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Deutsche A-Nationalmannschaft in der Krise

ranSicht: Stagnation unter Joachim Löw - Besser wird’s nicht

  • Aktualisiert: 14.10.2020
  • 15:20 Uhr
  • ran.de/Martin Jahns
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© imago images/Schüler
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Die Nationalmannschaft offenbart beim 3:3 gegen die Schweiz einmal mehr eklatante Abwehrschwächen. Eine Weiterentwicklung seit dem WM-Fiasko 2018 ist nicht zu erkennen. Der Bundestrainer steht berechtigterweise scharf in der Kritik. Ein Kommentar von ran-Mitarbeiter Martin Jahns. 

München – Joachim Löw und die Nations League, das passt einfach nicht. Ein spärlicher Sieg gelang dem DFB-Team unter Löw in acht Spielen in dem von den Fans weitestgehend ignorierten Wettbewerb. Doch trotz der Bedeutungslosigkeit des Turniers lohnt sich ein Blick auf die Schwächen im deutschen Spiel.

Denn darin offenbart sich, dass sich seit dem desaströsen WM-Aus der deutschen Nationalelf 2018 herzlich wenig nach vorn bewegt hat - trotz Löws Umbruchsbemühungen.

In der laufenden Nations League ist das DFB-Team mit nur einem Sieg aus vier Spielen Gruppenzweiter hinter Spanien. Sportlich ist seit dem Nations-League-Abstieg 2018, der nur durch eine Turnierreform am grünen Tisch verhindert wurde, kaum Besserung auszumachen. Nach dem 3:3 gegen die Schweiz am Dienstag wird die Kritik an Bundestrainer Joachim Löw immer lauter.

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Kritik an Experimenten in der Abwehr

Wieder einmal stellte Löw um: Zum zehnten Mal in 21 Spielen nach dem WM-Debakel setzte er auf eine Viererkette, nachdem er zuletzt eine Dreierkette aufgeboten hatte. "Es ist wichtig, wenn wir uns in beiden Systemen verbessern. Man muss auch variieren können", begründete Löw die Entscheidung nach dem Spiel in der "ARD". Doch die Innenverteidigung aus Antonio Rüdiger und Matthias Ginter war gegen die Eidgenossen immer wieder überfordert.

Dem Bundestrainer fliegen seine Experimente zunehmend um die Ohren. "Ich habe vor dem Spiel bereits gesagt, dass sich die Mannschaft mit der Dreierkette am wohlsten fühlt. Jogi Löw wollte aber wieder einmal etwas Neues probieren. Damit muss jetzt Schluss sein", forderte etwa Lothar Matthäus nach dem Spiel in der "Bild". Sein Weltmeister-Kollege von 1990, Olaf Thon, orakelte bei Sport1: "Es geht seit 2016 immer in die falsche Richtung. Ich denke, dann (nach der EM, Anm. der Red.) ist die Zeit auch gekommen für einen jungen dynamischen Trainer, der Deutschland wieder nach oben bringt."

Und selbst Löws einstiger Schützling Bastian Schweinsteiger kritisierte in der "ARD" die Personalentscheidungen und Defensivphilosphie des Bundestrainers: "Man muss in der Abwehr zuerst ans Verteidigen denken und nicht ans Umschalten nach vorne. Wir haben in den letzten drei Länderspiele sieben Gegentore bekommen. Daran muss man arbeiten, um eine Chance bei der Europameisterschaft zu haben. Die Zeit ist nicht gegeben. Man muss die Abwehrreihe finden, von der man überzeugt ist. Man muss den Wortführer finden. Mir fehlt einer, der das Heft in die Hand nimmt in dieser Situation."

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Ausgemusterter Rüdiger bei Löw Stammkraft

Tatsächlich hat lediglich Rüdiger im Jahr 2020 in allen DFB-Länderspielen in der Innenverteidigung in der Startelf gestanden. Jener Rüdiger, der beim FC Chelsea in dieser Saison noch keine Minute gespielt hat und in den vergangenen fünf Spielen nicht einmal auf der Bank der Londoner saß. Und dieser Spieler soll Deutschlands Herzstück in der Abwehr sein...?

Zum letzten Mal zu Null spielte das DFB-Team am 16. November 2019 gegen Weißrussland, seitdem setzte es in sechs Spielen immer mindestens ein Gegentor.

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Fiasko 2018 als warnendes Beispiel

Kein Wunder, dass zuletzt Rufe nach einer Reaktivierung der ausgebooteten derzeitigen Leistungsträger ihrer Klubs Jerome Boateng oder Mats Hummels sowie in der Offensive Thomas Müller lauter wurden. Löw selbst sagte dazu noch im August, er sei der Letzte, der seine Entscheidung zum "Zeitpunkt X" nicht korrigieren würde. In der Defensive wäre es angesichts der vergangenen Spiele inzwischen höchste Zeit. 

Sicher: Löw ist 2020 auch ein Gefangener des erbarmungslosen Spielplans mit vollgepackten Länderspielpausen. Doch dass selbst vermeintlich unbedeutende Spiele wie in der Nations League nicht einfach abgehakt werden sollten, ruft die unsägliche Länderspielsaison 2017/18 in Erinnerung: Dort gewann die DFB-Elf im Vorfeld der WM in Russland nur eines von sechs Testspielen. Löw saß dennoch sicher im Sattel, dank des Bonus als Weltmeistertrainer von 2014 und des wohligen Gedankens an den ewigen, unverrückbaren Status des DFB-Teams als "Turniermannschaft".

Löw wirkt selbstherrlich und überheblich

Doch dieser Bonus ist nun endgültig aufgebraucht. Es gab seit 2016 zu viele schlechte Spiele, zu viele gescheiterte Experimente und einen nicht zu erkennenden Plan, welchen Fußball die runderneuerte Mannschaft auf dem Weg zur EM im nächsten Jahr spielen soll.

Hinzu gesellt sich Löws öffentlich zur Schau gestellte Unantastbarkeit. Sätze wie "Ich stehe über den Dingen, was Kritik betrifft" und das ständige "Ich weiß schon, was ich tue" wirken selbstherrlich und überheblich. 

Löw wird im Sommer 2021, wenn hoffentlich das EM-Endrundenturnier stattfindet, immer noch Cheftrainer der deutschen Fußballnationalmannschaft sein. Es sei denn, er geht von sich aus. Der DFB wird bis dahin die Füße stillhalten. Der Verband schleppt so viele andere Probleme mit sich rum, dass eine Trainerdiskussion intern gar nicht erst eröffnet werden dürfte. Sie ist aber definitiv da.

Martin Jahns

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