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Zidane-Nachfolger

Julen Lopetegui: Ein Cruyffista für Real Madrid

  • Aktualisiert: 13.06.2018
  • 08:32 Uhr
  • ran.de/Marco Kieferl
Article Image Media
© imago/Agencia EFE
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Julen Lopetegui war außerhalb des spanischen Verbandes weder als Spieler noch als Trainer erfolgreich. Trotzdem könnte der Nationaltrainer genau die richtige Lösung für die Nachfolge von Triple-Champions-League-Sieger Zinedine Zidane sein.

Madrid/München – Noch am Montag sagte Julen Lopetegui noch im typischen Trainersprech vor der WM-Auftaktpartie seiner Spanier: "Portugal hat als Europameister eine grandiose Mannschaft, die voll von großartigen Spielern ist. Cristiano Ronaldo ist ein epochaler Spieler, aber seine Zukunft geht mich nichts an."

24 Stunden später sieht die Welt gänzlich anders aus, denn nun ist Lopetegui mit einem Mal Trainer von Real Madrid und hat als solcher natürlich eine ganz andere Strahlkraft, wenn er über die Zukunft seiner Spieler spricht.

Manchmal gehen die Dinge eben schnell im Fußball. Erst Ende Mai hatte der 51-Jährige einen neuen Vertrag beim spanischen Verband RFEF bis 2020 unterschrieben. Nach 20 Spielen in Folge ohne Niederlage sollte er Spanien möglichst nicht nur bis zum WM-Titel in Russland, sondern in eine langfristig erfolgreiche Zukunft führen.

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Lopetegui zu erfolglos für Real?

Damals war Zinedine Zidane aber eben noch nicht als Trainer zurückgetreten. Aber auch trotz seines Amts als Nationalcoach und der Vergangenheit als Nachwuchstrainer in Madrid wirkt der Nachfolger des dreifachen Champions-League-Siegers keineswegs wie eine typische Real-Lösung.

Zu klein erschien bis dahin Lopeteguis Name trotz des unglücklichen Rücktrittszeitpunkts im Vergleich zu den gehandelten Mauricio Pocchettino oder Antonio Conte. Selbst Castilla-Trainer Guti konnte immerhin als Spieler größere Erfolge nachweisen als sein neuer Vorgesetzter aus dem Baskenland.

Lopetegui schaffte es als Spieler zu seiner aktiven Zeit zwar sowohl zu Real, Barcelona und in die Nationalmannschaft, kam dabei aber nie über die Rolle des Ersatztorwarts hinaus. Als Vereinstrainer wurde er bei seiner ersten Station bei Rayo Vallecano nach zehn Spielen in der Segunda Division gefeuert, beim FC Porto war zwischen 2014 und 2016 nach anderthalb Saisons ohne Titel ebenfalls vorzeitig Schluss.

Nicht galaktisch, aber logisch

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Spaniens Nationalcoach Lopetegui wird Trainer in Madrid
News

Spaniens Trainer Lopetegui nach der WM zu Real

Spaniens Nationaltrainer Julen Lopetegui wird nach der WM in Russland neuer Trainer von Real Madrid.

  • 12.06.2018
  • 18:23 Uhr

Seine Trainervita im Vereinsfußball schreit mitnichten nach einem Trainer der Galaktischen. Vorgänger wie Zidane, Carlo Ancelotti, Jose Mourinho und sogar der ungeliebte Rafa Benitez konnten dank der herausragenden Erfolge als Spieler oder Trainer immer einen großen Namen vorweisen und waren damit für die Blancos in gewisser Weise vorzeigbar.

Lopetegui wird als Lösung in Spanien dennoch gelobt, weil er sich vor allem im spanischen Verband durch die Spielweise seiner Teams Respekt verdient hat. Zwischen 2010 und 2014 hatte Lopetegui zeitweise zwei Jugendmannschaften gleichzeitig und konnte mit den Europameistertiteln mit der U19 und U21 seine bislang einzigen beiden Titel als Trainer gewinnen. Dabei förderte er mit Isco, Dani Carvajal und Nacho Fernandez auch drei Spieler, die ihm jetzt sowohl im A-Team als auch bei Real begegnen.

Er ist kein Galaktischer, aber ähnlich der jüngsten Transferpolitik in Madrid eine pragmatische und sinnvolle Verpflichtung. Schließlich pflegt er durch seine Erfahrung beim spanischen Verband nicht nur gute Kontakte zu Leitwolf Ramos und den vielen Spaniern im königlichen Kader, er kann auch den in Madrid benötigten Umbruch vorantreiben.

Del Bosque: "Ein Mann mit Erfahrung Enthusiasmus"

Sechs Spieler aus Reals Startelf im Champions-League-Finale waren 30 Jahre oder älter, die Zukunft soll in Madrid wieder spanisch geprägt werden. Dafür bedarf es einen Experten im Umgang mit hoffnungsvollen Talenten wie Marco Asensio oder auch dem bisher von Zidane vernachlässigten Dani Ceballos.

Dass Lopetegui eine junge Mannschaft entwickeln kann, bewies er auch ohne Titel in Porto, als er mit der jüngsten Mannschaft der Champions League ins Achtelfinale marschierte und dort mit einem 3:1 gegen den FC Bayern und seinen Freund Pep Guardiola auf sich aufmerksam machte. Zu diesem Zeitpunkt wurden erste Wünsche laut, Lopetegui solle als verbandserprobter Trainer die schwierige Nachfolge von Vincente del Bosque antreten.

Wenige Monate später übernahm er das schwierige Erbe des Weltmeister-Trainers und erhielt von diesem zum Start reichlich Vorschusslorbeeren: "Er ist ein Mann mit viel Erfahrung. Gut ausgebildet, mit großem Enthusiasmus und enormer Lebensfreude bei der Arbeit."

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Cruyffista und Guardiola-Freund

Damals kündigte Lopetegui an, was man von ihm wohl auch bald in Madrid hören dürfte: "Wir werden keine Revolution in Gang setzen, sondern eher eine Weiterentwicklung mit unseren Ideen."

Als Cruyffista, wie die Spanier die Anhänger der Lehre Johan Cruyffs so wunderbar bezeichnen, hielt Lopetegui trotz der lauten Rufe nach Veränderung weiterhin auf totalen Ballbesitzfußball und sofortiges Pressing bei Ballverlust.

Es kommt nicht von ungefähr, dass Lopetegui sich gut mit Guardiola versteht und Sätze von ihm stammen wie: "Wenn wir den Ball haben, können wir angreifen und der Gegner kann uns nicht weh tun." Angesichts dessen erscheint es gut möglich, dass er mit diesem Verständnis Real künftig auch in der Champions League von einer phasenweise abwartenden, zu einer stets balldominanten Mannschaft machen wird.

Wird WM nun schwieriger?

"Wir sind eine Mannschaft, die den Ball haben will. Dennoch müssen wir Wege finden, auch mit den Momenten ohne Ballbesitz möglichst gut umgehen", beschrieb Lopetegui gegenüber "El Pais" unlängst den aktuellen Spielstil seines Teams: "Dafür müssen wir mit den Spielern, die uns zur Verfügung stehen, enorme Einsatzbereitschaft und Geschick nach dem Ballverlust an den Tag legen. Grundvoraussetzung dafür ist eine gute Organisation auf dem Platz."

Die ungeschlagene Serie der "Furia Roja" und Highlights wie das 6:1 im März gegen Argentinien gaben Lopeteguis Ansatz bislang immer Recht. Einfacher dürfte sein Job jedoch sicherlich vor der Verkündung seines neuen Arbeitsgebers gewesen sein.

Bei der WM droht ihm nun, dass jede seiner Personalentscheidungen auf die Goldwaage gelegt wird. Nach dem 1:1 gegen die Schweiz und dem 1:0 gegen Tunesien sind in Lopeteguis 4-3-3 vor allem in der Offensive noch einige Plätze offen.

Schwieriger Auftakt bei Real

Mit Ausnahme von Sergio Ramos und Dani Carvajal ist keiner der weiteren vier Real-Akteure gesetzt. Schenkt Lopetegui gegen Portugal und Co. Nacho Monreal, Isco, Vazquez oder Marco Asensio das Vertrauen, sollten seine Schützlinge besser abliefern. Nur so kann er mögliche Vorwürfe entkräften, er würde seine künftigen Spieler aus vereinspolitischen Gründen bevorzugen.

Bei der WM wird von Lopetegui nicht weniger als der Titel erwartet, in Madrid werden die Ansprüche kaum geringer sein. Dafür wird seine Sommerpause kurz und die Probleme kaum weniger als in der "Seleccion".

Bei Real gilt es, die angeblich unzufriedenen Superstars wie Gareth Bale und Cristiano Ronaldo zufrieden zu stellen. Während Ersterer vom favorisierten 4-3-3 Lopeteguis profitieren könnte, dürfte CR7 bereits in der Vergangenheit bei einer ganz bestimmten Aussage seines jetzigen Trainers aufgehorcht haben.

Lopetegui: "Messi ist der Beste der Welt"

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"Lionel Messi ist meiner Meinung nach der beste Spieler aller Zeiten. Es fällt mir schwer zu glauben, dass wir nochmals einen Spieler wie ihn sehen werden", schwärmte Lopetegui unlängst im Mai gegenüber "20minutos".

Über seinen künftigen Star sagte er im gleichen Atemzug: "Cristiano konnte neben Messi existieren und Titel gewinnen, weil er ein unglaublicher Wettkämpfer auf Grundlage seiner extremen Disziplin geworden ist. Er ist der mental stärkste Spieler der Welt und hat sich den Erfolg mehr verdient, als jeder andere Spieler, an den ich mich erinnern kann."

Spanien seit zwölf Jahren ohne WM-Auftaktsieg

Bereits am Freitag könnte Lopetegui seinem künftigen Spieler diese Ansichten nach dem Spiel erklären. Zuvor gilt es für ihn und die Spanier aber, anders als 2010 und dem bitteren 1:5 gegen die Niederlande 2014 nicht mit einer Auftaktniederlage zu starten.

Sonst droht ihm nach seinem plötzlichen Abschied gen Madrid nicht nur eine unruhige Weltmeisterschaft, sondern im schlimmsten Fall auch ein harter Auftakt bei den Königlichen.

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