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Zweites Finale mit Deschamps

Frankreich: Fiasko, Skandale und ein Umbruch

  • Aktualisiert: 15.07.2018
  • 15:49 Uhr
  • ran.de/ Andreas Reiners
Article Image Media
© imago/Xinhua
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Didier Deschamps steht am Sonntag gegen Kroatien mit Frankreich in seinem zweiten Endspiel in Folge. Dabei lag die Equipe Tricolore vor acht Jahren noch am Boden.

München - Frankreichs Nationaltrainer Raymond Domenech steht vor Journalisten und verliest eine Erklärung seiner Spieler. Die sitzen demonstrativ im Bus. Streiken. Die größtmögliche Demütigung. Es ist der Tiefpunkt in der jüngeren Geschichte des französischen Fußballs. Ein nahezu irreparabler Image-Schaden.

Lichtjahre entfernt, könnte man meinen.

Dabei ist der in Frankreich als "Fiasko von Knysna" in die Geschichte des Landes eingegangene Skandal erst acht Jahre her. Doch der Fußball ist schnelllebig. Vier Jahre vor dem Eklat waren die Franzosen noch Vize-Weltmeister, 2018 schicken sie sich an, den Triumph zu wiederholen. Dazwischen gab es Skandale, Rückschläge und eine wichtige Wende.

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Immer wieder Skandale

Unter dem neuen Nationaltrainer Laurent Blanc schafft es Frankreich 2012 in das EM-Viertelfinale, scheitert dort am späteren Europameister Spanien. Es wird mal wieder ein unrühmlicher Abgang, durch Samir Nasri, der einen Journalisten als "Hurensohn" beschimpft, gibt es den nächsten Skandal.

Die echte Wende kommt mit Didier Deschamps, der nach der EM übernimmt. Und anpackt. Er leitet den dringend benötigten Umbruch ein, trifft harte, unbequeme Entscheidungen, mistet aus. Schreckt auch vor großen Namen nicht zurück.

Immer mit einem Leitsatz: "Für mich steht die Gruppe über allem. Ich treffe die Entscheidungen zum besten Wohl der Mannschaft", betont Deschamps. Gleichzeitig spült die neu aufgestellte und gleichzeitig exzellent funktionierende Nachwuchsarbeit mehr und mehr Talente in die nationale Spitze.

Zweitjüngster Kader

In Russland hat Frankreich den zweitjüngsten Kader hinter Nigeria, gespickt mit Jungstars wie Kylian Mbappe (19), Ousmane Dembele (21), Benjamin Pavard (22), Benjamin Mendy (23) oder Corentin Tolisso (23). Um wirklich nur die jüngsten zu nennen. Er kann es sich leisten, Spieler wie Kingsley Coman, Anthony Martial und Alexandre Lacazette zu Hause zu lassen.

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Deschamps' Arbeit trägt Früchte, bei der WM 2014 ist erst im Viertelfinale gegen Deutschland (0:1) Endstation. Neue Eklats kann aber auch er nicht verhindern. Nasris Freundin beschimpft ihn wegen der Nichtnominierung ihrer besseren Hälfte als "beschissenen Trainer". Stürmerstar Karim Benzema steckt im Winter 2015 in einem Sextape-Skandal, der ihn die Karriere in der Nationalmannschaft kostet. Und Franck Ribery weist er zurück, als der sich 2016 trotz Rücktritt für die Heim-EM anbietet.

Dort steht die Mannschaft vor dem großen Coup, spielt ein starkes Turnier, rächt sich im Halbfinale an Deutschland, scheitert im Finale aber überraschend an Portugal.

Immer die beste Mischung

Trotzdem: Der Umbruch ist vollzogen, neue Talente kommen, sein Credo bleibt. Nicht die besten Spieler machen den Kader aus, sondern die beste Mischung. "Der Knorrige", wie der Baske auch genannt wird, kommuniziert trotz seines Spitznamens viel, gewährt seiner Mannschaft auch mehr Freiheiten.

Auch wenn viele seiner Spieler seinen WM-Sieg 1998 nur aus Erzählungen kennen, spricht er nur ungern darüber. "Man muss mit der Zeit gehen. Meine Spieler waren vielleicht noch nicht geboren, aber sie haben Fotos gesehen", sagte er. "Ich will mit ihnen eine neue Seite der Geschichte schreiben, eine schöne Seite." 

Dafür sind alle Mittel recht. Denn alleine mit Schönspielerei gewinnt man keine Titel, seine Mannschaft steigerte sich im Turnier erst langsam, glänzte nur wenig. Im Halbfinale gegen Belgien ätzten die Verlierer über den französischen Anti-Fußball, über ein perfektioniertes, abegklärtes Zeitspiel in der Nachspielzeit. Deschamps ist das egal. "Ich habe Fußball nie des Spiels wegen gespielt. Immer des Gewinnens wegen", sagt er.

Er selbst würde mit einem weiteren Sieg selbst Geschichte schreiben. Der 49-Jährige wäre dann nach Franz Beckenbauer mit Deutschland (1974 als Spieler/1990 als Trainer) und Mario Zagallo mit Brasilien (1958 und 1962 als Spieler/1970 als Trainer) der dritte Fußballer, der als Trainer und Spieler Weltmeister wurde.

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Doch wo Sieger sind, sind Verlierer nicht weit. Deschamps weiß das. Und natürlich weiß er, wie die Reaktionen ausfallen werden, wenn er sein zweites Finale hintereinander verlieren sollte.

Der Umbruch unter ihm ist vollzogen - er wäre nur nicht vollendet.

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