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WM-Viertelfinale gegen England

Alter, Schweden: Der Star ist die Mannschaft

  • Aktualisiert: 07.07.2018
  • 12:32 Uhr
  • ran.de/ Andreas Reiners
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© imago/Bildbyran
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Schweden trifft im Viertelfinale am Samstag (ab 16 Uhr) auf England. Die Skandinavier sind der Rolle des Underdog entwachsen.

München – Es hört sich überholt an. Irgendwie altbacken, nach fürchterlicher Phrase. Marketing-Müll. Oder PR-Sprech. Es wird gerne einfach mal so dahin gesagt.

"Der Star ist die Mannschaft."

Puh. Schon 1000 Mal gehört. Der frühere Bundestrainer Berti Vogts prägt diesen Satz 1996 bei der EM, die Deutschland bekanntlich gewann. Damals passte das. Seitdem wird diese Weisheit immer wieder hervorgekramt und arg strapaziert. Es ist eine Ironie dieser WM, dass ausgerechnet die als "Die Mannschaft" bis zum Erbrechen durchkommerzialisierte deutsche Nationalmannschaft genau das nicht war – eine Mannschaft.

Doch Phrase hin oder her: Es steckt bis heute eine Menge Wahrheit in dieser Weisheit. Schweden lebt diesen Satz vor, die tiefere Bedeutung dahinter aus. Die Skandinavier haben keinen wirklichen Star, leben seit dem Beginn der Ära ohne Zlatan Ibrahimovic vom Kollektiv. Sind ohne ihn schwerer auszurechnen. Schweden agiert ohne die Bürde, dass alles über ihn läuft.

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Neues Konzept

Dafür impfte Trainer Janne Andersson seiner Truppe bereits während der erfolgreichen Quali ein komplett neues Konzept ein. "Früher hat Zlatan für uns das Spiel gewonnen, selbst an einem schlechten Tag", sagt Schwedens Stürmer Marcus Berg. "Jetzt sind wir eine Mannschaft, in der jeder für den anderen kämpft."

Und einsteht. Es gibt da noch eine Parallele zur DFB-Auswahl. Jimmy Durmaz, Mittelfeldmann mit türkischen Wurzeln, wurde nach seinem Foul an Timo Werner vor dem Freistoßtor zum 2:1 von Toni Kroos im Gruppenspiel gegen Deutschland angefeindet und rassistisch beleidigt. Die Schweden setzten ein Statement, stellten sich demonstrativ hinter Durmaz. Auf solch ein Zeichen wartet Mesut Özil bis heute.

Sofie Granqvist steuerte auch etwas zum Erfolg bei. Sie befahl ihrem Mann Andreas, Kapitän und Fels in der Brandung, trotz der Geburt des zweiten Kindes bei der Mannschaft zu bleiben. Das ist der Stoff, aus dem Erfolgsgeschichten sind. Einer für alle, alle für einen.

Die Großen schon geärgert

Wobei: Wenn einer der Star bei den Schweden ist, dann ist es wohl der Trainer, mit dem die Skandinavier in der Quali Schwergewichte wie die Niederlande und Italien ausschalteten, um dann in der Gruppe Deutschland und Mexiko hinter sich zu lassen und im Achtelfinale die mal wieder hoch gehandelte Schweiz aus dem Weg zu räumen.

Man liest es und merkt: Das alles ist kein Zufall, keine Eintagsfliege, kein Glücksgriff. Das alles hat System. Und natürlich steckt mehr dahinter als 23 Spieler, die nach dem Motto der Musketiere agieren und Leidenschaft, Kampf und Willen in die Waagschale werfen. Neben Talent kommt auch eine Menge taktischer Disziplin hinzu. Sie liefern eine homogene und körperlich sehr intensive Defensivarbeit ab, den Ball darf dabei gerne der Gegner haben. Alles sehr abgeklärt, aufeinander abgestimmt.

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Der Schweizer Valon Behrami brachte es auf den Punkt: "Sie zwingen dich, das Spiel zu machen. Aber du machst einfach kein Tor. Dann nimmst du irgendwann zu viel Risiko - und bist plötzlich in Unterzahl gegen ihre Konter."

Vielleicht ein wichtiger Pluspunkt: Dabei ist man nicht auf die Launen oder die Form einzelner Individualisten angewiesen. Bedeutet: Über ein Turnier kann sich der gefestigte und scheinbar unerschütterliche Teamgeist als entscheidender Faktor erweisen, kann eine Mannschaft tragen, Kräfte freisetzen, auch gegen qualitativ vermeintlich besser besetzte Teams. Sie haben ein Ziel, sie wollen Geschichte schreiben, legen ein erfolgreiches Kapitel nach dem anderen hin, beflügeln sich so auch selbst. Und natürlich zehrte man auch von der Rolle des Underdog, der man in einem WM-Viertelfinale nun aber nicht mehr wirklich ist.

Symbol Andersson

Fans haben immer ein gutes Gespür dafür, wer die Schlüsselperson ist. Als sein Name nach dem 1:0 gegen die Schweiz skandiert wurde, reagierte Nationaltrainer Andersson so, wie man das als Trainer reagieren muss. "Das ist für mich natürlich surreal: in Sankt Petersburg an der Seitenlinie zu stehen, und die Leute singen meinen Namen. Wenn ich ein Symbol sein soll, kann ich damit leben", sagte er. Betonte aber auch: "Aber es geht nicht um mich, es geht um das Team."

Berti Vogts hätte seine helle Freude an diesem Satz.

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