Chaos-Sommer beim FC Barcelona
Spieler contra Barca-Bosse: Auch Dembele-Deal bringt keine Ruhe
- Aktualisiert: 29.08.2017
- 15:49 Uhr
- ran.de / Marcus Giebel
Die Verpflichtung von Ousmane Dembele täuscht nicht über den chaotischen Sommer beim FC Barcelona hinweg. Offenbar haben sich zwei Lager gebildet.
München - Die Verantwortlichen des FC Barcelona hatten gehofft, dass sich mit der Verpflichtung von Ousmane Dembele die Wogen im Verein glätten würden. Doch der Schuss ging wohl nach hinten los.
Bei der Vorstellung des Neymar-Nachfolgers gab es gellende Pfiffe der Fans für Klub-Präsident Josep Maria Bartomeu, verbunden mit der Aufforderung, endlich das Handtuch zu werfen.
Nicht nur bei den Anhängern ist der Unmut nach einem chaotischen Transfersommer groß. Die "Daily Mail" berichtet von einem Kalten Krieg zwischen der Chefetage und den Spielern. Das dicke Ende bahnt sich erst noch an.
Valverdes Wunschkandidaten kommen nicht
Auf dem Transfermarkt sammelte Barcelona in diesem Sommer zunächst einen Korb nach dem anderen. So soll der neue Trainer Ernesto Valverde laut "Marca" für die Verpflichtungen von Ander Herrera von Manchester United und San Sebastians Inigo Martinez geworben haben. Der Transfer von Nizzas Jean Michael Seri sei trotz Einigung mit dem Profi gescheitert, weil Barca die Deadline für die Ausstiegsklausel verschwitzt haben soll.
Statt neue Stars begrüßen zu dürfen, mussten sich die Katalanen von einem Gesicht der Mannschaft verabschieden. Neymar schloss sich nach fünf Jahren Barca dem französischen Scheich-Klub Paris St. Germain an. Die festgeschriebene Ablöse von 222 Millionen Euro ist da kein wirkliches Trostpflaster.
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Pique stellt Bosse bloß
Und gerade der Abflug des Brasilianers soll den Zwist zwischen den Schlipsträgern und den Profis vorangetrieben haben. So verriet Gerard Pique in der vergangenen Woche auf einer Pressekonferenz: "Wir Spieler wussten es seit Messis Hochzeit im Juni. Ob der Klub Bescheid wusste? Keine Ahnung, aber es ist nicht unsere Aufgabe, die Bosse darüber zu informieren."
Eine klare Spitze gegen Josep Maria Bartomeu. Barcas Präsident hatte noch Wochen nach Lionel Messis großem Tag verkündet, dass Neymar "zu 200 Prozent" bleibe und er sich nicht vorstellen könne, "dass ein Klub die Ablöse zahlen wird".
Klarer könnten Kommunikationsprobleme im Verein nicht offen zu Tage treten. Auch wenn Pique, der bekanntlich keinem Streit aus dem Weg geht, eine Spieler-Rebellion ins Reich der Fabel verwies.
Sportdirektor kritisiert Abwehrchef offen
Zuvor musste sich der Abwehrchef aber - offenbar als Replik auf seine Worte zum Neymar-Transfer - noch einem Scharmützel mit Sportdirektor Pep Segura stellen. Dieser kritisierte nach dem 1:3 im Hinspiel des Supercup gegen Real Madrid: "Bis zu Gerards Fehler lief alles gut. Diese Aktion hat das Spiel verändert."
Passiert war dies: Pique hatte den Ball beim Stand von 0:0 nach einer Marcelo-Flanke bei einem Rettungsversuch ins eigene Tor bugsiert. Die Antwort darauf folgte von Sergi Busquets - das Eigengewächs nannte Seguras öffentliche Kritik "nicht den richtigen Weg, um seine Gefühle auszudrücken". Klare Sache: Hier hält eine Mannschaft zusammen - gegen alle Widerstände aus den Büros der Bosse.
Barca-Spieler auf Neymars Party
Womit wir wieder bei Neymar wären. Bartomeu und Co. lassen derzeit kaum eine Chance sausen, um den einstigen Liebling wie einen Geächteten dastehen zu lassen. Entsprechend dürfte ihnen das vom Brasilianer gepostete Foto nicht sonderlich gefallen haben, auf dem dieser gemeinsam mit Pique, Messi, Luis Suarez und Ivan Rakitic posiert - den Gästen der Geburtstagsfeier seines Sohnes.
Pique versteht die aufgekommene Aufregung nicht: "Er war nicht nur ein Teamkollege, sondern ist auch ein Freund - und wir beenden diese Freundschaft nicht, nur weil er gegangen ist." Dummerweise entstand der Schnappschuss genau an dem Tag, an dem Barca die Klage gegen Neymar auf Rückzahlung eines bei der Vertragsverlängerung im vergangenen Oktober vereinbarten Bonus' publik machte.
Misstrauensvotum gegen Boss angestrengt
Mittlerweile soll der neue PSG-Profi eine Gegenklage angestrengt haben. Die Schlammschlacht ist also noch lange nicht beendet. Für Bartomeu droht jedoch von ganz anderer Seite Ungemach. Denn der im Präsidentschaftswahlkampf 2015 unterlegene Augusti Benedito will im September ein Misstrauensvotum gegen den Klub-Boss anstrengen. Stimmen dem 15 Prozent der Mitglieder zu, stünden Neuwahlen ins Haus.
Diese könnten den Weg freimachen für Ex-Präsident Joan Laporta - einen guten Freund von Messi und dessen Vater Jorge. Eine gute und enge Beziehung zum argentinischen Superstar ist mittlerweile eigentlich unabdingbar für Barcas Obere.
Messi hat immer noch nicht unterschrieben
Genau darin liegt ein weiteres Problem der aktuellen Chefetage. Bereits am 5. Juli verkündete der Klub, dass eine Einigung auf einen neuen Vertrag mit dem fünfmaligen Weltfußballer erzielt worden sei. Seither warten die Fans sehnsüchtig auf die Abschluss-Meldung.
Das dürfte sich auch nicht so schnell ändern. So soll Messi mit seiner Unterschrift zögern, weil ihm das Verhalten der Bosse in Bezug auf Neymar missfällt und er den wankenden Bartomeu nicht stärken will. Letzterer hatte vor einigen Wochen noch selbstbewusst versichert, das Thema sei vor dem Saisonstart vom Tisch.
Pique hat keine Zweifel
Pique zweifelt zwar nicht daran, dass der Superstar seine Zukunft auch über 2018 hinaus in Barcelona sieht: "Jeder weiß, dass er den Klub mehr liebt als irgendjemand sonst. Also sollte niemand besorgt sein, dass er nicht unterschreiben könnte." Doch ob Bartomeu das noch als Präsident erleben wird, ist ungewiss.
Der Sommer 2017 könnte bei Barca also weitere einschneidende Veränderungen nach sich ziehen - nach denen in der Mannschaft also auch in der Chefetage. Daran wird wohl auch der Dembele-Deal nichts ändern.
Marcus Giebel
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