatsche. Peinlichkeit. Desaster. Debakel. Offenbarungseid.

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Blutleer und ideenlos

Passt alles auf den Auftritt der deutschen Nationalmannschaft, der blutleer, ideenlos und wehrlos zustande kam. Ein Remis hätte zum Gruppensieg gereicht, stattdessen ließ sich das DFB-Team von Anfang bis Ende vorführen und an der Nase durch die Manege ziehen. 

Deutschland gegen Spanien in der Einzelkritik

Reichlich 6er! Die ran-Noten zum DFB-Desaster gegen Spanien

Vorgeführt, abgeschossen, untergegangen - die deutsche Nationalmannschaft erlebt in Spanien ein Debakel. Beim 0:6 in Sevilla kommt keiner der DFB-Akteure an seine Normalform. ran hat die Noten der Spieler.

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  • 17.11.2020
  • 22:45 Uhr

Was für die Spanier ein besseres Trainingsspiel war, wurde für die Löw-Truppe zu einer Lehrstunde. Zu einem Weckruf.

Wenn man sich denn wecken lassen will.

Immerhin: Löw wollte im Anschluss nichts beschönigen. Es wäre auch schwierig geworden, etwas zu finden, ohne sich komplett lächerlich zu machen.

"Das ist schwierig zu erklären. Es war ein rabenschwarzer Tag, an dem gar nichts funktioniert hat. Körpersprache, Körperspannung und Zweikampfverhalten, davon hatten wir nichts heute. Nach dem 0:1 haben wir unser gesamtes Konzept aufgegeben. Da hat Spanien uns ausgespielt. Wir sind irgendwo rumgelaufen - keine Organisation, keine Nähe zum Mitspieler, keine Kommunikation. Das war tödlich", sagte Löw.

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Keine Führung, keine Kommunikation

Offenkundig war allerdings, dass der deutschen Mannschaft die Führungsspieler fehlen. Leute, die vorangehen, auf den Tisch hauen, die Ärmel hochkrempeln, die sich zumindest gegen die Art und Weise dieser Niederlage stemmen. 

Denn natürlich kann man gegen Spanien verlieren, doch wie die Nationalmannschaft es schaffte, sich bis auf die Knochen zu blamieren, wirft Fragen auf.

"Wir haben vorher klar besprochen, was wir wollen und was wir nicht wollen", sagte Löw. Wenn man 0:3 zurückliege, sei es schwierig, ins Spiel zurückzufinden, so der Bundestrainer: "Dann hat man gegen Spanien eigentlich keine Chance mehr."

Was die Komplett-Aufgabe und fast 90-minütige Verweigerung aber nicht im Ansatz erklärt. Kein Einsatz, kein Wille, keine Gegenwehr, kein Biss, keine Präsenz – nichts. Schlimm: Gesprochen wurde auf dem Platz auch nicht, was man in Corona-Zeiten ja problemlos verfolgen kann.

Kroos auch verbal tatenlos

Toni Kroos, einer der angeblichen Anführer, blieb bei seiner Analyse so tatenlos wie auf dem Platz. "Das Spiel müssen wir analysieren. Es ist einiges zu tun", sagte er und flüchtete sich damit erfolgreich in die Welt der Floskeln. 

Torhüter Manuel Neuer, der in seinem 96. Länderspiel einen desaströsen Rekord-Abend - er überholte Legende Sepp Maier - erlebte, kritisierte: "Das war in Sachen Führung und Kommunikation zu wenig." Serge Gnabrys Erkenntnis: "Jetzt weiß man mal, wo man steht."

So sieht es auch Löw: "Heute haben wir gesehen, dass wir noch nicht so weit sind wie geglaubt oder wie gehofft. Wir waren auf einem guten Weg. Wir vertrauen den Spielern weiterhin, wollen das analysieren und zurückschlagen. Heute sind wir absolut zurückgeworfen worden. Das ist eine große Enttäuschung."

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Keine Reaktivierung der Weltmeister

Doch obwohl Dinge wie mangelnde Kommunikation oder Führung offenkundig sind, bleibt Löw in Sachen Ausmusterung der Weltmeister Jerome Boateng, Thomas Müller und Mats Hummels bei seiner Linie. Ein Comeback scheint ausgeschlossen, was auch DFB-Direktor Oliver Bierhoff bekräftigte. "Wir müssen die Situation zum richtigen Zeitpunkt bewerten. Das Vertrauen in die Spieler ist jetzt nicht völlig erschüttert. Wir müssen die richtigen Schlüsse ziehen", so Löw.

Auch eine Trennung von Löw ist ganz offensichtlich kein Thema, Bierhoff sprach dem Bundestrainer das Vertrauen aus.

Doch die Sorge, dass es nach dem WM-Debakel 2018 auch eine verkorkste EM 2021 gibt, sie wächst. Noch ist Zeit, wenn man denn die richtigen Schlüsse zieht. Die richtigen Lösungen findet. 

Löw hat sie im Moment nicht. So offenkundig wie an diesem schwarzen Dienstag war das schon lange nicht mehr.

Andreas Reiners

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