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Sechs Vorstände treten zurück

FC Barcelona: Der Machtkampf eskaliert

  • Aktualisiert: 10.04.2020
  • 19:45 Uhr
  • ran.de / Marcus Giebel
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© imago
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In der Corona-Krise macht der FC Barcelona besonders schwierige Zeiten durch. Die Wurzel allen Übels liegt jedoch bereits weit zurück. Nun haben sechs Vorstandsmitglieder die Konsequenzen gezogen. Für den heftig unter Beschuss geratenen Präsidenten Josep Maria Bartomeu ist das nur ein scheinbarer Sieg.

Barcelona/München - Der FC Barcelona steuert mit Karacho schnurstracks auf eine Führungskrise ungeahnten Ausmaßes zu. Was nur peripher mit der Corona-Krise zu tun hat.

Emili Rousaud erklärte zwar im Interview mit der Sporttageszeitung "Marca", dass das Geschäftsmodell der Katalanen, alle Einnahmen sofort zu verplanen, in diesen Zeiten für ungeahnte Schwierigkeiten sorgen wird. Daran trage Präsident Josep Maria Bartomeu jedoch keine Schuld, wurde diese Taktik doch schon viel länger angewandt.

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Sechs von 19 Vorständen treten zurück

Ansonsten jedoch hat der Geschäftsmann an der Spitze des Tabellenführers der Primera Division in den vergangenen Wochen und Monaten jede Menge Feuer gelegt. Mit der Folge, dass ihm nun knapp ein Drittel seines Vorstandes weggebrochen ist. Darunter auch Rousaud.

Sechs von 19 Vorständen haben ihren Rücktritt bekanntgegeben. Dank eines an Mitglieder und Fans gerichteten Schreibens kann jeder die Beweggründe einsehen. Die in Barcelona ansässige Zeitung "La Vanguardia" veröffentlichte den Abschiedsbrief, der zugleich eine Abrechnung mit Bartomeu ist.

Schritt sei "unwideruflich"

Die bisherigen Vizepräsidenten Rousaud und Enrique Tombas sowie die Funktionäre Silvio Elias, Josep Pont, Maria Teixidor und Jordi Clasamiglia teilen darin mit, dass ihr Schritt "unwiderruflich" sei. Der Punkt sei erreicht, "an dem wir das Vorgehen des Vereinsmanagements angesichts der anstehenden wichtigen Herausforderungen insbesondere im Hinblick auf die post-pandemische Zeit nicht umkehren können."

Darunter dürfte wohl die peinliche Posse um die Gehaltskürzungen fallen. Gegen diese hatten sich die Profis trotz Gesprächen mit der Vereinsführung gewehrt. Schließlich ließ die Chefetage jedoch die Muskeln spielen und stellte Lionel Messi und Co. vor vollendete Tatsachen. Das ganze Hickhack wurde in den spanischen Medien genüsslich breitgetreten.

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Präsident des FC Barcelonas Josep Bartomeu
News

FC Barcelona: Sechs Klubdirektoren treten zurück

Beim spanischen Fußballmeister FC Barcelona kehrt weiter keine Ruhe ein.

  • 10.04.2020
  • 16:00 Uhr

Fake-Profile kritisieren Bartomeu-Widersacher

Noch deutlich schwerer wiegt jedoch das sogenannte "Barcagate" um Fake-Profile in sozialen Netzwerken. Über diese wurden aktuelle und ehemalige Spieler sowie Bewerber um den 2021 neu zu vergebenen Präsidentenposten wie der frühere Klubboss Joan Laporta oder Victor Font diskreditiert.

Der Vorwurf gegen Bartomeu: Die Verunglimpfung seiner Kontrahenten sollte ihm den Weg zur Wiederwahl ebnen. Die Aussichten darauf waren schon zu Beginn des Jahres alles andere als gut. Eher düster.

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Installation von Xavi als Trainer scheiterte im Januar

Die unsägliche weil über Wochen hingezogene Entlassung von Trainer Ernesto Valverde im Januar sorgte da natürlich auch nicht für Aufheiterung. Zumal der als Nachfolger anvisierte Klub- und Fanliebling Xavi es zunächst vorzog, in Katar zu bleiben. So wackelte Bartomeu immer bedenklicher.

Es folgten die Enthüllungen um "Barcagate" - angeschoben vom Radiosender "Cadena SER". Das Sextett um Rousaud schreibt von einer "unglücklichen Episode in den sozialen Netzwerken", von der die Gruppe selbst erst aus der Presse erfahren haben will. Das Schreiben enthält die Bitte, nach der Prüfung des gesamten Vorgangs gewissenhaft über Verantwortlichkeiten und Entschädigungen zu entscheiden.

Bartomeus Stabschef muss wegen "Barcagate" gehen

Einen Kopf kostete der inszenierte Shitstorm, den sich wohl kein Soap-Schreiber hätte ausdenken können, bereits. Bartomeus Stabschef Jaume Masferrer wurde von seinen Aufgaben entbunden. Womöglich ist er jedoch nicht mehr als ein Bauernopfer.

In einem Streit, den die "Sun" bereits als Bürgerkrieg betitelte. Ein Bürgerkrieg in der Chefetage. Unter Anzugträgern. Als hätte der Verein jetzt keine anderen Sorgen.

Bartomeu widerspricht Vorwürfen

Bartomeu scheint derweil der Taktik verfallen zu sein, nur das einzugestehen, was sich nicht mehr leugnen lässt. Ja, der Klub habe das in Barcelona ansässige Unternehmen "I3Ventures" damit beauftragt, Vorgänge online zu überwachen. Aber die Vermutungen, es ginge darum, bestimmte Personen zu diskreditieren, seien "völlig falsch".

So der offizielle Standpunkt, als es zum historischen Aderlass im Vorstand der "Blaugrana" kam. Fast jeder Dritte der Entscheidungsträger im Klub entsagt dem Chef damit die Gefolgschaft. Der Schlussstrich trug die Eskalation endgültig in die Öffentlichkeit, war jedoch anscheinend alternativlos.

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Zurückgetretene Vorstände fordern schnell Neuwahlen

Das Lager um Rousaud, der Bartomeu nach eigenen Angaben bei den Wahlen 2015 noch begeistert gefolgt war, fordert nun schnelle Weichenstellungen für eine erfolgreiche Zukunft mit geeinter Führungsriege: "Als letzten Dienst für unseren Klub empfehlen wir, sobald es die Umstände zulassen, Neuwahlen anzusetzen."

Für Bartomeu muss das wie eine versteckte Drohung klingen. Denn die Trainerposse, "Barcagate" und zu allem Übel die Corona-Krise mit nicht abzusehendem Ausgang dürften wie Kletten am 57-Jährigen haften, die ihn immer weiter fernziehen vom künftigen Barca-Thron.

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Wohl nur ein Pyrrhussieg für den Barca-Boss

Den Machtkampf mit den Abtrünnigen mag er formal für sich entschieden haben. Doch auch Bartomeu dürfte schwanen: Ihm ist lediglich ein Pyrrhussieg gelungen.

Weil er an der Loyalität von Rousaud, Tombas, Elias und Pont gezweifelt habe, soll er dem Quartett nahegelegt haben, sich zurückzuziehen. Den Vereinsstatuten nach kann der Präsident die Vorstandskollegen zwar nicht entlassen, aber auf unbedeutende Posten abschieben.

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Bartomeu-Weg könnte ihn ins Verderben führen

Doch das Quartett ließ ihm am Ende nicht einmal diese Wahl. Obendrein erhielten die Verschmähten dann noch Verstärkung durch Teixidor und Clasamiglia, die Bartomeus Weg ebenfalls nicht weiter mitgehen wollten.

Der könnte für ihn nun direkt ins Verderben führen. Und den FC Barcelona in eine der größten Krisen der 120-jährigen Klubhistorie stürzen.

Marcus Giebel

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