• Darts
  • Tennis
  • Alle Sportarten

Anzeige
Anzeige
Legat zur deutschen Nationalmannschaft

Thorsten Legat im exklusiven Interview: "Bierhoff und Löw hätten zurücktreten müssen"

  • Aktualisiert: 05.09.2018
  • 22:19 Uhr
  • ran.de / Dominik Hechler
Article Image Media
© imago/Jan Huebner
Anzeige

"ran.de" hat den ehemaligen deutschen Meister und dreifachen Pokalsieger Thorsten Legat zum exklusiven Interview getroffen. Dabei spricht der Ex-Bundesliga-Profi über die deutsche Nationalmannschaft, das Debakel bei der WM in Russland und die Personalien Joachim Löw und Oliver Bierhoff. 

ran.de: Herr Legat, Sie haben als Fußballer unter anderem einmal die Deutsche Meisterschaft, drei Mal den DFB-Pokal und einmal den Europapokal der Pokalsieger gewonnen. Wie beurteilen Sie als ehemaliger Profi und jetzt aktiver Beobachter die aktuelle Situation bei der deutschen Fußballnationalmannschaft?

Anzeige
Joachim Löw setzt für den Neustart auf die neuen Spieler
News

Löw setzt beim Neustart auch auf die Novizen

Joachim Löw setzt beim Neustart mit der deutschen Nationalmannschaft nach dem WM-Desaster auch auf seine Novizen.

  • 05.09.2018
  • 14:11 Uhr

Thorsten Legat: "Ich habe mir die Pressekonferenz von Joachim Löw in der vergangenen Woche natürlich auch angeschaut und auf mich machte das alles einen total durchgeplanten Eindruck. Da war nichts Echtes. Alles bleibt letztlich beim Alten, dabei sind für mich Löw und auch Teammanager Oliver Bierhoff die Schuldigen für das WM-Debakel in Russland. Sie hätten die ganzen Diskussionen um Mesut Özil und Ilkay Gündogan mit ihrer eigentlich vorhandenen Kompetenz schon früh im Keim ersticken können. Das ist aber nicht passiert und jetzt schieben sie die ganze Schuld quasi zwischen den Zeilen den beiden Spielern in die Schuhe. Das ist für mich schlechter Stil und deswegen müsste jetzt auch dringend ein kompletter Umbruch her."

ran.de: Glauben Sie, dass Joachim Löw nach wie vor der richtige Bundestrainer ist?

Legat: "Darüber lässt sich definitiv streiten. Ich finde, er hätte schon nach dem WM-Triumph vor vier Jahren einen sauberen Schnitt machen und auf dem Höhepunkt zurücktreten können. Einen besseren Zeitpunkt für so eine Entscheidung gibt es ja eigentlich nicht, es wäre ihm auch sicherlich keiner böse gewesen. Und Löw hätte Platz für einen neuen Trainer gemacht, der neue Ideen hätte einbringen und sie bis zum nächsten großen Turnier umsetzen können. Doch stattdessen ist er auch damals schon geblieben, hat jetzt die WM vergeigt und keine Lösung für die Causa Özil/Gündogan parat gehabt. Aus meiner Sicht hätte er beide einfach zu Hause lassen und zwei Spielern eine Chance geben müssen, die an der Schwelle zur Nationalelf stehen. Ich hätte da auch Bierhoff in der Pflicht gesehen. Aber nein, lieber haben sie Leroy Sane aus dem Kader gestrichen, der in England für seine starken Leistungen gefeiert wird. Diese Entscheidung ist für mich immer noch eine absolute Unverschämtheit."

ran.de: Wer wäre denn für Sie eine geeignete Alternative zu Löw?

Legat: "Das ist natürlich extrem schwer zu sagen. Einen Coach wie Jürgen Klopp wirst du nicht vom FC Liverpool loseisen können. Bundestrainer kann er ja auch noch später werden. Aber eigentlich ist es ja auch egal, wer der neue Bundestrainer werden würde - er könnte nicht viel falsch machen. Es wurde ja bereits vieles falsch gemacht. Löw ist für mich generell ein richtig guter Trainer, aber verbrannte Asche kannst du einfach nicht mehr herstellen. Er hätte jetzt schlicht und einfach zurücktreten müssen."

ran.de: Wie sehen Sie in diesem Zusammenhang die Rolle von DFB-Teammanager Bierhoff?

Legat: "Er hat genauso Fehler gemacht wie Löw. Bierhoff tut das WM-Debakel im Nachgang jetzt auch so ab und meint mehr oder weniger ganz lapidar, dass ja alle vier Jahre eine Weltmeisterschaft stattfinden würde. Das geht überhaupt nicht. Das gilt natürlich auch für den schlechten Stil, anderen die Schuld für das Abschneiden in Russland in die Schuhe zu schieben. Man sollte da in meinen Augen erst einmal bei sich selbst anfangen. Deswegen hätte Bierhoff meiner Meinung nach genauso zurücktreten müssen wie Löw."

ran.de: Muss die deutsche Mannschaft wieder näher an die Fans heranrücken?

Legat: "Auf jeden Fall. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass sie den Fans - die übrigens immer zu einhundert Prozent hinter der Mannschaft gestanden haben und es auch immer noch mit voller Leidenschaft tun - wie ein kleiner Hund hinterherlaufen sollten."

ran.de: Mit Sami Khedira hat es dieses Mal ein verdienter Spieler nicht in den Kader für die kommenden Länderspiele geschafft. Auf welche Spieler sollte der Bundestrainer in Zukunft bauen - und auf wen sollte er Ihrer Meinung nach eher verzichten?

Legat: "Sami Khedira ist für mich nur ein Bauernopfer. Natürlich war er bei der vergangenen WM nicht fit. Das hat man auch gesehen. Er hat richtig dicke Backen gehabt. Das war 2014 noch komplett anders, da war er topfit und ein absoluter Garant für den Titelgewinn. Aber körperliche Defizite kann man wieder aufholen. Khedira hat in meinen Augen als Spieler mehr für diese Mannschaft geleistet, als Löw als Bundestrainer. Deswegen hätte er auch einen anderen Umgang verdient gehabt. Ansonsten wird man abwarten müssen, wer sich in den kommenden Wochen und Monaten vielleicht auch in der Bundesliga für die DFB-Elf in den Vordergrund spielt."

ran.de: Sie waren als aktiver Spieler ein richtiger "Typ" mit Ecken und Kanten. Fehlen Ihnen solche Fußballer in der heutigen Zeit?

Externer Inhalt

Dieser Inhalt stammt von externen Anbietern wie Facebook, Instagram oder Youtube. Aktiviere bitte Personalisierte Anzeigen und Inhalte sowie Anbieter außerhalb des CMP Standards, um diese Inhalte anzuzeigen.

Legat: "Die Spieler werden heutzutage doch alle gesteuert wie Marionetten. Wenn sie nach einem Spiel Interviews geben, schauen sie immer zum Pressesprecher und achten darauf, ja nichts Falsches zu sagen. Das ist doch alles nur noch Einheitsbrei, jeder plappert dem anderen alles nach. Lass' die Jungs doch mal Emotionen zeigen. Ich hätte mir in meiner Zeit mit Sicherheit nicht vorschreiben lassen, was ich zu tun oder zu lassen habe. Da hätte ich jedes Mal lieber 1000 Euro Strafe gezahlt. Wir leben schließlich in einer Demokratie und da kann jeder seine eigene Meinung sagen."

ran.de: Im ersten Spiel nach der verkorksten WM in Russland geht es für das DFB-Team im UEFA Nations Cup in München ausgerechnet gegen Weltmeister Frankreich. Welchen Stellenwert hat dieses Spiel?

Legat: "Bei diesem Spiel treffen zwei große Nationen aufeinander und ich hoffe, dass sich bei der deutschen Mannschaft jeder auf dem Rasen so sehr zerreißt, dass die Fans am Ende der Partie stolz auf ihr Team sein können. Das wäre dann vielleicht der erste Schritt zur großen Versöhnung zwischen der Mannschaft und ihren Anhängern nach dieser so verkorksten Weltmeisterschaft in Russland."

Das Interview führte: Dominik Hechler

Du willst die wichtigsten Fußball-News direkt auf dein Smartphone bekommen? Dann trage dich für unseren WhatsApp-Service ein unter http://tiny.cc/ran-whatsapp


© 2024 Seven.One Entertainment Group