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WM 2018

Endlich wieder ein Elfmeter-Killer für England: Pickford besiegt den Fluch im Eiltempo

  • Aktualisiert: 04.07.2018
  • 22:47 Uhr
  • ran.de / Marcus Giebel
Article Image Media
© Getty Images
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Das WM-Achtelfinale gegen Kolumbien war Jordan Pickfords siebtes Länderspiel für England. Allein mit einer Parade macht sich der Keeper unsterblich. Damit gelingt ihm ein Konter gegen seine Kritiker.

München - Bei seiner Heldentat musste sich Jordan Pickford nicht einmal wirklich strecken. Englands Nummer eins schnellte beim Elfmeter von Carlos Bacca, Kolumbiens letztem Schützen, in die rechte Ecke, riss seine linke Hand hoch und ließ den unplatziert getretenen Ball beinahe lässig nach vorne abtropfen.

Einen Schuss später - Eric Dier hatte David Ospina mit etwas Glück überwunden - hatten die "Three Lions" erstmals seit zwölf Jahren ein K.o.-Spiel überstanden. Dank ihres ersten erfolgreichen Elfmeterschießens in der WM-Geschichte.

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Elfer-Fluch bei Weltmeisterschaften gebrochen

Für das seit 1966 nach dem zweiten Titel lechzende Mutterland des Fußballs war dieses 5:4 gegen Kolumbien weit mehr als ein Sieg. Denn an diesem Abend brach das ruhmreiche, aber erfolglose Team den Elfer-Fluch, der seit dem Halbfinal-Drama 1990 gegen Deutschland jeden englischen Schützen beinahe zu erdrücken schien.

Pickford war damals noch nicht auf der Welt. Doch die Bilder des an Bodo Illgner scheiternden Stuart Pearce und des über das Ziel hinausschießenden Chris Waddle dürften sich auch ihm längst eingebrannt haben. Seither versagten selbst großen Namen wie Frank Lampard oder Steven Gerrard vom Punkt die Nerven.

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Erster gehaltener Elfmeter seit 1998

Doch die andere bittere Wahrheit über Englands Elfmeterschießen war auch: Die Keeper von der Insel hielten einfach keine Strafstöße. Pickfords Parade war die erste seit 20 Jahren, damals entschärfte David Seaman den Schuss von Argentiniens Hernan Crespo.

Dazwischen liegen drei verlorene Elfmeterschießen bei Welt- und Europameisterschaften. Und so wird das Ende des 28 Jahre währenden Traumas immer untrennbar mit dem Namen Pickford verbunden bleiben.

Mit drei Länderspielen zum WM-Torhüter

Der Schlussmann vom FC Everton ist der Emporkömmling in einer mit jungen und hungrigen Spielern gespickten Mannschaft. Vor der WM hatte Pickford erst drei Mal für England gespielt. Trainer Gareth Southgate ließ im Vorfeld des Turniers auch den langjährigen Platzhirsch Joe Hart und Jack Butland ran, entschied sich letztlich für den jüngsten aus dem Trio.

Die absolut richtige Wahl - so scheint es nach dem extrem emotionalen Abend im Moskauer Spartak-Stadion. Der 24-Jährige überzeugt nicht nur mit Flugeinlagen wie bei Mateus Uribes Volleyschuss aus der Distanz, den Pickford sensationell aus dem Eck kratzte.

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"Wie ein Mittelfeldspieler"

Gerade sein starkes Aufbauspiel wird auf der Insel gerühmt - was auch den FC Bayern München bewogen haben soll, Pickford bei der WM zu beobachten. Sein Ex-Coach David Moyes lobt etwa: "Es ist, als würde man einem richtig guten Mittelfeldspieler zusehen."

Liverpools früherer Keeper Chris Kirkland schwärmt von den langen Abschlägen, mit denen Pickford das Spiel schnell macht: "Ich habe noch nie jemanden so gegen den Ball treten sehen wie Jordan. Ich hätte die Bälle niemals so weit schießen können."

Erst seit 2016 Stammkeeper in Premier League

Unter Moyes wurde der Linksfuß 2016 nach einer vier Jahre langen Leih-Odyssee durch die unteren Ligen Stammkeeper bei seinem Heimatklub AFC Sunderland. Ob das auch ohne die Ellbogenverletzung des Italieners Vito Mannone so gekommen wäre?

Auf jeden Fall hatten der schottische Teammanager und das Eigengewächs ihre Differenzen - etwa in Bezug auf die richtige Ernährung. Pickford galt immer als jemand, der es auf dem Teller schnell und deftig mag. Mit Moyes' Vorgehensweise bei dem Thema konnte er sich nicht anfreunden: "Er hat es mir nie persönlich gesagt, sondern immer nur in den Zeitungen thematisiert."

Doch rückblickend weiß er die Tipps sehr zu schätzen: "Man lernt auf dem Feld eine Menge, aber abseits davon noch viel mehr - ein besserer Mensch zu werden oder sich richtig zu ernähren." Und den Vorteil von bewusster Ernährung hat Pickford auch längst erkannt: "Ich fühle mich deutlich leichter und komme schneller in die Ecken."

Kritik nach Januzajs Schlenzer

Bei Adnan Januzajs sehenswertem Schlenzer zum Sieg der Belgier im letzten Gruppenspiel musste sich der Keeper, für den der FC Everton vor einem Jahr umgerechnet 28 Millionen Euro nach Sunderland überwies, dennoch geschlagen geben. Eigentlich kein Drama.

Doch die Torwartdiskussion ließ im von Patzern der Keeper geplagten England nicht lange auf sich warten. "Er nimmt die falsche Hand", monierte der frühere Weltklasse-Verteidiger Gary Neville. Belgiens Schlussmann Thibaut Courtois, beim FC Chelsea unter Vertrag, startete direkt eine Grundsatzdiskussion: "Er ist zehn Zentimeter kürzer als ich. Ich wäre da wohl drangekommen."

Nur Shilton kleiner als Pickford

1,85 Meter misst Pickford - von Englands WM-Torhütern war einzig der "große" Peter Shilton noch zwei Zentimeter kleiner. Der Gescholtene wehrte den Angriff aber gekonnt ab: "Es interessiert mich nicht, dass ich nicht der größte Keeper bin. Wichtig ist, im entscheidenden Moment zur Stelle zu sein und den Ball zu parieren."

Wie es ihm gegen Kolumbien gleich zwei Mal bravourös gelungen ist. Und wenn es beim nächsten Elfmeterschießen an freiwilligen Schützen mangelt, darf sich Southgate auch gern bei seiner Nummer eins melden. Dessen Bewerbung lautet wie folgt: "Wenn ich gebraucht werde, schieße ich auch einen."

Marcus Giebel

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